Darum gehts
- SNB entscheidet über Zinssenkung: kleine oder grosse Senkung möglich
- Negativzinsen könnten Wirtschaft ankurbeln, aber Bankerträge belasten
- Die meisten Finanzinstitute erwarten eine kleine Zinssenkung auf 0 Prozent
Am Donnerstag informiert die Schweizerische Nationalbank (SNB) anlässlich ihrer geldpolitischen Lagebeurteilung über den nächsten Zinsschritt. Zur Debatte stehen aus Sicht sämtlicher Beobachter nur zwei Möglichkeiten: eine kleine Senkung um 0,25 Prozentpunkte auf 0 Prozent. Oder einen grossen Schritt um 50 Basispunkte in den Negativzins-Bereich. Blick klärt die wichtigsten Fragen vor dem Entscheid.
Was spricht für die kleine Zinssenkung?
Eine moderate Senkung um 25 Basispunkte wäre ein vorsichtiges und dennoch klares Signal. Der Franken ist stark, was die Exportwirtschaft belastet. Eine erneute Zinssenkung würde jedoch den Franken etwas schwächen und damit die Wirtschaft stärken. Aktuell wird zumindest davon ausgegangen, dass die Wirtschaft leicht wächst, das ist allerdings verbunden mit grossen Unsicherheiten aufgrund der weltpolitischen Lage. Am Montag haben die Ökonomen des Bundes ihre Prognosen für das Wirtschaftswachstum in diesem Jahr auf 1,3 Prozent gesenkt. Die kleine Zinssenkung würde ein Zeichen setzen, dass die Konjunktur vorsorglich gestützt wird.
Was spricht für die grosse Zinssenkung?
Eine grosse Zinssenkung um 50 Basispunkte könnte die SNB vornehmen, um die Deflation zu bekämpfen. Im Mai ist die Schweizer Teuerung mit -0,1 Prozent in den negativen Bereich gefallen. Der Schritt um 50 Basispunkte nach unten würde bedeuten, dass die SNB die Risiken für die Schweizer Wirtschaft aufgrund der jüngsten Entwicklungen als höher einstuft, als diese bisher in den reinen Zahlen zum Ausdruck kommen. Wobei auch die Prognosen pessimistischer geworden sind: Für 2026 schätzt das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) ein Wachstum von 1,2 Prozent – 0,4 Prozentpunkte weniger als bei den Erhebungen im März.
Was erwarten die Finanzmärkte?
«Bloomberg» hat bei 22 Finanzinstituten Prognosen zum SNB-Entscheid eingeholt. 19 davon gehen vom kleinen Schritt aus, der erstmals einen Zins von 0 Prozent bedeuten würde – weder negativ noch positiv. Lediglich drei Analysten erwarten den grossen Zinsschritt in den Negativbereich.
Eine Umfrage von «Cash» bei fünf Analysten in der Schweiz zeigt ein diffuses Bild. Die allgemeine Erwartung ist, dass Negativzinsen kommen. Für die einen im Juni, für die anderen im September. Oder gar noch später. Aber: Alle sind sich einig, dass die Minuszinsen kommen werden.
Was würden Negativzinsen bedeuten?
Für die Schweizer Wirtschaft haben Negativzinsen mehrere Auswirkungen. Laut UBS dürften diese zwar kaum zu einer Abwertung des Frankens führen, könnten jedoch den Aufwertungstrend dämpfen. Dazu könnten die Hypothekar- und Unternehmenskredit-Zinsen auf ein tiefes Niveau sinken. Das würde den Konsum ankurbeln. Schweizer Aktien und Immobilienpreise könnten von Negativzinsen profitieren, während Banken um ihre Erträge gedrückt sehen. Mit Folgen für Kunden in Form höherer Gebühren.
Sparer erhalten zudem gar keine Zinsen mehr auf ihre Einlagen. Für Immobilienbesitzer würden die Negativzinsen bedeuten, dass kurzfristige, variable Hypothekenzinsen noch günstiger werden. Laut einer neuen Einschätzung von Moneypark ergibt sich für Hypothekarnehmer damit erneut eine Gelegenheit, langfristig von tiefen Zinsen zu profitieren.