Darum gehts
- Schweizer Matratzenhersteller Aquinos Bedding Switzerland AG ist zahlungsunfähig, Konkurs eröffnet
- Mitarbeiter warten seit Juni auf Lohn, Insolvenzentschädigung deckt bis vier Monate
- 45 Angestellte betroffen, 70 Prozent der offenen Löhne durch Sozialversicherung ausbezahlt
Wer sich schon einmal mit dem Kauf einer neuen Matratze beschäftigt hat, wird schon über die Namen Swissflex und Superba gestolpert sein. Die beiden Firmen sind im heimischen Bettwarenmarkt bestens bekannt. Erst letztes Jahr feierte Superba sein 100-jähriges Jubiläum. Jetzt stehen die Traditionsunternehmen vor dem aus, wie «CH Media» zuerst berichtete.
Die Aquinos Bedding Switzerland AG, zu der beide Marken zählen, ist zahlungsunfähig. Ende Oktober wurde der Konkurs eröffnet. Für die verbliebenen 45 Angestellten sind es düstere Tage. Seit Juni warten sie auf ihren Lohn. Die meisten von ihnen arbeiten am Produktionsstandort in Flüh SO. Die Verwaltung in Büron LU sei inzwischen verwaist, heisst es weiter.
«Diese Menschen wurden hingehalten, vertröstet – und am Ende im Regen stehengelassen», sagt Pierre Derivaz (36), Rechtsanwalt bei Angestellte Schweiz, gegenüber Blick. «Seit Monaten ausbleibende Lohnzahlungen stellen eine gravierende Verletzung der arbeitsvertraglichen Pflichten dar und sind juristisch nicht hinnehmbar.» Der Anwalt findet das Ganze nicht nur rechtlich problematisch, sondern auch «sozial unverantwortlich».
Gemäss Derivaz haben die Angestellten Anrecht auf sämtliche ausstehenden Löhne, inklusive Sozialversicherungsbeiträge, Überstundenvergütungen und gegebenenfalls Ferien- und 13. Monatslohnanteile. Kann der Arbeitgeber dafür nicht aufkommen, kommt die Insolvenzentschädigung der Arbeitslosenversicherung zum Zug. Diese deckt Lohnzahlungen von bis zu vier Monaten.
Der Anwalt rät den Angestellten, sich «unverzüglich» bei der Arbeitslosenkasse zu melden und die Insolvenzentschädigung zu beantragen. Die 45 Angestellten sollten also noch zu ihrem Geld kommen.
Mutterfirma dreht Schweizern Geldhahn zu
Einen Teil haben die Mitarbeitenden bereits erhalten: Mittlerweile seien 70 Prozent der offenen Löhne durch die Sozialversicherung ausbezahlt worden, erzählt ein langjähriger Mitarbeiter gegenüber «Blue News». Doch das ist nur ein schwacher Trost: «Es gibt Leute bei uns, die knapp bei Kasse sind und deren Kontostand Ende Monat auf null ist.»
Der Angestellte sieht die Probleme bei der portugiesischen Muttergesellschaft. Der Schweizer Ableger sei immer wieder mit unwahren Versprechen vertröstet worden: «Was dort abgeht, ist kriminell. Es ist traurig.»
Seit 2022 werden die Matratzen nämlich von der Aquinos Bedding Switzerland AG produziert. Sie ist eine Tochterfirma der portugiesischen Aquinos-Gruppe. Sie hat sich mit dem Kauf der Schweizer Matratzen-Produktion angeblich übernommen, wie Insider gegenüber CH-Media berichten. In der Folge drehte die portugiesische Mutter ihrem Schweizer Ableger den Geldhahn zu.
An Aufträgen fehlt es der Firma gemäss den Angestellten jedenfalls nicht – jedoch an Rohmaterialien. Für den Materialeinkauf fehlen der portugiesischen Gruppe schlichtweg die Mittel, wie eine ehemalige Kaderperson gegenüber «Blue News» sagte. Bei der Staatsanwaltschaft Luzern ist gar eine Anzeige bei der Abteilung «Wirtschaftskriminalität» eingegangen. Schliesslich warten etliche Gläubiger auf ihr Geld – darunter auch die Pensionskasse mit einer Forderung von über 200'000 Franken.
Käufer zeigt Interesse
Seit wenigen Monaten sind die Produkte von Superba und Swissflex angeblich aus dem Schweizer Handel verschwunden. Doch die Krise betrifft nicht nur die Schweiz. Auch in Deutschland, Österreich und Polen kämpft die Aquinos-Gruppe mit finanziellen Schwierigkeiten. Angestellte aus Polen klagen ebenfalls über nicht bezahlte Löhne.
Das Schicksal der Matratzenproduzentin ist aber noch nicht besiegelt: Laut Konkursamt hat ein möglicher Käufer Interesse bekundet, die Firma inklusive Produktion zu übernehmen. Nun wird sich zeigen, ob die beiden Marken Superba und Swissflex überleben.