Onlineshop-Chef und «Höhle der Löwen»-Juror Roland Brack gibt Tipps
So gründest du erfolgreich ein Unternehmen

154 neue Firmen pro Tag – doch die meisten scheitern. Onlineshop-Unternehmer und «Höhle der Löwen»-Juror Roland Brack weiss, warum. Und verrät, was es braucht, um ein Start-up zum Fliegen zu bringen.
Publiziert: 00:01 Uhr
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So kennt man Roland Brack: Als Investor im extravaganten Outfit in der Sendung «Die Höhle der Löwen».
Foto: Andrea Camen

Darum gehts

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Ulrich RotzingerWirtschaftschef

Täglich 154 neue Firmen entstanden im ersten Halbjahr 2025 in der Schweiz. So viele wie in keinem Halbjahr zuvor. Gleichzeitig schaffen es aber die wenigsten der neuen Firmen, Geld zu verdienen. Unternehmer und Investor Roland Brack (52) kennt die Gründe. Und er verrät, wie er in Zeiten von KI, scharfem globalem Wettbewerb und Schweizer Vorsicht ein Unternehmen starten würde.

Blick: Wenn Sie heute 25 wären und nur 50’000 Franken hätten: Würden Sie in der Schweiz eine Firma gründen – oder wäre es Ihnen hier zu klein?
Roland Brack: Warum zu klein? Die Schweiz ist ein unternehmerfreundliches Land. Ich bin Patriot und Schweizer durch und durch. Auf jeden Fall würde ich wieder in der Schweiz ein Unternehmen gründen.

Sie haben schon Gegenteiliges behauptet!
Dann hat man mich falsch verstanden. Wer ein digitales Unternehmen starten will, sollte gross und über die Landesgrenzen hinaus denken. Also das Geschäftsmodell so aufziehen, dass es skalierbar ist und auf verschiedenen Märkten funktionieren kann. Think big, start small! Manchmal fehlt bei Gründern die Ambition, genügend gross und wild zu denken.

Bremst die Schweiz Gründer aus?
Das erlebe ich nicht so. Allerdings ist es schwieriger als im Ausland, Risikokapital aufzutreiben. Alle, die Geld haben, wollen es möglichst sicher anlegen. Die Angst vor dem Scheitern ist zu stark in unserer Kultur verankert. Angst haben die Gründer auch davor, dass Medien mit dem Finger auf sie zeigen, wenn etwas schiefläuft. Wer möchte schon als Verlierer dastehen?

Der Blick hat kürzlich erfolgversprechende Jungunternehmen vorgestellt. Die haben die Leser sehr interessiert!
Ich möchte das auch nicht verallgemeinern. Ich bin aber überzeugt, dass die Schweiz lernen muss, auch zu scheitern. Und es braucht mehr mutige Leute, die mithelfen, Start-ups zu finanzieren.

Hat es in der reichen Schweiz tatsächlich zu wenig Investoren?
Es gibt hierzulande zahlreiche Business-Angels, die von Anfang an dabei sein wollen und mit Beträgen zwischen 10’000 und 50’000 Franken einsteigen. Wenn es aber darum geht, grössere Summen zwischen mehreren Hunderttausend und ein paar Millionen Franken zu investieren, wird die Luft schnell dünn.

Noch nie gab es so viele Neugründungen von Firmen wie im ersten Semester dieses Jahres. Warum schafft nur ein Bruchteil von ihnen den Durchbruch?
Die Mehrheit der Neugründungen sind herkömmliche KMU wie beispielsweise Reinigungsfirmen und Gastrobetriebe. Klein, aber oho ist dann auch gut. Start-ups mit grossen Ambitionen und Risikokapitalgebern sind in der Minderheit. Es gibt meiner Meinung nach nicht einen spezifischen Grund, dass ein Jungunternehmen es nicht schafft.

Sie haben Ihr eigenes Unternehmen auf dem Dachboden Ihres Elternhauses gegründet. Bei welchen Fehlern, die heutige Gründer oft machen, verdrehen Sie sofort die Augen?
Fehler gehören bei einem Start-up dazu. Entscheidend ist, dass man sie möglichst schnell erkennt. Wenn scheitern, dann bitte so früh und so billig wie möglich.

