SonntagsBlick deckte schon vor elf Jahren grossen Fleisch-Bschiss auf
So erschütterte die Bündner Skandalfirma die Schweiz

Die Bündner Firma Carna Grischa hat Beizen, Hotels und Kantinen jahrelang mit falsch deklariertem Fleisch hinters Licht geführt. Sie ging vor zehn Jahren pleite.
Publiziert: 00:04 Uhr
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Gastro-Lieferfahrzeug der Bündner Fleischfirma Carna Grischa im November 2014.
Foto: Keystone
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Ulrich RotzingerWirtschaftschef

Alle hatten es geahnt, beweisen konnte die Mauscheleien lange Zeit niemand. Als SonntagsBlick dann im November 2014 den Deklarations-Beschiss der Bündner Firma Carna Grischa aufdecken konnte, bebte ein ganzer Wirtschaftszweig – vom Schweizer Fleisch-Grossisten bis zur kleinen Landbeiz. Mindestens zehn Jahre lang hatten die Carna-Grischa-Chefs Kundinnen und Kunden übelst hinters Licht geführt.

Ware aus dem Tiefkühler als Frischfleisch verkauft, sogar Verfallsdaten auf den Etiketten wurden getürkt. Der Bündner Fleischhändler mit Sitz in Landquart GR führte Beizen, Hotels und Kantinen massiv an der Nase herum.

Fleisch-Bschiss auf Tellern in der Kronenhalle

Statt teurem Rind aus der Schweiz karrte Carna Grischa Billig-Import-Ware ins Luxushotel Tschuggen nach Arosa. In gleichen Stil haute die Firma das Zürcher Edelrestaurant Kronenhalle übers Ohr. Die Beamten der Kantonspolizei Zürich hatten in der Kantine mehrfach aufgetautes statt frischem Fleisch auf dem Teller.

Das Personalrestaurant Giardino der Krankenkasse Helsana in Dübendorf ZH wurde mit falsch deklariertem Pouletbrüstli aus Ungarn beliefert. Ähnlich erging es den Mitarbeitern in der Kantine der Migros-Tochter Midor in Meilen ZH. Von Kindergrippen und Primarschulen bis zu Betagtenheimen – geschont wurde niemand von den Carna-Grischa-Tricksern.

Anzeige, Razzia und Insolvenz

Im Nachgang an die SonntagsBlick-Enthüllungen nahm die Polizei Ermittlungen auf. Diese stützen sich auf eine anonyme Anzeige, bestätigte die Churer Staatsanwaltschaft damals. Es kam zu einer Hausdurchsuchung der Fleischhändlerin in Landquart. Ebenfalls fuhr die Lebensmittelkontrolle bei Carna Grischa ein.

Im Mai 2015 gibt erst das Mutterunternehmen Carnaworld Holding AG auf, einen Monat später deponiert Carna Grischa die Bilanz. 27 Angestellte verloren ihren Job.

Der Strafbefehl wegen mehrfacher Warenfälschung gegen zwei Ex-Chefs von Carna Grischa fällt «inakzeptabel mild» aus, kommentierte der Präsident des Ombudsrates der Fleischwirtschaft. Der Fall habe dennoch abschreckende Wirkung auf die Branche. Damit lag er wohl falsch, wie das Beispiel der neuen Enthüllung um die Carna-Center-Betriebe zeigt.

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