Darum gehts
- Schreiner-Ausbildungszentrum in Zürich steht vor möglichem Konkurs
- Finanzierung von 300'000 Franken bis Ende September dringend benötigt
- 40 Lehrlingsstellen und 10 weitere Stellen sind gefährdet
Die Schweiz leidet unter Fachkräftemangel im Handwerk. Die Nachfrage nach qualifizierten Schreinerinnen und Schreinern ist besonders hoch, doch immer weniger Jugendliche ergreifen eine entsprechende Berufslehre. Und jetzt das!
Schon bald könnten 40 Schreiner-Lehrlinge ihre Stelle verlieren. Denn das Schreiner-Ausbildungszentrum Zürich (SAZ) ist in finanzielle Schieflage geraten und steht ganz dicht vor einem Konkurs.
«Wir müssen bis Ende September verbindliche Finanzierungszusagen im Umfang von 300'000 Franken haben, um den Betrieb in den nächsten Monaten fortführen zu können», sagt der Verwaltungsratspräsident der Genossenschaft Markus Bosshard (66) gegenüber Blick. Selbst diese Finanzspritze würde keine langfristige Sicherheit bieten: Es bräuchte eine jährliche Unterstützung von 250’000 Franken über mindestens zehn Jahre, um das SAZ auf stabile Beine zu stellen.
Total 50 Stellen sind in Gefahr
Die Zeit drängt. An einer ausserordentlichen Generalversammlung am 2. Oktober soll über die Zukunft des SAZ orientiert werden. Falls kein Geld zusammenkommt, könnte es zur Liquidation kommen. Der Betrieb würde bis Juli 2026 weitergeführt, womit die Ausbildung der Lehrlinge geordnet abgeschlossen würde, so Bosshard. Dafür wäre aber ein Finanzbedarf von rund 570’000 Franken erforderlich.
Bosshard hofft auf Hilfe von Privaten, Firmen und Stiftungen. Auf lokalhelden.ch hat das SAZ zudem einen Crowdfunding-Appell gestartet. Fruchten die Bemühungen nicht, gehen 40 Lehrstellen sowie weitere 10 Jobs in der SAZ-Verwaltung verloren.
Kein öffentliches Geld in Aussicht
Das SAZ ist im Kanton Zürich der grösste Ausbildungsbetrieb der Schreinerbranche. Ein Traditionsbetrieb mit einer 130-jährigen Geschichte, der 2017 die ehemalige Lehrwerkstätte für Möbelschreiner (LWZ) in Zürich übernahm.
Warum konnte es soweit kommen? «Zuerst kam Corona, dann gab es personelle Engpässe wegen des Fachkräftemangels und zuletzt gingen die Aufträge massiv zurück», erklärt Bosshard. Geld von der öffentlichen Hand zu erhalten, ist laut dem langjährigen Schreinermeister «ausgeschlossen». Man verhandle noch mit der Stadt Zürich über eine Reduktion des Mietzinses für die Räumlichkeiten, die in der Nähe des Bahnhofs Zürich-Selnau liegen.
Bosshard will für das Überleben des SAZ kämpfen. Er wirkt aber auch etwas resigniert: «Die Erfahrungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass Ausbildungsinstitutionen wie das SAZ nicht allein nach betriebswirtschaftlichen Kriterien funktionieren können.» Es brauche langfristige Unterstützung und Verankerung in Gesellschaft und Politik.