Wollen wir alles zu gut machen?
Wir sind wahnsinnige Perfektionisten in der Schweiz, wollen möglichst alles bis ins Kleinste ausarbeiten. Bis wir schliesslich an den Markt gehen und feststellen, dass das Geschäft nicht funktioniert oder es die Problemlösung inzwischen schon irgendwo anders gibt.

ICT-Branche fehlen 54’400 Fachkräfte

Der Mangel an ICT-Fachkräften, die sich mit Computern, digitaler Kommunikation und Technologie sowie IT-Design auskennen, ist akut. Laut einer noch unveröffentlichten Studie des Verbands ICT-Berufsbildung Schweiz werden bis zum Jahr 2033 zusätzlich 54’400 ICT-Fachkräfte benötigt. «Der Bedarf wächst schneller als bisher angenommen», so der Verband. Unternehme die Schweiz nichts, gerate sie bei der Digitalisierung und Wettbewerbsfähigkeit gegenüber dem Ausland ins Hintertreffen.

Dieser Meinung ist auch Tech-Unternehmer Roland Brack (52). «Bis jetzt haben wir definitiv zu wenig gemacht, um unsere Wettbewerbsfähigkeit im ICT-Bereich zu sichern», sagt er Blick. «Wir bringen es in der Schweiz gerade noch hin, die Technologien aus Amerika oder Asien zu nutzen. Gleichzeitig gibt es immer weniger Bereiche, wo wir selber mit Tech-Innovationen den Takt vorgeben.»

Jetzt sei entscheidend, dass die Schweiz auf ihr duales Bildungssystem setze, erklärt der ICT-Verband – «denn 81 Prozent aller ICT-Abschlüsse stammen aus der Berufsbildung». Unternehmer Brack geht in die Details: «Es braucht einen Ruck auf allen Ebenen der Ausbildung. Schon in der Primarschule müsste man IT-Wissen vermitteln, zum Beispiel erste Schritte im Programmieren.» Brack engagiert sich in der Lehrlingsausbildung in der eigenen Firma, aber auch dafür, auf kantonaler Ebene die ICT-Ausbildung weiter voranzubringen, wie er sagt.

«Wir haben mit ICT-Berufsbildung Aargau einen unternehmensübergreifenden Lehrlingsaustausch organisiert. Das macht es für Lernende spannender – und für Betriebe einfacher, wenn sie nicht alle Module einer Berufslehre selber abdecken können.»

Der Mangel an ICT-Fachkräften, die sich mit Computern, digitaler Kommunikation und Technologie sowie IT-Design auskennen, ist akut. Laut einer noch unveröffentlichten Studie des Verbands ICT-Berufsbildung Schweiz werden bis zum Jahr 2033 zusätzlich 54’400 ICT-Fachkräfte benötigt. «Der Bedarf wächst schneller als bisher angenommen», so der Verband. Unternehme die Schweiz nichts, gerate sie bei der Digitalisierung und Wettbewerbsfähigkeit gegenüber dem Ausland ins Hintertreffen.

Dieser Meinung ist auch Tech-Unternehmer Roland Brack (52). «Bis jetzt haben wir definitiv zu wenig gemacht, um unsere Wettbewerbsfähigkeit im ICT-Bereich zu sichern», sagt er Blick. «Wir bringen es in der Schweiz gerade noch hin, die Technologien aus Amerika oder Asien zu nutzen. Gleichzeitig gibt es immer weniger Bereiche, wo wir selber mit Tech-Innovationen den Takt vorgeben.»

Jetzt sei entscheidend, dass die Schweiz auf ihr duales Bildungssystem setze, erklärt der ICT-Verband – «denn 81 Prozent aller ICT-Abschlüsse stammen aus der Berufsbildung». Unternehmer Brack geht in die Details: «Es braucht einen Ruck auf allen Ebenen der Ausbildung. Schon in der Primarschule müsste man IT-Wissen vermitteln, zum Beispiel erste Schritte im Programmieren.» Brack engagiert sich in der Lehrlingsausbildung in der eigenen Firma, aber auch dafür, auf kantonaler Ebene die ICT-Ausbildung weiter voranzubringen, wie er sagt.

«Wir haben mit ICT-Berufsbildung Aargau einen unternehmensübergreifenden Lehrlingsaustausch organisiert. Das macht es für Lernende spannender – und für Betriebe einfacher, wenn sie nicht alle Module einer Berufslehre selber abdecken können.»

