Darum gehts
- Adelboden-Lenk plant neue Gondelbahn für 35,5 Millionen Franken
- Projekt verzögert sich, Kosten steigen
- Zuerst muss eine Kapitalerhöhung genehmigt werden
Das Skigebiet Adelboden-Lenk geniesst in der Schweiz Kultstatus. Wenn Odermatt und Co. Anfang Januar das Chuenisbärgli herunterbrettern, ist die Destination in aller Munde. Doch auch Skifans mit etwas weniger guten technischen Fähigkeiten sollen in Zukunft in Adelboden weiterhin Gefallen finden. Dafür nimmt die Skiregion ordentlich Geld in die Hand: Für 35,5 Millionen Franken soll eine neue Gondelbahn her.
Konkret planen die Bergbahnen Adelboden (BAAG), die bestehende Sillerenbahn zu ersetzen, wie auf der Homepage ersichtlich ist. Neu sollen Gondeln die Wintersportler von der Talstation Oey direkt zur Bergstation Sillerenbühl bringen – ohne Umwege. Die Strecke der Bergbahn wird von 4,3 auf 3,6 Kilometer verkürzt, die Fahrt dauert nur noch 10 statt 25 Minuten. «Deswegen auch der Name Direttissima», erklärt Verwaltungsratspräsident René Müller gegenüber dem «Berner Oberländer». Der obere Teil des aktuellen Lifts soll als eigenständige Bahn stehenbleiben.
Projekt bereits 12 Millionen teurer
Adelboden erhofft sich mit der Direttissima weniger Wartezeiten an Spitzentagen. Zudem soll die Bahn auch das Geschäft im Frühling, Sommer und Herbst ankurbeln. Bereits seit 2017 liegen Pläne für die neue Gondelbahn vor. Aktuell ist gegen die Überbauungsordnung noch eine Kollektivbeschwerde von drei Parteien hängig, wie der «Berner Oberländer» schreibt. Ansonsten hat die BAAG alle Eigentümer, auf deren Land eine der 20 Stützen für die Seilbahn errichtet werden, auf ihrer Seite. Gemeinde und Kanton haben die Pläne ebenfalls bereits abgesegnet.
Wann der Bau startet, ist zurzeit noch offen. Die bisherigen Verzögerungen gingen für das Skigebiet bereits stark ins Geld. Ursprünglich wurden die Kosten für das Projekt auf 23 Millionen Franken geschätzt – jetzt sind es 35,5 Millionen. Die Ursachen: Inflation, Rohstoffpreise, Weltwirtschaft, geopolitische Entwicklungen und die Verfahrensdauer bis zum Baustart. Aus denselben Gründen könnte das Projekt auch jetzt nochmals 15 Prozent teurer werden. Dann stünde man bei knapp 41 Millionen.
Woher kommt das Geld?
Mindestens 7 Millionen müssen die BAAG aus dem eigenen Portemonnaie hinblättern. Dabei sollen 5 Millionen aus einer Aktienkapitalerhöhung helfen. Danach kommen zugesicherte Bankkredite und zinslose Darlehen im Rahmen der neuen Regionalpolitik von je 7 Millionen hinzu. Die restlichen 14 Millionen sollen über Leasingverträge aufgebracht werden. Das sei branchenüblich, meint VR-Präsident Müller.
Zuerst einmal müssen die Aktionäre aber eine Anpassung der Statuten genehmigen, sodass die Kapitalerhöhung überhaupt erfolgen könnte. Angst vor einem Scheitern hat Müller gemäss dem «Berner Oberländer» nicht. «Die Arbeiten am Projekt sind bereits sehr weit fortgeschritten und geniessen breite Unterstützung.»