Es braucht eine Engelsgeduld am Flughafen Zürich
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Genervte Passagiere:Braucht Engelsgeduld am Flughafen Zürich

Neue Scanner führen zu Megastau am Flughafen Zürich
Passagiere sind stinkhässig über Sicherheitskontrolle

Weil der Flughafen Zürich gerade auf Superscanner umrüstet, kommts zu langen Warteschlangen und wütenden Passagieren. Die neue Technologie ermöglicht 3D-Bilder des Reisegepäcks.
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Elektronik und Flüssigkeiten musst du ...
Foto: Flughafen Zürich AG

Darum gehts

  • Lange Warteschlangen am Flughafen Zürich wegen Umrüstung auf neue CT-Scanner
  • Neue Technologie ermöglicht 3D-Bilder des Reisegepäcks und erleichtert die Sicherheitskontrollen
  • 30 Prozent der Sicherheitskontrollkapazitäten stehen derzeit nicht zur Verfügung
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Nicola ImfeldTeamlead Wirtschaft-Desk

Die Adventszeit ist besinnlich. Nicht so dieses Jahr am Flughafen Zürich. Zwar ist dieser auch heuer wieder schön weihnachtlich geschmückt. Aber so richtige «Christmas»-Stimmung will am Airport einfach nicht aufkommen. «Ich bin schon Hunderte Male geflogen, so was habe ich noch nie erlebt», meinte ein Blick-Leserreporter am Sonntag. Andere sprachen von «Horror», und ein Reisender schimpfte gar: «Die Schweizer haben es echt nicht im Griff.»

Der Stein des Anstosses: lange Warteschlangen vor der Sicherheitskontrolle. Aktuell staut es sich beim Security-Check gerade enorm. Bis ein Passagier während der Stosszeiten den Sicherheitscheck passiert hat, braucht es viel mehr Geduld als sonst.

Denn: «Aktuell steht uns aufgrund der Umrüstung auf die neuen CT-Scanner das Geschoss 0 nicht zur Verfügung», teilte der Flughafen am Sonntag auf Blick-Anfrage mit. Am Dienstag präzisiert der Airport gegenüber Blick: Rund 30 Prozent der Kapazitäten in der Sicherheitskontrolle würden derzeit nicht zur Verfügung stehen. Und: Der Umbau dauere voraussichtlich noch bis Mitte Dezember.

Das bedeuten die Superscanner für dich

Aber was sind das genau für neue Geräte, deren Baustelle für den Megastau in der Adventszeit sorgt? Die Ironie der Geschichte: Es sind die Computertomografen, kurz CT-Scanner, die den Passagieren künftig Zeitersparnisse bringen sollen. Aber jetzt (noch) die Wartezeit verlängern.

Die Technologie erlaubt es, ein dreidimensionales Bild des Reisegepäcks zu machen. Die Sicherheitsangestellten können die Taschen schichtweise durchleuchten und damit sogar Sprengstoff erkennen. Das sogenannte Remote Screening ermöglicht den Sicherheitsmitarbeitenden, die Bilder der Gepäckinhalte nicht mehr direkt neben den Geräten prüfen zu müssen, sondern von einem separaten Raum aus. «Dadurch ist konzentriertes Arbeiten in einer ruhigen Umgebung möglich», teilt der Flughafen gegenüber Blick mit.

«Durch die neuen CT-Scanner ergeben sich verschiedene Vorteile auch für die Passagiere», freut sich der Flughafen Zürich auf die Zukunft. «Für sie wird vor allem der Komfort erhöht, indem sie ihre elektronischen Geräte und Flüssigkeiten nicht mehr aus dem Handgepäck nehmen müssen.» Die Hoffnung ist gross, dass die Schlangen beim Check-in so kürzer werden. 

Der Flughafen Zürich rüstet komplett um

Zwei CT-Scanner wurden seit über einem Jahr am Airport Zürich getestet. Nun werden die Sicherheitschecks flächendeckend umgerüstet – angefangen mit dem Geschoss 0. Wann es nur noch die neuste Technologie am Flughafen Zürich gibt, ist noch nicht klar.

Nebst den Superscannern werden auch neue Security-Scanner für Personen getestet. Sie lösen die herkömmlichen Metalldetektoren in der Testphase jedoch noch nicht ab, sondern sind nur für ergänzende Kontrollen vorgesehen. In solch einem Fall stehen Passagiere für kurze Zeit in den Security-Scanner. Er zeigt dann dem Personal auf einem digitalen Piktogramm die potenzielle Gefahrenquelle am Körper an. Das hat den Vorteil, dass die Geräte keine individuellen Körper- oder Persönlichkeitsmerkmale übermitteln.

Wie siehts mit der Flüssigkeitsregel aus?

Vorreiter der CT-Technologie in Europa war übrigens ein Schweizer Flughafen – jener in Genf. Seit 2018 sind dort drei 3D-Scanner in Betrieb. Die Erfahrungen in der Westschweiz fielen positiv aus: «Die 3D-Scanner beschleunigen den Vorgang sehr, da nichts mehr aus dem Gepäck genommen werden muss», sagte ein Sprecher des Genfer Airports zu Blick. Bis 2032 soll es in Genf nur noch CT-Scanner geben. 

Ein kleiner Wermutstropfen für alle Passagiere am Flughafen Zürich: Die Flüssigkeitsregel mit maximal 100 Milliliter Behältergrösse und einem Total von insgesamt einem Liter bleibt bestehen – bis mindestens Sommer 2026. Dann nämlich sollten alle 26 Kontrolllinien mit CT-Scannern ausgestattet sein.

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