Darum gehts
- Im historischen Breuer Building ist das Auktionshaus Sotheby's eingezogen
- Die Basler Architekten Herzog und de Meuron renovierten das Gebäude
- Nun fungiert es nach wie vor als Museum
Der Betonklotz, der an der Upper East Side von Manhattan in die Höhe ragt, passt so gar nicht zu den umliegenden Backsteinbauten von New York. Kein Wunder rümpften die Bewohner der US-Metropole bei dessen Eröffnung 1966 die Nase. Es handle sich um das meistgehasste Gebäude der Stadt, schrieb eine renommierte Architekturkennerin damals in der «New York Times». Andere Zeitgenossen nannten das Gebäude spöttisch «Madison Avenue's Alcatraz» – eine Anspielung auf das ehemalige Gefängnis in San Francisco. Ein anderer wenig schmeichelhafter Übername: «Madison Avenue Monster».
Heute gilt das Breuer Building, wie das Gebäude richtig heisst, als architektonisches Meisterwerk. Der Bau, der vom Stil her zum sogenannten Brutalismus gehört, hat darum auch seinen Preis: Für 100 Millionen US-Dollar (umgerechnet 79,3 Millionen Franken) erwarb das noble Auktionshaus Sotheby's im Jahr 2023 das einstige Museum. Das Ziel: Das Gebäude soll der neue Unternehmenshauptsitz sein. Den Auftrag dazu erteilte das Auktionshaus niemand geringerem als den beiden Basler Stararchitekten Jacques Herzog und Pierre de Meuron (beide 75).
Die «behutsame Renovierung des Breuer Buildings», wie es die deutsche «Frankfurter Allgemeine Zeitung» nennt, reiht sich ein in eine lange Liste von globalen Projekten des Architektenduos ein: Peking, London, Paris, Hamburg – überall haben Herzog & de Meuron schon prestigeträchtige Aufträge umgesetzt.
Verspiegelte VIP-Lounge und goldenes WC
Von aussen sieht das vom ungarischen Architekten Marcel Breuer (†79) entworfene Gebäude immer noch gleich ausladend aus: raue Betonfassade, asymmetrische Stockwerke, trapezförmig ausgestülpte Fenster. Innen hat das Basler Architekten-Duo aber gewaltet: So wurde beispielsweise ein Zwischengeschoss für besonders reiche VIP-Auktionsteilnehmer eingerichtet. Die Fassaden dafür bestehen aus Einwegspiegelglas.
Im ganzen Gebäude hängen ausserdem Kunstwerke, die bei Sotheby's versteigert werden oder bereits versteigert wurden. Diese sind gratis der Öffentlichkeit zugänglich. Ein Highlight: Maurizio Cattelans «America» – eine über 100 Kilo schwere, voll funktionsfähige Toilette aus massivem Gold. Sie wurde bereits im November an das Unternehmen Ripley’s Believe It or Not!, das Kuriositäten aus der ganzen Welt sammelt, für 12,1 Millionen Dollar verkauft. Nun ist sie im neuen Sotheby's Hauptsitz in einem Badezimmer aus Infinity-Spiegeln zu bestaunen.
Auktionshaus budgetiert Einnahmen von einer Milliarde
Neben den Kunstwerken sind Preisempfehlungen des Auktionshauses angebracht. Und die haben es in sich: für Salvador Dalís «Symbiose de la tête aux coquillages» müssen Interessierte 2 bis 3 Millionen Dollar dalassen. Für Henri Matisses «Léda et le cygne» 7 bis 10 Millionen. Und für ein Selbstporträt von Frida Kahlo sogar 40 bis 60 Millionen Dollar.
Charles Stewart, CEO von Sotheby’s, gab bei der Eröffnung des neuen Hauptsitzes ein grosses Ziel heraus. Bei der nächsten Auktionsrunde rechnet er damit, einen Umsatz von etwa einer Milliarde Dollar zu erzielen.