Darum gehts
- Homeoffice bleibt Standard, trotz Rückruf einiger Firmen ins Büro
- Professor schlägt mehr Ferien für Angestellte ohne Homeoffice-Möglichkeit vor
- 13 Prozent der Stellenangebote bieten Möglichkeit zur Heimarbeit an
Homeoffice ist gekommen, um zu bleiben. Zwar haben einige Schweizer Firmen ihre Angestellten ins Büro zurückgepfiffen – zum Ärger von vielen Mitarbeitenden. Sie haben sich während der Corona-Zeit ans Homeoffice gewöhnt und wollen die neuen Freiheiten nicht mehr hergeben. Namhafte Unternehmen sorgten mit ihren Entscheiden für Aufsehen, insbesondere der Winterthurer Industriekonzern Sulzer um Chefin Suzanne Thoma (63).
Gleichwohl ist es mittlerweile Standard, dass Unternehmen den Büroangestellten erlauben, an gewissen Arbeitstagen pro Woche von zu Hause aus zu arbeiten. Das belegen auch neuste Zahlen der Jobplattform Indeed. Gegenüber 2024 haben im bisherigen Jahr die hierzulande ausgeschriebenen Stellen mit Homeoffice-Möglichkeit um 2 Prozent zugenommen. Im dritten Jahresviertel bot mehr als jede zehnte Stellenausschreibung an, die Arbeit zumindest zeitweise in den eigenen vier Wänden zu erledigen. Und gleichzeitig hat eine im Sommer veröffentlichte Umfrage ergeben, dass sich fast jeder Zweite mehr Homeoffice wünscht.
Einen Ferientag mehr für die Büezer?
Bei Homeoffice stellt sich aber immer die Frage von Gerechtigkeit. Die klassischen Büezer haben diese Flexibilität nämlich nicht. Wer auf dem Bau schuftet, an der Kasse steht oder traditionelles Handwerk verrichtet, kann das nicht von zu Hause aus tun. Florian Kunze (44), Professor für Organizational Behavior an der Universität Konstanz, macht deshalb einen brisanten Vorschlag: mehr Ferien für Angestellte ohne Homeoffice-Anspruch. «Sie könnten einen Urlaubstag mehr bekommen», sagte er der «Rheinischen Post». Als mögliche Alternative, um Büezer besser zustellen, wäre für Kunze auch mehr Lohn denkbar. «Wer weniger flexibel arbeiten kann, kann dann vielleicht mehr verdienen.»
Der Vorschlag mit einem Ferientag mehr für Angestellte ohne Homeoffice-Möglichkeit bringt eine neue Dimension ins breite Thema Homeoffice, das seit Corona auch die Politik immer wieder beschäftigt. Die Aargauer SP-Nationalrätin Gabriela Suter (52) forderte 2022 in einem Vorstoss indirekt ein generelles Recht auf Homeoffice – wie es etwa die Niederlande kennen. Der Bundesrat sprach sich in seiner Antwort aber deutlich dagegen aus. Es sei nachvollziehbar, dass das geltende Recht keinen gesetzlichen Anspruch auf sogenannte Telearbeit, wie Homeoffice in der Behördensprache heisst, vorsehe. «Eine solche Regelung ist nicht sinnvoll, vor allem für die zahlreichen Berufe, die gar nicht in Telearbeit ausgeübt werden können.»