SNB-Präsident Schlegel nimmt in Interview Bevölkerung in die Pflicht
«Schweizer müssen Nötli verwenden, um die Zukunft des Bargelds zu sichern»

Das Bargeld? Wichtig! SNB-Präsident Martin Schlegel hofft, dass Nötli und Münzen noch eine lange Zukunft haben. In einem neuen Interview spricht er auch über Trumps Strafzölle und mögliche Negativzinsen.
Publiziert: 09:30 Uhr
Teilen
Anhören
Kommentieren
1/5
Ein wichtiger Mann, auch in den USA: SNB-Präsident Martin Schlegel (rechts) beim Jackson-Hole-Meeting an der Seite seines kroatischen Amtskollegen Borid Vujcic.
Foto: Getty Images

Darum gehts

  • SNB-Präsident entscheidet über Leitzins, neue Banknotenserie geplant
  • Bargeld unter Druck, aber 90 % der Schweizer wollen es behalten
  • Nur noch ein Drittel aller Zahlungen wird in bar gemacht
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
RMS_Portrait_AUTOR_209.JPG
Nicola ImfeldTeamlead Wirtschaft-Desk

In knapp drei Wochen steht für Martin Schlegel (49) eine bedeutende Entscheidung an: Senkt der Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB) den Leitzins erneut, hat die Schweiz ganz offiziell Negativzinsen. Sieht er davon ab, bleiben wir bei den Nullzinsen. Eine Zinserhöhung gilt aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Situation, auch wegen Donald Trumps (79) Zöllen, als ausgeschlossen. 

Bevor sich Schlegel in den kommenden Tagen dem Leitzins-Entscheid zuwendet, gab er dem «Migros-Magazin» ein grosses Interview. Eines der Hauptthemen: das Bargeld.

Die SNB gibt Anfang der 2030er-Jahre eine neue Banknotenserie heraus. Bis gestern Sonntag konnte die Schweizer Bevölkerung aus zwölf Entwürfen auswählen. Wer unter die Endverlosung kommt, wo auch eine Jury mitentscheidet, ist noch offen. Schlegel sagt aber: «Die neue Serie ist ein klares Bekenntnis zum Bargeld.»

Dabei ist das Bargeld in letzter Zeit unter Druck geraten. Nur noch ein Drittel aller Zahlungen wird in bar gemacht. Eine grosse Blick-Umfrage bei 31 Schweizer Banken zeigte vergangene Woche: Am Bankschalter stirbt das Bargeld immer mehr aus. Laut Schlegel würden 90 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer jedoch weiterhin Bargeld wollen. Schlegel: «Aber natürlich müssen es die Menschen auch verwenden, um die langfristige Zukunft des Bargelds zu sichern.»

«Unerwünschte Nebeneffekte für Sparer»

Neben dem Bargeld muss sich Schlegel auch mit Donald Trump (79) auseinandersetzen. Zuletzt war der SNB-Präsident selbst in den USA, beim jährlichen Nationalbanken-Treffen in Jackson Hole. Wenig verwunderlich hielt sich Schlegel damals wie auch im Interview mit dem «Migros-Magazin» mit direkter Kritik an die Adresse des US-Präsidenten zurück. Dessen Strafzölle würden «viel Unsicherheit» schaffen. «Viele Unternehmen investieren weniger, und das hat negative Auswirkungen auf die Wirtschaft. Einzelne Firmen können natürlich stark von den Zöllen betroffen sein. Wie gross die Auswirkungen insgesamt sind, bleibt abzuwarten.»

Auch beim Thema Negativzinsen lässt sich Schlegel nicht in die Karten blicken. Er sagt aber: «Wir sind uns bewusst, dass der Negativzins unerwünschte Nebenwirkungen haben kann, zum Beispiel für Sparer und Pensionskassen. Die Hürde, ihn wieder einzuführen, ist hoch.» Das dürfte die Prognose stärken, dass die Nationalbank Ende September den Leitzins bei 0,0 Prozent belässt. Und erst im Dezember oder im neuen Jahr eine Zinssenkung ins Auge fasst.

Teilen
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Heiss diskutiert
    Meistgelesen
      Externe Inhalte
      Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
      Meistgelesen