Darum gehts
- Airbnb-Mitgründer Joe Gebbia wird Chief Design Officer in der US-Regierung
- Tech-Eliten nutzen unter Trump ihren Einfluss, bauen Regulierungsrahmen ab
- US-Regierung betreibt rund 26'000 Websites, Neugestaltung bis Juli 2026 geplant
Der Schmusekurs zwischen der Trump-Regierung und den «Tech Bros», also hochrangigen Managern grosser US-Technologieunternehmen, geht in die nächste Runde.
Joe Gebbia (44), Mitgründer der Vermietungsplattform Airbnb, hat eine kürzlich per präsidialem Dekret neu geschaffene Stelle als «Chief Design Officer» in der US-Regierung erhalten. Seine Aufgabe: das Design der Websites von Regierungsbehörden modernisieren. «Sie sollen so angenehm zu nutzen sein wie der Apple Store», schreibt Gebbia auf der Plattform X.
Für die Umsetzung wurde ein «National Design Studio» geschaffen. Den strategischen Rahmen bildet eine Initiative namens «America by Design».
Eine Herkulesaufgabe
Insgesamt betreibt die US-Regierung rund 26'000 Websites. Deren Überarbeitung hat einen klaren Zeitplan: Die Entwürfe für die Neugestaltungen sollen bis 4. Juli 2026 vorliegen. Also bis zum 250. Geburtstag der USA, den Trump mit grossen Feierlichkeiten begehen will.
Es gibt nichts daran auszusetzen, die teils schwerfälligen, überladenen und altbackenen Websites von US-Regierungsbehörden modernisieren zu wollen. Es gibt jedoch Befürchtungen, wonach Gebbia mit dem Zweihänder vorgehen wird. Der Zeitrahmen ist knapp. Und Gebbia sagte in einem Interview: «Die Aufgabe von Designern ist es, unnötige Teile zu entfernen.»
So sah er auch seine Rolle bei der Regierungsbehörde DOGE (Department of Government Efficiency, deutsch Abteilung für Regierungs-Effizienz). Dort verantwortet er seit Februar die Modernisierung des Pensionierungsverfahrens für Bundesbeamte. Wie die neue Lösung aussieht, ist noch nicht bekannt.
Bei DOGE arbeitete Gebbia unter Multimilliardär und Tech-Unternehmer Elon Musk (54). Die Milliardäre kennen sich: Gebbia sitzt im Verwaltungsrat von Musks Firma Tesla.
Die Nähe kann Nachteile haben
Musk hat sich inzwischen mit Trump überworfen und die US-Regierung Ende Mai verlassen. Zwar sicherte er seinem Unternehmen SpaceX mit seiner öffentlich zelebrierten Unterstützung von Trump zahlreiche Regierungsaufträge und konnte dazu beitragen, regulatorische Hürden abzubauen, was SpaceX, Tesla und weiteren Unternehmen zugutekam.
Doch Musks Unterstützung für Trump verärgerte grosse Teile der Tesla-Kundschaft. Die Verkaufszahlen brachen ein. Und als sich Musk von Trump distanzierte, brach auch der Tesla-Aktienkurs ein.
Gebbia spürt bisher noch keinen negativen Effekt. Allerdings geht Airbnb vorsorglich auf Distanz. Gebbias Engagement in der US-Regierung sei seine persönliche Entscheidung und er sei seit 2022 nicht mehr operativ für Airbnb tätig, teilt das Unternehmen mit. Damit blendet Airbnb aus, dass Gebbia zusammen mit den beiden anderen Gründern Brian Chesky (43) und Nathan Blecharczyk (42) noch immer die volle Kontrolle über das Unternehmen hat – auch wenn Gebbia in diesem Jahr für 500 Millionen Dollar Airbnb-Aktien abgestossen hat.
Gebbias Nähe zu Trump hat sich bislang noch nicht negativ aufs Image des Unternehmens ausgewirkt. Er hat sich auch noch nicht mit dem US-Präsidenten überworfen.
Symbiose von Big Tech und Trump
Die Nähe der «Tech Bros» zu Trump ist auffällig. Bei Trumps Amtseinführung waren die Bosse von Apple, Meta, Amazon und weiteren Firmen in vorderster Reihe sichtbar.
Dazu arbeiten einige von ihnen für die US-Regierung. Etwa David Sacks (53), der ehemalige COO von PayPal, der eine zentrale Rolle bei der Gestaltung der Technologiepolitik unter Trump spielt. Oder Michael Kratsios (38), der zum Umfeld von Palantir-Boss Peter Thiel (54) gehört und seit März das Büro für Wissenschafts- und Technologiepolitik des Weissen Hauses leitet. Oder der kontroverse frühere Uber-Manager Emil Michael (52), der als Unterstaatssekretär für Forschung und Technik im Pentagon agiert.
Es gibt weitere Beispiele. Inzwischen hat sich die US-Regierung sogar an Firmen wie Intel beteiligt oder eine Gewinnbeteiligung bei Nvidia ausgehandelt.
Kritiker wie der frühere US-Arbeitsminister Robert Reich (79) sehen mit Besorgnis, wie die Tech-Eliten unter Trump ihren Reichtum und ihren Einfluss nutzen. Sie bauen Regulierungsrahmen ab und verringern die öffentliche Rechenschaftspflicht. Reich sieht darin eine Krise – nicht nur für die wirtschaftliche Gerechtigkeit, sondern auch für das Überleben der demokratischen Regierungsführung.