Darum gehts
- Die Südtiroler Berge sind überfüllt mit Touristen, Einheimische sind frustriert wegen Massenansturm
- Wanderer sind schlecht ausgerüstet, hinterlassen Müll und benehmen sich respektlos
- Bürgermeister beklagt sich über unzählige Wohnmobile, die die schönsten Plätze des Tales bevölkern
Hochbetrieb in Südtirol! Mitten in den Sommerferien ist auf den Wanderwegen in der bei Schweizern beliebten Region in Italien der Teufel los. Hundertschaften von Touristen ziehts in die Berge. Sie wollen nur eines: ein cooles Foto mit den berühmten Dolomiten-Gipfeln des Seceda (2519 Meter über Meer). Sie sind schlecht ausgerüstet, laut und lassen ihren Abfall zurück – und führen sich auf, als würden sie einen Freizeitpark besuchen.
Jetzt reichts den Einheimischen, wie verschiedene Berichte in den lokalen Zeitungen zeigen. Das überrascht, denn eigentlich verdienen sie mit den Touristen gutes Geld. Carlo Zanella, Präsident des Südtiroler Alpenvereins, sagt dem «Corriere della Sera»: «Früher kamen Bergsteiger vorbereitet, ausgerüstet, mit Karte. Heute fahren manche mit Sonnenschirm und Flipflops hoch – und bleiben oben hängen, weil sie nicht wissen, wann die Bahn fährt.»
«Sie fliehen aus Südtirol»
Die Berge seien heute «voll von Unbedarften und Proleten», schimpft er. Der Rummel sei selbst vielen Gästen zu viel. «Sie fliehen bereits aus Südtirol», führt Zanella er. Und fügt frustriert an: «Ich selbst besuche die Berge nur noch im Veneto. Wenn es dort voll ist, gehe ich nach Friaul.» Nach Südtirol kehre er erst zurück, «wenn es wieder leer ist».
Es gibt aber auch Südtiroler, die sich über den Ansturm der Gäste freuen. So will die Betreibergesellschaft laut dem «Corriere della Sera» die Förderkapazität der Seilbahn verdreifachen, um auch im Sommer so richtig Geld zu machen. Das tut auch ein frustrierter Bauer, über dessen Land ein bei Instagram-Wanderern beliebter Weg verläuft. Er hat aus Protest gegen den Overtourism ein Drehkreuz aufgestellt – und 5 Euro pro Person kassiert.
«Es wird in jedem Loch campiert»
Auch weiter unten im Tal leiden die Einheimischen unter den vielen Touristinnen und Touristen. Im Pustertal sorgen Camper für Ärger, die mit ihren Wohnmobilen Strassen und Parkplätze verstopfen – ohne für die Übernachtung zu zahlen. Politiker fordern nun Gesetze, um gegen die nervigen Camper vorgehen zu können, wie das Onlineportal stol.it berichtet.
Dominik Oberstaller, Bürgermeister von Welsberg-Taisten, wettert: «Unzählige Wohnmobile bevölkern die schönsten Plätze des Tals. Am Abend stellen sie Tische und Stühle auf und machen ein Feuer oder grillieren!» Es werde «in jedem Loch campiert, das wir nicht absperren». Aber keiner fühle sich zuständig. Derweil wächst die Wohnmobil-Wut der Einheimischen weiter. «Es ist eine Katastrophe», so Oberstaller, der von der Touristenflut genauso genervt ist wie Alpenverein-Chef Zanella.