Abgang von Lukas Gähwiler
Einer der letzten grossen Schweizer Banker tritt ab

Lukas Gähwiler, einer der einflussreichsten Schweizer Banker, beendet seine Karriere. Der 60-Jährige ist derzeit noch Vizepräsident der UBS. Was hinter dem Rücktritt steckt.
Publiziert: 12:54 Uhr
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Aktualisiert: 13:59 Uhr
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Lukas Gähwiler (l.) packt bald seine Sachen. Daneben: CEO Sergio Ermotti (M.) und CFO Todd Tuckner (r.).
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Lukas Gähwiler beendet seine Bankerkarriere bei der UBS
  • Gähwiler verkörpert typische Schweizer Tugenden wie Fleiss und Bodenständigkeit
  • Gähwiler wollte seine zweite Karriere bereits vor Jahren lancieren
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Martin SchmidtRedaktor Wirtschaft

Lukas Gähwiler (60) beendet seine Bankerkarriere so nüchtern, wie er sie geführt hat. Gähwiler stand in den vergangenen Jahrzehnten zwar nie im ganz grossen Scheinwerferlicht wie die CEOs und Verwaltungsratspräsidenten der UBS und Credit Suisse. Trotzdem tritt mit Gähwiler einer der einflussreichsten Schweizer Banker am Schweizer Finanzplatz ab. Wer ist der Mann, der im Schatten seines langjährigen Weggefährten UBS-CEO Sergio Ermotti (65) zum zweitmächtigsten Schweizer Banker im Land aufgestiegen ist? 

Gähwiler wuchs in St. Gallen auf und absolvierte eine Bankenlehre bei der St. Galler Kantonalbank. Nach einem holprigen Start in der Lehre erwachte sein Ehrgeiz und führte ihn mit Anfang dreissig zur Credit Suisse. Dort war er zwei Jahrzehnte lang in verschiedenen Kaderpositionen tätig – zuletzt als Chef des weltweiten Kreditwesens im Private Banking.

Der Feuerwehrmann im Peugeot

Danach folgte ab 2010 ein Feuerwehreinsatz bei der UBS: Die Grossbank musste 2008 vom Staat gerettet werden, weil sie sich auf dem US-Hypothekenmarkt verzockt hatte. Das Image war futsch. UBS-CEO Oswald Grübel (81) sah in Gähwiler den richtigen Mann, der die Bank als Chef des Schweizers Geschäfts auf dem Heimmarkt wieder beliebt machen sollte – mit Erfolg.

Die Wahl kam nicht von ungefähr: Gähwiler vertritt typische Schweizer Tugenden wie Fleiss, Pünktlichkeit und Bodenständigkeit, wie eine Anekdote zeigt. Oswald Grübel sagte Gähwiler einst, dass er seinen Peugeot doch gegen ein Auto tauschen soll, das zu einem Banker in seiner Position passt. Die dicke Luxuskarosse sucht man trotz Millionensalär jedoch auch heute noch vergebens in Gähwilers Garage. Häufig ist er im Zweitauto, einem Mini, unterwegs, weil der Nachwuchs lieber den Audi ausleiht.

Ehrgeizig, pingelig, Familienmensch

Das grosse Jetsetleben als Banker hat ihn ebenfalls nie wirklich gelockt. Auch wenn er bei der Credit Suisse einige Jahre in Nordamerika tätig war. Doch die Schweiz war Gähwiler gross genug.

In der Branche wird Gähwiler als jemand beschrieben, der früh am Morgen im Büro ist, akribisch arbeitet, aber auch viel von seinem Team fordert. Er selbst sagte einmal in einem SRF-Interview, dass ihn seine Frau als pedantisch und pingelig bezeichne. 

Gähwiler gilt auch als ausgesprochener Familienmensch: Das allsonntägliche Familiendinner mit seiner Frau und den drei Kindern – die zwischen 20 und 26 Jahre alt sind – soll ihm heilig sein.

Bankenausstieg verschoben

Dass Gähwiler heute überhaupt noch als Banker arbeitet, war so eigentlich nicht geplant. Nach den intensiven Jahren als CEO des UBS-Schweizgeschäfts wollte er 2016 kürzertreten – und mehr Zeit mit den Kindern verbringen. Die UBS konnte ihn schliesslich in der Rolle als Verwaltungsratspräsident der UBS Schweiz halten, in der er sich weiterhin auch um grosse Kunden gekümmert hat.

Gähwiler gleiste in den Folgejahren seine zweite Karriere ausserhalb der Bankenwelt auf und wurde in den Verwaltungsrat der Ringier AG, die auch den Blick herausgibt, und der Pilatus Flugzeugwerke AG gewählt.

Chef der CS-Integration

Die ein klein wenig ruhigere Phase war jedoch rasch vorbei. Mit Ralph Hamers (59) als UBS-CEO und Colm Kelleher (68) als Verwaltungsratspräsident sollte Gähwiler 2022 den Posten als Vizepräsident im VR übernehmen und dort seine Schweiz-Expertise einbringen. Der Bankausstieg musste warten. 

Als Vizepräsident kümmert er sich seit 2023 um die Integration der Credit Suisse in die UBS, die inzwischen weit vorangeschritten ist und im nächsten Jahr zum Abschluss kommen soll. Ein anderes Dossier wird er voraussichtlich unabgeschlossen an seinen Nachfolger Markus Ronner (59) übergeben: Der Bundesrat will der UBS eine höhere Eigenkapitalquote auferlegen. Die Nachwehen der Last-Minute-Rettung der gescheiterten Credit Suisse sorgen in der Grossbank für reichlich Unmut.

Ronner soll im April 2026 in den Verwaltungsrat gewählt werden. Danach wird es Gähwiler wohl einige Zeit etwas ruhiger angehen lassen. Dann hat er wieder mehr Zeit für die Familie und Sport in der Natur. Bei Sport lerne man Disziplin, sagte er einst. Dass Gähwiler aber plötzlich nur noch auf dem Golfplatz – wo er seit Jahren nicht mehr gesichtet wurde – oder auf einer Joggingrunde zu finden ist, scheint abwegig. Wahrscheinlicher ist es, dass er bereits in naher Zukunft in einem weiteren Verwaltungsrat auftaucht. 

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