Wann haben Sie zum letzten Mal von einer richtig schlechten Geschäftsidee gehört?
Ich kann keine nennen, aber ein Beispiel machen, was für mich nicht funktioniert: Jungunternehmer stellten eine App für Motorradausfahrten vor. Solche gibt es zuhauf. Ihr Plan beschränkte sich darauf, alle Funktionen noch ein wenig besser zu machen. Das reicht nicht. So hole ich keine Kunden und auch keinen Traffic.

Wie kommt man denn auf etwas völlig Neues?
Neugier, Offenheit und eine Prise Wahnsinn. Oft hat besonderen Erfolg, was am Anfang von den meisten kritisiert wurde und auch polarisierte. Wenn dir Leute sagen, du bist verrückt, ist das schon einmal ein gutes Zeichen. So erging es übrigens auch den iPhone-Erfindern.

Eine solche Mega-Erfindung ist nicht alltäglich.
Richtig. Es braucht Durchhaltewillen, Biss, viel Herzblut und Geduld, um ein Geschäft zum Fliegen zu bringen.

Sie sitzen in der Jury der TV-Sendung «Die Höhle der Löwen». Wie kommt man zu einem Deal mit Ihnen?
Für mich müssen drei Dinge zusammenpassen. Die Menschen im Team müssen auf Augenhöhe sein und auch den Mut haben, sich gegenseitig zu widersprechen. Ich muss aber am Ende das Gefühl haben, dass sie sich zusammenraufen können. Das Geschäftsmodell muss mich ansprechen, und der Businessplan samt Finanzierung muss plausibel klingen.

Persönlich: Roland Brack

Roland Brack (52) ist seit seiner Studienzeit Unternehmer. Er ist Gründer der Brack-Alltron-Gruppe mit dem Onlineshop Brack.ch und Grosshändler Alltron. Die Gruppe zählt 1300 Mitarbeitende und erzielt einen Jahresumsatz von über 1,1 Milliarden Franken. Aufgewachsen ist der Sohn eines Handwerkers in Bözen AG. Der breiten Bevölkerung bekannt ist Brack aus der TV-Sendung «Die Höhle der Löwen», in der er mit Start-up-Unternehmen Deals macht. Brack ist geschieden und Vater zweier Kinder (20 und 18). Er gehört gemäss dem Magazin «Bilanz» zu den 300 reichsten Menschen in der Schweiz.

Unternehmer Roland Brack.
Michael Sieber

Roland Brack (52) ist seit seiner Studienzeit Unternehmer. Er ist Gründer der Brack-Alltron-Gruppe mit dem Onlineshop Brack.ch und Grosshändler Alltron. Die Gruppe zählt 1300 Mitarbeitende und erzielt einen Jahresumsatz von über 1,1 Milliarden Franken. Aufgewachsen ist der Sohn eines Handwerkers in Bözen AG. Der breiten Bevölkerung bekannt ist Brack aus der TV-Sendung «Die Höhle der Löwen», in der er mit Start-up-Unternehmen Deals macht. Brack ist geschieden und Vater zweier Kinder (20 und 18). Er gehört gemäss dem Magazin «Bilanz» zu den 300 reichsten Menschen in der Schweiz.

Sie investieren unter anderem in Bio-Unterhosen, Pferde-Sharing und eine Online-Schreinerei. Klingt irgendwie nicht nach einem Plan.
Ich halte rund 30 Beteiligungen. Dahinter steckt durchaus ein Plan: Nicht alles auf ein Pferd zu setzen, sondern die Risiken zu verteilen. Natürlich wünsche ich mir, dass ich mit allen Investments erfolgreich bin. Aber die Realität zeigt, dass das nicht immer der Fall ist.

Jemand möchte mit 20’000 Franken bei einem Start-up einsteigen – wie läuft das?
Es gibt Plattformen wie zum Beispiel Conda oder Swisspeers, die Investoren und geldsuchende Firmen zusammenbringen. Crowdinvesting-Plattformen bieten bereits ab 100 bis 500 Franken Möglichkeiten, bei Firmen einzusteigen. Aber auch hier gilt die Regel: Wer ruhig schlafen will, setzt nicht alles auf die gleiche Firma.

Apropos schlafen: Wenn Sie nachts wach liegen, denken Sie dann an Ihre Investments?
Nein, denn glücklicherweise habe ich einen recht guten Schlaf.

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