Darum gehts
- Die Versteigerung von Meyer-Burger-Inventar startet in Deutschland
- In den USA genehmigte ein Gericht bereits die Veräusserung diverser Geräte und Maschinen
- Ein Werk in Sachsen markiert den Anfang der drei Versteigerungsrunden
Seit dem 17. September ist klar: Das Schicksal des Thuner Solarzellenherstellers Meyer Burger ist besiegelt. Zuerst musste der Schweizer Solarpionier in Deutschland und den USA Insolvenz anmelden. Dann folgte vor knapp zwei Monaten das definitive Aus auch in der Schweiz. Meyer Burger war vor rund fünf Jahren in Schieflage geraten, schrieb tiefrote Zahlen.
Ein schwerer Schlag für die global rund 950 Mitarbeitenden, die alle ihre Jobs verloren. Und für die Gläubiger, die wohl einen Grossteil ihrer Leistungen nicht bezahlt bekommen. Zumindest in Deutschland tut sich nun aber etwas. Dort geht es jetzt den Betriebshallen an den Kragen: Die zuständige Insolvenzverwaltung beauftragte eine deutsche Firma mit der Versteigerung des Inventars in den drei Meyer-Burger-Werken bei unseren Nachbarn im Norden. Diese befinden sich in den sächsischen Städten Freiberg und Hohenstein-Ernstthal sowie in Bitterfeld-Wolfen in Sachsen-Anhalt.
Von Gabelstaplern bis Küchenöfen
Am 20. November können Interessierte die Bestände im Werk Freiberg besichtigen. «Es ist der Auftakt der drei Versteigerungen», erklärt Christoph Partzsch, Chef der Verwertungsfirma Hanseatische Industrie-Consult, gegenüber Blick.
Die Inventarliste ist lang: 620 Gegenstände gibts insgesamt zu ergattern. Von Spinden, Gabelstaplern und Bürozubehör bis hin zu branchenspezifischen Geräten und Maschinen ist alles zu haben. Bis zum 26. November können dazu Gebote abgegeben werden. Je nach Produkt variieren die Einstiegspreise stark: So gibts beispielsweise eine Desinfektionsmittelhalterung ab 10 Euro. Ein Gabelstapler startet bei 2000 Euro. «Unsere Startpreise sind immer bewusst konservativ gehalten», sagt Partzsch. Ob es ein Schnäppchen für den Käufer wird, hänge am Ende des Tages davon ab, wie viele Bieter sich dafür interessieren.
Sowohl Unternehmen als auch Privatpersonen können an der Versteigerung teilnehmen. Wer etwas erwirbt, muss dies zwischen dem 2. und dem 4. Dezember im deutschen Betrieb abholen.
In den USA hat indes ein Gericht Anfang September dem Verkauf von Meyer-Burger-Maschinen und -Anlagen an die Firma Babacomari Solar North zugestimmt – für insgesamt rund 29 Millionen Dollar, also etwa 23.2 Millionen Franken.
Vom Anlegerliebling zum Aktienhorror
Die Veräusserung des Inventars von Meyer Burger ist der letzte Nagel im Sarg der pleitegegangenen Solarfirma. Es markiert das Ende einer turbulenten Unternehmensgeschichte. Einst von Investoren gefeiert, geriet das Thuner Unternehmen irgendwann durch aufkommende Konkurrenz aus China unter Druck. Bald drückte der Schuh gleich an mehreren Stellen. Eine klare Hauptursache für das Scheitern gibt es nicht.
Einerseits war die Firma massiv abhängig von staatlichen Fördergeldern. Statt ein solides Geschäftsmodell aufzubauen, setzte Meyer Burger auf Subventionen der EU und später der USA. Als diese Unterstützung mit dem Regimewechsel von Joe Biden (82) zu Donald Trump (79) in Washington wegfiel, geriet das Unternehmen vollends in Schieflage. Häufige Strategiewechsel und eine immer stärkere Konkurrenz aus China verschärften die Probleme zusätzlich.
Schliesslich führte der Absprung des grössten Kunden im November 2024 zum endgültigen Vertrauensverlust bei Investoren. Nach einem zweistündigen Handelsstopp an der Schweizer Börse brach die Aktie anschliessend um 60 Prozent ein. Der Meyer-Burger-Titel ist übrigens immer noch kotiert. Derzeit ist das Papier noch 5,4 Rappen wert. Am Ende dürften die Aktionäre komplett leer ausgehen.