Darum gehts
- China-Päckli überfluten Schweiz. EU plant Gebühr ab Sommer 2026
- Schweizer Onlineshops verlieren bei Kleidern Marktanteile an chinesische Anbieter wie Temu
- Chinesische Onlineriesen erreichten 2024 Umsatz von über 1,3 Milliarden Franken
Kleider, Spielsachen, Haushaltsartikel und der ganze andere Krimskrams sind spottbillig: Päckli aus China überfluten die Schweiz – auch jetzt in der Vorweihnachtszeit. Die Onlineriesen Temu, Shein und Aliexpress erreichen hierzulande Jahr für Jahr neue Umsatzrekorde. Allein 2024 waren es über 1,3 Milliarden Franken. Das geht zulasten der Schweizer Shops. Die Europäische Union will die Paketflut ab Sommer 2026 mit einer Gebühr von 3 Euro pro Minipaket eindämmen. «Für Kleinlieferungen sind drei Euro ein massiver Betrag, das frisst die Marge der chinesischen Händler komplett auf», sagt Switcher-Chef Marc Joss (49) gegenüber der «SonntagsZeitung». Er fordert eine solche Gebühr auch in der Schweiz. Hierzulande müsste die Päckligebühr jedoch mindestens 5 Franken betragen.
Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) prüft derzeit, welche Elemente der EU-Regulierung für die Schweiz übernommen werden könnten, schreibt die «SonntagsZeitung». Das Problem: Zwischen der Schweiz und China besteht ein Freihandelsabkommen, das gegenseitige Zölle abbauen soll. Das Seco muss also prüfen, wie die Chinesen zu einer solchen Gebühr stehen würden.
Schweizer Onlineshops unter Druck
Die Kleidermarke Switcher ging 2016 Konkurs. Marc Joss hat sie 2020 wieder zum Leben erweckt. Der Grossteil des Umsatzes generiert Switcher online. Nach einem harzigen Start sei man in diesem Jahr überdurchschnittlich gewachsen, sagte er im Oktober zu Blick. Insgesamt verlieren die Schweizer Onlineshops bei Kleidern jedoch laufend Marktanteile.
Der Konkurrenzkampf mit den Plattformen aus China ist für Schweizer Anbieter oft nicht ganz fair: Chinesische Onlinemarktplätze wie Temu oder Shein stehen wiederholt in der Kritik, minderwertige Produkte zu verkaufen. Immer wieder zeigen Laboranalysen, dass Billigplattformen gefährliche oder nicht gesetzeskonforme Waren vertreiben, von Spielzeug bis Kosmetik.
Geheimnis um Gebühren für China-Päckli
Wie hoch die Gebühren für Päckli aus China in der Schweiz derzeit sind, legt die Schweizerische Post nicht offen. 2019 wurde jedoch eine Erhöhung für Kleinwarensendungen beschlossen. Seither nutze man den Spielraum für Erhöhungen jeweils maximal aus, sagte ein Post-Sprecher im vergangenen Jahr zu Blick. Der Tarifrahmen wird vom Weltpostverein festgelegt.
Chinesische Onlineshops verlangen aktuell praktisch keine Versandkosten. Das liegt unter anderem daran, dass sie bewusst mit Kleinwarensendungen die Mehrwertsteuer umgehen. Das heisst, wer beispielsweise bei Temu bestellt, bezahlt zwar einen Preis inklusive Mehrwertsteuer. Doch der Onlineriese muss diese nicht an den Schweizer Staat abführen – und finanziert so seine Versandkosten. Temu wird zudem durch die Muttergesellschaft PDD querfinanziert.