Darum gehts
- US-Zölle belasten Schweizer Exporte, Kurzarbeit-Voranmeldungen steigen in einigen Kantonen
- Kantonale Ämter bereiten sich auf möglichen Anstieg der Kurzarbeit vor
- Im Kanton St. Gallen gab es im August 31 Voranmeldungen für Kurzarbeit
Der US-Zollhammer von 39 Prozent auf Warenlieferungen aus der Schweiz ist seit zwei Monaten in Kraft. Für Schweizer Exportunternehmen mit einem hohen Umsatzanteil in den USA sind die Zölle eine riesige Herausforderung. Insbesondere, weil Konkurrenten aus der EU oder Japan deutlich tieferen Zölle bezahlen. Bricht der Umsatz unerwartet ein, können die Firmen Kurzarbeit anmelden. Ist die Zahl der Gesuche gestiegen? Und sind die Ämter auf zusätzliche Arbeit vorbereitet?
Unternehmer Markus Schönbächler (62) kritisiert, dass er mit seiner Mattle Industrie-Produkte AG im Kanton Zürich monatelang auf die Kurzarbeitgelder warten musste. «Dabei ist Kurzarbeitsentschädigung genau dazu da, um einem Unternehmen bei einem unverschuldeten Einbruch rasch finanzielle Unterstützung zukommen zu lassen, damit wertvolle Arbeitsplätze gesichert werden können», sagt er zu Blick.
In diesen Kantonen steigen die Gesuche an
Eine Umfrage bei kantonalen Ämtern zeigt: Im Kanton Zürich sind Anmeldungen zur Kurzarbeit in diesem Jahr gestiegen. Zudem nehmen die Voranmeldungen in jüngster Zeit tendenziell zu, wie es auf Anfrage heisst. Im Kanton St. Gallen sieht es ähnlich aus: Im August haben 31 Betriebe Kurzarbeit vorangemeldet, von denen sieben ausschliesslich die US-Zölle als Grund angaben. Im September sind es in den ersten drei Wochen 30 Voranmeldungen, von denen sechs allein mit den Zöllen begründet werden.
Zürich beheimatet zahlreiche Tech-Unternehmen, die gemäss Dachverband Swissmem stark von den Zöllen betroffen sind. Die Ostschweiz mit den Kantonen St. Gallen und Thurgau gilt als Maschinenbauhochburg der Schweiz. Im Vergleich zu St. Gallen scheint der Kanton Thurgau bisher verschont worden zu sein: «Allein das Inkrafttreten der US-Zölle führte bislang nicht zu einer Zunahme der Gesuche», schreiben die Thurgauer Behörden.
Im Kanton Uri stellt man ebenfalls keine Veränderung fest. Im Kanton Bern kann man diesbezüglich keine Angaben machen: Für die Gesuche werden meist mehrere Gründe angegeben. Wie stark die Zölle da eine Rolle spielten, könne man nicht sagen.
Erfreulich: Im Kanton Graubünden hat sich die Zahl der Betriebe in Kurzarbeit zwischen Januar und August auf fünf halbiert.
So sind die Ämter vorbereitet
Die Ämter betonen, dass sie im Fall eines steigenden Aufwands personell reagieren. In den Kantonen Thurgau und Uri würde man bei einem Anstieg zusätzliche personelle Ressourcen zur Verfügung stellen. Im Kanton Bern werden derzeit vier neue Angestellte eingearbeitet, «um die Bearbeitung der Gesuche noch rascher sicherzustellen». Auch in Graubünden will man eine zusätzliche Person ins Dossier einarbeiten.
Kommt es dennoch zu Verzögerungen bei den Auszahlungen, führen die Ämter dies in erster Linie auf komplexe Fälle oder fehlende Unterlagen zurück. Die meisten Zahlungen sollen innert Monatsfrist erfolgen.