Darum gehts
- Davos verschärft Kontrollen gegen missbräuchliche Nutzung von Erstwohnungen
- Wohnsitz-Tricksereien aufgrund grosser Preisunterschiede zwischen Erst- und Zweitwohnungen
- 15 Strafanzeigen bei der Bündner Staatsanwaltschaft eingereicht
Auch in den Alpen gilt das entscheidende Kriterium beim Immobilienkauf: Lage, Lage, Lage. Insbesondere dann, wenn es um eine Ferienwohnung in den Bergen geht. So ist beim Preis für eine Zweitwohnung auch die Höhenlage ausschlaggebend. Objekte über 1000 Metern sind um 20 Prozent teurer als tiefer gelegene, zeigte eine Auswertung der Immobilienberatung Wüest Partner vom letzten Dezember. Entsprechend geht in den Schweizer Winterdestinationen die Preisschere zwischen Erst- und Zweitwohnungen immer weiter auf, ausgelöst durch die Zweitwohnungs-Initiative.
Diese Entwicklung kennt auch die höchstgelegene Stadt Europas: Davos GR. Wegen des Preisunterschieds kommt es offenbar zu Wohnsitz-Tricksereien, wie die «Südostschweiz» schreibt. Heisst: Bewohner nutzen ein Erstwohnobjekt, obwohl sie ihren Wohnsitz und/oder ihren Lebensmittelpunkt nicht in Davos haben. De facto ist die Wohnung in Davos also eine Zweitwohnung. Es gebe «viele, viele Verdachtsfälle», sagte Valérie Favre Accola (52), Vorsteherin des Davoser Hochbauamts, laut dem Bericht an einer Sitzung des Lokalparlaments.
Davos hat 15 Strafanzeigen eingereicht
Die Stadtregierung hat deshalb einen Beschluss verabschiedet, um die missbräuchliche Nutzung von Erstwohnungen zu bekämpfen. Dieser geht auch deutlich weiter als die Massnahmen von Pontresina GR, wo die Gemeinde mittels Fragebögen den Nachweis verlangte, dass es sich nicht um eine Zweitwohnung handelt. Davos setzt hingegen auf verschärften Kontrollen vor Ort. Wohnungen mit Erstwohnungseintrag werden systematisch und periodisch überprüft.
Wer schummelt, muss mit juristischen Konsequenzen rechnen. «15 Fälle haben sich erhärtet und die Gemeinde Davos hat auch bereits Strafanzeige bei der Bündner Staatsanwaltschaft eingereicht», sagte Favre Accola, die Frau des Ex-Skirennfahrers Paul Accola (58), zur «Südostschweiz». Die Verfahren würden noch laufen.
Zweitwohnungsmarkt ist aus dem Lot geraten
Dass Davos nun auf verschärfte Kontrollen setzt, hat mit der Wohnungsnot in der Gemeinde zu tun. Die Lage auf dem Wohnungsmarkt hat sich zuletzt stark zugespitzt – was sich etwa auch an den Wucherpreisen für das nächste WEF 2026 zeigt. «In früheren Jahren wurde es vielleicht nicht als dringliche Notwendigkeit angesehen, sehr rigoros zu kontrollieren, weil es auf dem Markt noch genügend Wohnungen gab», so das Davoser Regierungsmitglied zur Zeitung. Und weiter: «Diese Situation hat sich aber komplett geändert.»
Gerade bei Zweitwohnungen ist der Markt in Tourismusdestinationen aus dem Lot geraten. Weil viele Berggemeinden keine neuen, zusätzlichen Zweitwohnungen mehr bauen dürften, steigen die Preise für die verbliebenen Objekte in immer schwindelerregendere Höhen. Gerade in den letzten Jahren kam es zu einer Preisexplosion, weil Bauunternehmer bis zur Umsetzung der Zweitwohnungs-Initiative viel auf Halde planten und bauten.
Welche seltsamen Blüten der Immobilienmarkt mit Zweitwohnobjekten treibt, zeigt ein Beispiel in der Davoser Nachbargemeinde Klosters GR. Beim Immobilienprojekt «Mareia» werden Interessierte ohne Wohnsitz in Kloster ordentlich zur Kasse gebeten. Diese zahlen doppelt so viel für eine Wohnung – trotz gleichem Grundriss und identischen Ausstattungsmerkmalen bei jener für Einheimische.