Darum gehts
- Chinesische E-Autobauer nutzen Schlupfloch für Europa-Offensive trotz EU-Strafzöllen
- Plugin-Hybride werden vermehrt nach Europa exportiert, um Zölle zu umgehen
- BYD verkaufte im Juli 2025 nur 77 Autos in der Schweiz
Die Schweiz-Offensive des chinesischen E-Autobauers BYD ist bislang eine einzige Enttäuschung. Gerade einmal 77 neue Autos hat BYD im Juli 2025 verkauft. 257 Stück waren es in den ersten sieben Monaten des Jahres. Die Chinesen waren derart enttäuscht, dass sie Mitte Juli die Handbremse gezogen und den fürs Schweizer Business verantwortlichen Countrymanager Jontey Li (32) abgesetzt haben. Nach nur gerade drei Monaten!
Auf gesamteuropäischer Ebene läuft das Chinesen-Powerplay auf dem E-Automarkt besser. Eine aktuelle Studie des Center Automotive Research (CAR) zeigt, wie gross die Kostenvorteile für chinesische Hersteller wie BYD, MG oder Great Wall sind: Während westliche Marken ihre Stromer in Europa durchschnittlich 28 Prozent teurer anbieten als in China, schlagen chinesische Hersteller auf dem alten Kontinent sogar über 100 Prozent auf. Der BYD Dolphin etwa kostet in Deutschland mehr als doppelt so viel wie in China.
Der Grund: In China tobt zwischen den dortigen Herstellern ein gnadenloser Preiskampf. Die E-Autobauer wollen möglichst schnell monopolartige Marktgrössen aufbauen – und damit Kostenvorteile erzielen. Bei grösseren Produktionsmengen lassen sich die Kosten für ein einzelnes Fahrzeug verringern, man spricht dabei von sogenannten Skalierungseffekten. Diese Effekte wirken in China besonders, schliesslich ist der dortige Markt für E-Autos viermal so gross wie jener in Europa. Das drückt die Preise und macht die Stromer aus chinesischer Produktion aktuell unschlagbar günstig.
Das Schlupfloch
Trotzdem: Dass die Chinesen ihre Stromer auf dem europäischen Markt überhaupt konkurrenzfähig anbieten können, überrascht. Denn eigentlich will die EU den europäischen E-Auto-Markt schützen – und hat im Oktober 2024 Strafzölle in Höhe von 45 Prozent auf chinesische E-Autos erlassen.
Doch die Unternehmen aus dem Reich der Mitte haben sich bereits angepasst: Sie liefern nun statt reine E-Autos vermehrt Plugin-Hybride nach Europa. Also Personenwagen, die sowohl einen Verbrennungsmotor als auch einen Elektromotor besitzen und deren Batterie über eine externe Stromquelle aufgeladen werden kann.
EU kennt Schlupfloch – tut aber nichts
Chinas EU-Exporte von Plugin-Hybriden sind im ersten Halbjahr 2025 sprunghaft gestiegen, wie das «Handelsblatt» unter Verweis auf Daten des Branchendienstleisters Dataforce berichtet. Hersteller wie BYD und Lynk & Co setzten demnach zusammen knapp 33'000 Plugin-Hybride in der EU ab – ein sattes Plus von 364 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. «Viele Hersteller aus China haben ihre Vertriebsstrategie geändert und setzen verstärkt auf Modelle, die keinen zusätzlichen Ausgleichszöllen unterliegen», sagt Charles Lester, Analyst beim Londoner E-Mobilitäts-Spezialisten Rho Motion, gegenüber der Zeitung.
Die Chinesen nutzen damit ein Schlupfloch aus, damit die Europa-Offensive trotz der Strafzölle nicht ins Stocken gerät. Die EU-Kommission kennt die Problematik, reagiert aber laut dem «Handelsblatt» bislang noch zurückhaltend.