Chef sammelt immer noch verzweifelt Geld
Drama um Zürcher Schreiner-Stifti – 40 Lehrlinge zittern

Bei der grössten Schreiner-Ausbildungsstätte im Kanton Zürich ist das Geld knapp – es droht seit Wochen das Aus! So weit wird es vorerst wohl nicht kommen, wie Blick weiss. Aber die Zukunft des Betriebs ist weiterhin ungewiss.
Publiziert: 18:01 Uhr
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Aktualisiert: 18:20 Uhr
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Das Schreiner-Ausbildungszentrum Zürich rentiert sich nicht. Nur haarscharf entging der Betrieb dem Konkurs.
Foto: GoogleMaps

Darum gehts

  • Um den Betrieb aufrecht zu erhalten, benötigt das Schreiner-Ausbildungszentrum Zürich eine Finanzspritze von 300’000 Franken
  • 230’000 Franken sind bereits gesammelt
  • Der Gemeinderat der Stadt Zürich entscheidet am Mittwoch, ob er dem SAZ finanzielle Unterstützung zuspricht
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Nathalie BennRedaktorin Wirtschaft

Die Uhr tickt für das Schreiner-Ausbildungszentrum Zürich (SAZ). Jüngst ist der Betrieb, in dem 40 Schreinerlehrlinge und zehn Ausbildner beschäftigt sind, in finanzielle Schieflage geraten. Um den Konkurs abzuwenden, braucht das SAZ bis ursprünglich 31. Oktober eine Finanzspritze von insgesamt 300’000 Franken. Nur so wird der Betrieb bis im Frühling 2026 weiterlaufen – und alle Lernenden könnten ihre Ausbildung abschliessen.

Anfang September startete das SAZ die grosse Spendenoffensive. Damals stand noch in den Sternen, wie viel Geld zusammenkommen wird. Jetzt der Hoffnungsschimmer: «Derzeit haben wir rund 230’000 Franken gesammelt», erklärt Markus Bosshard (66), Verwaltungsratspräsident der Genossenschaft, am Montagnachmittag gegenüber Blick.

Kämpferisch, wenn auch ein wenig resigniert, gab sich der gelernte Schreiner schon im September. Trotzdem: Eine Solidarität in diesem Ausmass hätte Bosshard nicht erwartet, gibt er zu. Es überwältige ihn. «Und immer wieder kommen mir fast die Freudentränen.» 

Spendenfrist bis im Dezember verlängert

Doch die Deadline naht, eigentlich bleiben nur noch drei Tage, um das Ziel zu erreichen. Das wird knapp. Darum hat Bosshard die Spendenfrist bis Ende Dezember verlängert. Nach diesem Entscheid sei ein weiterer ordentlicher Zustupf eingetrudelt. «Heute ist gerade noch mal etwas reingekommen», gibt sich der Zürcher am Montag erfreut. 

Durch Spenden von Privaten und Stiftungen sowie dank einem Crowdfunding-Appell auf der Plattform lokalhelden.ch bleibt das Zentrum damit wohl vorerst bestehen. Auf Letzterer kamen lediglich 60’420 Franken zusammen. Ein Grossteil der Finanzierungen flossen also direkt an das SAZ. 

«Ich bin fest davon überzeugt, dass wir so auf den Wunschbetrag kommen», gibt sich der langjährige Schreinermeister optimistisch. Und schiebt nach: «Wahrscheinlich sogar schon früher als im Dezember. Von dem Geld können wir dann die Dezemberlöhne inklusive den 13. Monatslohn bezahlen.» 

Doch die angepeilten 300’000 Franken sind nur ein Tropfen auf den heissen Stein. Das SAZ bräuchte eine jährliche Unterstützung von 250’000 Franken über mindestens zehn Jahre, um auf stabilen Beinen zu stehen. Um das zu erreichen, hofft Bosshard weiterhin auf Hilfe von Privaten, Firmen und Stiftungen. «Es meldeten sich im Anschluss an die vielen Medienberichte einige Privatpersonen und Stiftungen, die abklären möchten, wie so eine langjährige Unterstützung aussehen könnte», erklärt er. 

Stadt Zürich entscheidet morgen über Geldspritze

Andererseits hofft Bosshard auch auf Unterstützung aus der Zürcher Politik. Das SAZ ist im Kanton der grösste Ausbildungsbetrieb der Branche und mit seiner 130-jährigen Geschichte ein Urgestein der Stadt Zürich. Am Mittwoch berät der Gemeinderat über eine mögliche Finanzierungsstrategie. Ausserdem verhandelt der Betrieb mit der Stadt über eine Mietzinsreduktion für die Räumlichkeiten nahe des Bahnhofs Zürich-Selnau. Bosshard sagt dazu, dass die Gespräche nach wie vor hängig seien. Die Stadt hat noch nicht entschieden. 

Auf Hilfe aus dem Stadtparlament möchte sich Bosshard aber nicht verlassen. Im September hielt er einen Geldzustupf aus öffentlicher Hand noch für ausgeschlossen. Worauf er aber setzt, ist das weitere Engagement der Bevölkerung. «Ich bin dankbar für jegliche Unterstützung. Nicht nur für diejenigen, die das Portemonnaie öffnen, sondern auch für alle, die das Thema in irgendeiner Weise weitertragen. Ich kann nicht genug Danke sagen.» 

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