Darum gehts
Spargurus wie «Budget Gina» auf Tiktok oder «Madame Moneypenny» auf Youtube? Alles schon mal da gewesen. Susanna Müller verkündete zum Beispiel schon 1860 zum Thema Sparsamkeit, diese müsse «walten vor allem im Gebrauche des Geldes». Denn Geld sei «der grosse Angelpunkt», um den sich das Leben der Menschen dreht. Das schrieb die Zürcher Pensionswirtin in ihrem Ratgeber «Das fleissige Hausmütterchen».
Kleidung aufs Äusserste schonen!
Müllers Werk wurde zum Bestseller: über 200’000 verkaufte Exemplare, 30 Auflagen, französische Übersetzung. Ihre Botschaft: Wer den Überblick über die eigenen Finanzen behalten will, muss Buch führen. «Schon im Voraus wissen, wie viel man ausgeben darf» – das sei der Schlüssel.
Das ist ein Beitrag aus dem «Beobachter». Das Magazin berichtet ohne Scheuklappen – und hilft Ihnen, Zeit, Geld und Nerven zu sparen.
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Und falls der Haushaltsplan nicht aufgeht? «Einfacher wohnen, Kleidung aufs Äusserste schonen, flicken und stets solide einkaufen.» Hausfrauen mit wenig Geld belehrte sie: «Die Zufriedenheit mit seinem Lose, diese Frucht des klaren Denkens, hilft über alle Einschränkungen hinweg.»
«Die kluge und einsichtige Schweizerin»
Ratgeber wie Müllers «Hausmütterchen» kamen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Mode. In St. Gallen etwa erschien 1865 «Die kluge und einsichtige Schweizerin vom bürgerlichen Stande». Laut Klappentext eine «vollständige und gründliche Anleitung zur ordnungsmässigen Führung eines wohlgeregelten Haushaltes».
Diese neue Buchgattung richtete sich ausschliesslich an Frauen. Damit spiegelte sie das Rollenverständnis der Zeit: Die von Männern dominierte Gesellschaft sah Frauen vor allem als Hauswirtschafterinnen – ein Bild, das sich bis weit ins 20. Jahrhundert hielt. Die Rolle der Männer beschränkte sich darauf, den Frauen ein nach ihrer Einschätzung angemessenes «Monatsgeld» zu geben.
Beim Essen sparen
Die Aufgaben unterschieden sich je nach sozialem Stand. In der Oberschicht war Hausarbeit vor allem Organisation: Dienstpersonal anleiten, Wäschepläne erstellen, Gartenarbeiten koordinieren. In der unteren Mittelschicht und in Arbeiterfamilien wurde Kleidung geflickt, Garten und Kleinvieh lieferten unverzichtbare Lebensmittel.
Sparen hiess vor allem: beim Essen sparen. Wie der «Neuzeitlichen Hauswirtschaftslehre» zu entnehmen ist, verschlang 1928 die Ernährung einer vierköpfigen Familie die Hälfte des Haushaltsbudgets. Für Wohnung, Heizung und Beleuchtung blieben 20, für Kleidung 12 Prozent. Bei Gesundheit, Erholung und Vergnügen mussten 2 Prozent reichen.
Heute macht Ernährung laut der Budgetberatung Schweiz nur noch 13 Prozent der Ausgaben aus – dafür fallen Steuern, Rücklagen und Freizeitvergnügen stärker ins Gewicht.
Wir hätten da einen Newsletter, mit dem du mehr für dich herausholst: mehr vom Lohn mit weniger sinnlosen Ausgaben, mehr Freizeit mit weniger Bürokram – mehr vom Leben mit weniger Stress. Finanztipps ohne Zeigefinger von Beraterin und Redaktorin Katrin Reichmuth. Jetzt kostenlos für «Mach was draus» anmelden.
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Kein Wunder, dass selbst die berühmte Kochbuchautorin Henriette Davidis die Sparsamkeit zum Hauptthema machte. In ihrem Kochbuch von 1879 klagte sie: «Speisereste und Kleinigkeiten werden vergeudet, weil man sie nicht zu verwenden versteht.»
Ihre Lösung? Statt Butter – damals ein Luxusgut – Rinder- oder Nierenfett zum Braten zu nehmen. Und vor allem: danach nichts wegschütten! Dieses Fett eigne sich «vorzüglich» zum Weiterkochen.
Für Haushalte mit kleinem Einkommen war Selbstversorgung überlebenswichtig. Deshalb enthalten Davidis’ Bücher auch detaillierte Anleitungen, wie man Früchte konserviert oder Enten und Gänse züchtet.
Bestseller mit über 60 Auflagen
Alles überholt? Von wegen! Ihr wichtigstes Werk, das «Praktische Kochbuch – Zuverlässige und selbstgeprüfte Recepte der gewöhnlichen und feineren Küche» von 1845, erlebte bis 1942 über 60 Auflagen.
Es wird noch heute verkauft – der schlagende Beweis, dass viele ihrer Tipps zeitlos sind.
Hinweis: Dieser Artikel wurde erstmals am 10. Oktober 2025 veröffentlicht.