Nach Knatsch um SBB-Milliarden-Auftrag mit Peter Spuhler
Siemens schlägt zurück – und macht plötzlich auf Schweiz

Siemens verteidigt den SBB-Auftrag für 116 Doppelstockzüge gegen Kritik. Der deutsche Konzern hebt seine Bedeutung für die Schweizer Wirtschaft hervor und plant Investitionen von 110 Millionen Franken in Wallisellen ZH.
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Siemens baut in Wallisellen einen neuen Campus für Bahntechnik.
Foto: PD

Darum gehts

  • SBB kaufen 116 neue Doppelstockzüge bei Siemens, Stadler Rail legt Rekurs ein
  • Siemens betont Schweizer Verbindung und plant Grossinvestition in Wallisellen
  • Siemens beschäftigt 6000 Angestellte an 20 Standorten in der Schweiz
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Patrik BergerRedaktor Wirtschaft

Die SBB kaufen 116 neue Doppelstockzüge bei der deutschen Siemens. Gebaut werden sie in Krefeld. Und nicht beim Thurgauer Zugbauer Stadler Rail von Peter Spuhler (66). Der 2-Milliarden-Auftrag geht ins Ausland. Die Vergabe des Grossauftrags nach Deutschland verstehen auch Wochen nach der Bekanntgabe viele nicht. Stadler Rail und Patron Spuhler haben am Donnerstag Rekurs beim Verwaltungsgericht eingelegt, wie der Zughersteller am Freitagmorgen kommuniziert. Das Stadler-Angebot sei nur 0,6 Prozent teurer gewesen, heisst es am Hauptsitz in Bussnang TG.

Nur drei Stunden später meldet sich Siemens erstmals zu Wort – und startet eine veritable Charmeoffensive. «Wir nehmen Kenntnis von der eingereichten Einsprache gegen den Zuschlag zur Lieferung der neuen Doppelstockzüge für die Zürcher S-Bahn und die Westschweiz», heisst es in einer Mitteilung. «Siemens Mobility ist fest davon überzeugt, ein sehr attraktives und wettbewerbsfähiges Angebot eingereicht zu haben, das auch für die Passagiere viele Vorteile hat.»

6000 Angestellte in der Schweiz

Der von Siemens offerierte Zug Desiro Dosto sei eine konsequente Weiterentwicklung des heutigen Desiro HC mit «bewährten Komponenten». «Der Desiro HC ist ein Erfolgsmodell, von dem bereits mehr als 440 Züge in mehreren Ländern verkauft wurden, die über 190 Millionen Kilometer zurückgelegt haben», schreibt der Deutsche Zugbauer. 

Dann versucht Siemens, all den Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen, die lieber einen Zug «made in Switzerland» hätten. Die Deutschen streichen ihren Schweizbezug hervor. Siemens sei eines der grössten Technologieunternehmen der Schweiz, beschäftige 6000 Angestellte an 20 Standorten. Siemens habe im letzten Geschäftsjahr Produkte und Dienstleistungen im Wert von über 550 Millionen Franken bei über 1900 Schweizer Firmen eingekauft.

110-Millionen-Investition in Wallisellen

In Wallisellen ZH hat Siemens zudem Grosses vor. 110 Millionen Franken sollen in der Zürcher Agglomeration investiert werden. «Der Campus wird mit einem Neubau bis im Jahr 2029 vervollständigt und bietet künftig Büro-, Entwicklungs- und Produktionsstätten für 1000 Mitarbeitende», schreibt Siemens. Er wird an der alten Winterthurerstrasse errichtet, auf dem Areal der Schokoladenfabrik Halba. Auf der anderen Strassenseite hat Stadler Signalling, die Bahntechniksparte der Thurgauer, ihren Sitz.

Heute arbeiten gut 650 Angestellte bei der Bahntechniksparte Siemens Mobility in Wallisellen. Dort befinden sich mehrere Entwicklungsabteilungen und Produktionsstätten für die Bahninfrastruktur. «Die in der Schweiz entwickelten Mobilitätslösungen werden auch in den Weltmarkt exportiert», heisst es weiter.

Siemens und die SBB würden zudem «seit Jahrzehnten in den verschiedensten Bereichen erfolgreich zusammenarbeiten». Die Doppelstockzüge der zweiten Generation für die Zürcher S-Bahn seien seit Jahren zuverlässig im Einsatz. «Zudem stärken seit zehn Jahren über 180 Vectron-Lokomotiven von Siemens Mobility das Rückgrat des Güterverkehrs in der Schweiz wie auch international», schliesst Siemens den Werbespot in eigener Sache.


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