Nach Pleite in den USA
Schweizer Kundinnen müssen um Claire’s-Filialen bangen

Der US-Schmuckhändler Claire’s betreibt in der Schweiz 17 Filialen. Obwohl das Mutterhaus in den USA Insolvenz angemeldet hat, bleiben die Filialen hierzulande offen. Das Mutterhaus beschwichtigt. Ist das nur eine Hinhaltetaktik?
Publiziert: 12:10 Uhr
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Aktualisiert: 13:09 Uhr
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Die Läden von Claire’s finden sich in diversen Schweizer Einkaufszentren sowie …
Foto: IMAGO/NurPhoto

Darum gehts

  • Claire’s beantragt Insolvenzschutz in den USA, Schweizer Filialen bleiben vorerst offen
  • Mehrere Szenarien möglich: Verkauf, Restrukturierung oder Schliessung aller Filialen
  • Claire’s hat Schulden von 690 Millionen Dollar und plant, 700 Standorte zu schliessen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

Schmuck, Kosmetika, Plüschtiere, Spielzeug und ein Ohrlochservice – die 17 Schweizer Filialen von Claire’s sind vor allem auf ein jüngeres Publikum ausgerichtet. Die Läden finden sich in grossen Einkaufszentren, aber auch an der Zürcher Bahnhofstrasse.

Aber wie lange noch? Der Modeschmuckhändler hat letzte Woche im Heimmarkt USA Insolvenzschutz beantragt – bereits zum zweiten Mal nach 2018. Nachdem es vorübergehend wieder besser gelaufen war, häufte Claire’s zuletzt Schulden in Höhe von 690 Millionen Dollar an. Hohe Mietkosten, ein harter Wettbewerb vor allem durch Onlineplattformen sowie ein gescheiterter Börsengang 2023 waren das eine. Hohe Zölle auf Importe aus wichtigen Zulieferländern wie China, Vietnam oder Thailand das andere.

Die Hoffnung: eine Restrukturierung. Gut 700 der über 2700 Läden in 17 Ländern sollen geschlossen werden. Für die verbleibenden Standorte wird händeringend ein Käufer gesucht. 

Mehrere Szenarien für die Schweizer Zukunft von Claire’s

Ein Augenschein von Blick in einer Zürcher Filiale zeigt: Das Tagesgeschäft läuft normal weiter. Die Läden bleiben offen. Junge Käuferinnen strömen in die Filialen. Es herrscht bei den Verkaufsteams keine Endzeitstimmung. Eben ist eine Ladung Kartons zum Auffüllen der Regale eingetroffen. Mit den Medien zu sprechen, ist den Angestellten aus der Zentrale verboten worden.

Da es in der Schweiz nur ein Briefkastenbüro gibt und keinen eigenen Sitz – Claire’s wird in Europa zentral von Birmingham (Grossbritannien) aus gesteuert –, landet die Blick-Anfrage am Hauptsitz in den USA. Dort lässt sich eine Sprecherin so zitieren: «Das Insolvenzverfahren in den USA hat keine Auswirkungen auf die europäischen Filialen.» In der Schweiz liege kein Insolvenz- oder Restrukturierungsantrag vor. Deshalb bleiben die Filialen geöffnet. Allerdings: Auch die britischen Claire’s-Töchter haben inzwischen Insolvenz angemeldet. 

Ob sich die Schweizer Ableger in Sicherheit wähnen dürfen, hängt allerdings vom Erfolg des Insolvenzverfahrens ab. Mehrere Szenarien sind möglich: Claire’s geht an einen neuen Eigentümer über, der in derselben Branche tätig ist. Damit würden die Läden nur neue Namen bekommen. So passierte es beispielsweise, als Spielwarenhändler Toys ’R’ Us in die Hände von Smyths überging.

Theoretisch wäre die Rettung des Unternehmens auch noch möglich, sofern neue Kreditgeber auftauchen und die US-Insolvenzbehörden einem Restrukturierungsplan mit Aussicht auf Erfolg zustimmen. Dann ändert sich gar nichts.

Weltbild und Depot schlossen mit Verzögerung

Im schlimmsten Fall müssten aber alle Filialen schliessen. Dann, wenn es für das Mutterhaus und die einzelnen Ländergesellschaften keine Lösung gibt.

Eine Anfrage von Blick zur maximalen Dauer des Insolvenzverfahrens beantwortet die Claire’s-Sprecherin vage: «Üblicherweise ein paar Monate.» Und fügt an: «Unabhängig vom Verlauf und vom Ausgang des US-Insolvenzverfahrens hat dies keine Auswirkungen auf Claire’s Switzerland.»

Das wird sich zeigen, wie die Vergangenheit lehrte. Mit Monaten Verzögerung schlossen schliesslich auch die Schweizer Depot-Filialen für immer. Ähnlich lief es bei Weltbild


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