Dieses Giga-Werk wird dreimal so gross wie Basel
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BYD-Fabrik in Henan:Giga-Werk wird dreimal so gross wie Basel

Elektro-Weltmarktführer BYD kappt die Produktion
Chinas Autohersteller stecken plötzlich in der Krise

Zwischen Chinas Autoherstellern tobt ein heftiger Preiskrieg. Treiber ist der E-Auto-Gigant BYD. Das ruft selbst die Regierung auf den Plan. Was sind die Folgen für den Schweizer Automarkt?
Publiziert: 06:01 Uhr
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Aktualisiert: 06:25 Uhr
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Der Elektroauto-Weltmarktführer BYD versucht mit harten Bandagen, die Konkurrenz aus dem Markt zu drängen.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Chinesischer Preiskrieg bei Elektroautos bedroht Hersteller und beunruhigt Regierung
  • BYD senkte Preise um bis zu 34 Prozent, andere zogen nach
  • In Deutschland gehen 75 Prozent der BYD-Neuzulassungen über den zweiten Vertriebskanal
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Gabriel KnupferRedaktor Wirtschaft

Chinas Autoindustrie gilt als riesige Erfolgsgeschichte. Auch in der Schweiz kurven immer mehr Stromer aus dem Reich der Mitte über unsere Strassen. Zuletzt starteten die Marken BYD und Zeekr mit Verkäufen in der Schweiz. Doch in China selbst tobt ein Preiskrieg, der viele Hersteller wieder vom Markt fegen könnte.

Knapp 170 chinesische Autobauer kämpfen um den grössten Automarkt der Welt. Vor allem der Elektroauto-Weltmarktführer BYD versucht mit harten Bandagen, die Mitbewerber aus dem Markt zu drängen. «BYD will sich schnell ein Monopol aufbauen», sagt Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer (73) zu Blick. Dafür baut die Firma Fabriken und senkt die Preise. Die Folge sind Überkapazitäten. So musste BYD in den letzten Monaten die Produktion drosseln, wie die Agentur Reuters unter Berufung auf Insider schreibt.

Massive Rabattschlachten

Am 23. Mai senkte BYD die Preise bei 22 Modellen um bis zu 34 Prozent, wie der US-Sender CNBC berichtete. So kostet ein neuer Seagull in China aktuell umgerechnet nur noch gut 6000 Franken. Zum Vergleich: In der Schweiz wird das Auto als Dolphin Surf vermarktet und kostet 21'000 Franken, wobei aber bei uns höhere Sicherheitsstandards eingehalten werden müssen.

Die anderen Hersteller zogen sofort nach. Geely, Cherry und SAIC-GM reduzierten ihre Preise im Inland ebenfalls. An der Börse gaben die Aktien der Autohersteller in der Folge stark nach. Schliesslich schaltete sich die Regierung in Peking ein und bestellte 16 Hersteller in die Hauptstadt. «Mit dem aggressiven Vorgehen hat BYD sogar die Regierung gegen sich aufgebracht», sagt Dudenhöffer. «Das kann langfristig nicht gut gehen.»

Nach dem Treffen wurden mehrere Massnahmen angekündigt, die den Preiskrieg begrenzen sollen. Autos sollen nicht mehr unter den Selbstkosten verkauft werden. So dürfe es beispielsweise keine «Null-Kilometer-Occasionen» mehr geben. Dabei verkauften BYD und andere Hersteller ihre Neuwagen an Händler, die diese dann als «Occasionen» mit null Kilometern und Rabatten von bis zu 40 Prozent auf den Markt schleuderten.

Was sind die Folgen für Europa?

Mit ähnlichen Methoden wolle BYD auch den europäischen Markt fluten, sagt Dudenhöffer. «75 Prozent der Neuzulassungen in Deutschland erfolgen über den zweiten Vertriebskanal.» Das bedeutet, dass die Autos entweder von Vermietern, Garagen oder vom Hersteller selbst zugelassen werden und nachher auf dem Occasionsmarkt landen. BYD setzt diese Methode weit häufiger ein als andere Hersteller. So gehen in Deutschland laut Dudenhöffer zum Beispiel nur rund 40 Prozent der neuen VWs und sogar nur 15 Prozent der neuen Skodas in den zweiten Vertriebskanal.

Und wie wirkt sich der Preiskrieg in China auf den Schweizer Markt aus? «Die Autos sind gut, aber es fehlt den Chinesen eine Strategie für Europa», sagt Dudenhöffer. Die Hersteller müssten erst das Vertrauen der Kunden gewinnen, um hier Erfolg zu haben. «Mit den Methoden von BYD wird das nicht gelingen.» Dazu kommt: Nur jeder fünfte Neuwagen in der Schweiz ist ein Elektroauto. Und selbst hier müssen es die Chinesen mit etablierten Marken wie Tesla und den deutschen Herstellern aufnehmen.

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