Darum gehts
Karin Keller-Sutter (61) gibt der UBS den Tarif durch. Die Bundespräsidentin und Finanzministerin – sekundiert von Nationalbank und Finanzaufsicht (Finma) – verschärft die Kapitalanforderungen für die letzte Schweizer Grossbank maximal. Für ihre Auslandstöchter muss die UBS künftig 100 Prozent Kapital im Stammhaus hinterlegen. Das könnte die Bank zusammen mit den weiteren Massnahmen zur Bankenstabilität bis zu 26 Milliarden Dollar kosten.
Aus Sicht der UBS ist damit die lange befürchtete Katastrophe eingetroffen. In den letzten Wochen und Monaten hat vor allem CEO Sergio Ermotti (65) bei jeder sich bietenden Gelegenheit immer wieder vor den Maximalforderungen gewarnt, fürchtete um die Wettbewerbskraft seiner Bank, des Finanzplatzes, ja gar der gesamten Schweiz.
Zwei Zückerchen für die UBS
Klar ist: Für die UBS wird es teuer, die Bank muss für den Aufbau ihrer dicken Kapitaldecke auf einen Teil ihrer Gewinnausschüttungen und Aktienrückkäufe verzichten. Wenn man sich die milliardenschweren Bonuszahlungen der Credit Suisse in den letzten Jahren ihrer Existenz anschaut, dann gibt es in diesem Bereich für die UBS durchaus Möglichkeiten, den Bonustopf zu verkleinern und das Geld in den Aufbau der Kapitaldecke zu stecken.
Andererseits sind zwei Zückerchen für die UBS dabei: Die Vorlage der Finanzministerin geht ins Parlament. Das gibt der Bank mindestens zwei Jahre Zeit, um die Parlamentarierinnen und Parlamentarier zu bearbeiten. Fast noch wichtiger: Die Bank erhält ab heute rund zehn Jahre Zeit, um die neuen Kapitalanforderungen zu erfüllen. Vor allem den Wert des zweiten Zückerchens sollte man nicht unterschätzen. Das haben auch die Anleger und Investoren erkannt, die kräftig zugreifen und der UBS-Aktie zu einem Plus von fast vier Prozent verhelfen. Was die Investoren auch schätzen: Es wird zwar teuer für die UBS, aber die Unsicherheit über die künftige Regulierung ist nun beseitigt, die Karten liegen auf dem Tisch.
Starker Finanzplatz, starke Schweiz
Dank der Standhaftigkeit der Bundespräsidentin können wir Steuerzahler wieder etwas beruhigter schlafen. Denn mit den vorgeschlagenen Massnahmen steigen die Chancen, dass die UBS die nächste Finanzkrise so gut übersteht, dass die Eidgenossenschaft für einmal keiner Grossbank zu Hilfe eilen muss. Oder sich der Schaden zumindest in Grenzen hält.
Die UBS hat hoch gepokert – und in der ersten Runde verloren. Nun sollte auch die Bank über den Entscheid schlafen. Sie wird dann hoffentlich feststellen, dass mehr Sicherheit für den Steuerzahler auch mehr Sicherheit für die Kunden der Bank bedeutet. Und diese vielleicht sogar bereit sind, etwas mehr zu bezahlen dafür, dass sie ihr Geld bei der Bank mit der weltweit dicksten Kapitaldecke anlegen.
Wir können nicht nur auf unseren gestärkten Finanzplatz stolz sein, sondern auch auf unsere Politik. Diese ist so stabil und berechenbar wie ein Schweizer Uhrwerk. Spätestens seit dem Bericht der parlamentarischen Untersuchungskommission (PUK) war klar, wie genau der Gesetzgebungsprozess zu den Lehren aus dem Untergang der Credit Suisse verlaufen wird. Diese einzigartige politische Berechenbarkeit ist in diesen unruhigen Zeiten ein grosser Wert. Das schätzen reiche Kunden aus der ganzen Welt. Auch deshalb fliesst nach wie vor viel Geld in die Schweiz und zu unseren Banken – und damit auch zur Nummer 1 auf dem Finanzplatz, zur UBS.