Fed in «heikler Lage»
Jerome Powell lässt Tür für Zinssenkungen offen – Börse reagiert positiv

Jerome Powell gegen Donald Trump – das Duell ging heute in die nächste Runde. Beim ominösen Jackson-Hole-Meeting wandte sich der Fed-Chef mit seiner Rede an die Welt und deutete eine Zinswende an – trotz «heikler Lage».
Publiziert: vor 34 Minuten
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Aktualisiert: vor 4 Minuten
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Er ist da! Jerome Powell mit seiner Ehefrau bei der Ankunft am Donnerstag in Jackson Hole.
Foto: Getty Images

Darum gehts

  • Fed-Chef Jerome Powell hält am Jackson Hole Symposium eine wichtige Rede
  • US-Börsen reagieren positiv auf angedeutete Zinssenkungen
  • Indirekt sprach Powell auch US-Präsident Donald Trump an
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An der Wall Street kam die Rede von Fed-Chef Jerome Powell (72) gut an: Der US-Leitindex Dow Jones machte einen Sprung von gut einem Prozent. Derzeit liegt er knapp 2 Prozent im Plus. Auch der breite S&P 500 und der Tech-Index Nasdaq haben deutlich zugelegt. 

Der Grund: In seiner Rede beim Jahrestreffen der wichtigsten Zentralbank-Präsidenten in Jackson Hole deutete Powell mögliche Zinssenkungen an. Die USA nähern sich dem Zeitpunkt, an dem die Fed ihre Zinsen senken muss, so der US-Notenbankchef. Und weiter: «Ein rascher Einbruch am Arbeitsmarkt ist nicht auszuschliessen.» Mit tieferen Zinsen könnte Powell also die US-Wirtschaft stützen und so auch die Beschäftigung. 

Kommt schon im September die Zinswende?

In den USA bewegt sich der Leitzins aktuell zwischen 4,25 und 4,5 Prozent – seit Dezember 2024. Für ein westliches Land ist das ein relativ hohes Niveau. Zum Vergleich: Die Schweiz hat aktuell Nullzinsen.

Entsprechend haben die amerikanischen Anleger bisher vergebens auf Zinssenkungen gewartet. Genau das dürfte sich im Herbst bald ändern. Viele Experten rechneten bereits vor Powells Rede mit einem ersten Zinsschritt nach unten im September. Nach den Ausführungen des obersten US-Währungshüters scheint dies nun auch zuzutreffen.

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Es gibt aber auch die andere Lesart: Donald Trumps (79) weltweite Strafzölle erschweren Powells Ausgangslage. Der US-Notenbankchef sprach in seiner Rede denn auch von einer «heiklen Lage». Die US-Zölle beginnen laut ihm bereits, die Preise nach oben zu treiben. Sprich: Das Risiko steigt, dass die Teuerung wieder aufflammt. Aktuell liegt die Inflation bei 2,7 Prozent, also über dem 2-Prozent-Ziel, das Powell eigentlich anstrebt. «Die Auswirkungen der Zölle auf die Konsumentenpreise sind nun klar sichtbar», betonte er.

Eigentlich müsste das steigende Risiko einer höheren Inflation Powell dazu veranlassen, den Leitzins gar noch weiter zu erhöhen – oder zumindest auf dem gleichen Niveau zu lassen. Die zwei Hauptaufgaben der Notenbank sind es aber, mit ihrer Geldpolitik für eine tiefe Inflation und eine tiefe Arbeitslosigkeit zu sorgen. Und Zweiteres schätzt Powell aktuell als wichtiger ein. «Die Risiken für den Arbeitsmarkt nehmen zu. Und wenn sich diese Risiken realisieren, können sie rasch in steigende Entlassungen und Arbeitslosigkeit umschlagen», sagte er in Jackson Hole.

Trump hat Powell mehrfach beleidigt

Für den US-Präsidenten dürfte es nun endlich in die richtige Richtung gehen. Trump wollte schon wenige Wochen nach seinem Amtsantritt «grosse Zinssenkungen» und drohte Powell mehrfach mit der Absetzung – obwohl es rechtlich stark umstritten ist, ob der US-Präsident den Fed-Chef überhaupt entlassen darf. 

In einem Fox-News-Interview wiederholte Trump diese Woche seine Abneigung gegen Powell, den er auch schon als «Verlierer» und «Idiot» bezeichnet hat. Er würde ihn am liebsten «sofort entlassen». Aber er wolle die Märkte nicht beunruhigen, deshalb werde er es nicht tun. 

Kleine Spitze gegen Trump

Mit Spannung war zu erwarten, ob sich Powell direkt zu Trump äussert. Er tat es nicht. Eine kleine Spitze gegen den US-Präsidenten gab es aber trotzdem. So wies Powell darauf hin, dass die Mitglieder des Federal Open Market Commitee (FOMC) – es handelt sich dabei um das für Zinsentscheide zuständige Gremium – Entscheidungen ausschliesslich auf der Grundlage ihrer Bewertung der Daten und deren Auswirkungen auf die Wirtschaftsaussichten und das Risiko-Ertrags-Verhältnis treffen. 

«Wir werden von diesem Ansatz niemals abweichen», sagte Powell, für den es der letzte Auftritt in Jackson Hole war. Im nächsten Frühling tritt er als Fed-Chef ab. Mit dieser deutlichen Aussage machte er klar: Trump kann ihn noch so beleidigen, der erfahrene Notenbanker wird weiterhin so arbeiten, wie er es schon immer getan hat: sachlich, nüchtern, faktenbasiert.

Keine Empfehlung für Anleger

Dieser Artikel dient ausschliesslich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Die dargestellten Meinungen und Einschätzungen beruhen auf sorgfältiger Recherche, können jedoch nicht die individuelle Prüfung und Beratung durch Fachleute ersetzen. Börsenentwicklungen sind von vielen Faktoren abhängig und nicht vorhersehbar. Investitionen in Aktien, Kryptowährungen und andere Finanzprodukte bergen Risiken, einschliesslich des möglichen Verlusts des eingesetzten Kapitals.

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