Machtkampf um Milliardenerbe
Knall bei Bucherer-Stiftung – Präsident und Staranwalt weg!

Jetzt ist es passiert. Star-Anwalt Urs Mühlebach (79) räumt seinen Posten als Präsident der milliardenschweren Jörg-G.-Bucherer-Stiftung. Er nennt gesundheitliche Gründe. In der Stiftung schwelte ein monatelanger Konflikt und Geld und Macht.
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Star-Anwalt Urs Mühlebach, im Hintergrund eine Bucher-Filiale in Luzern.
Foto: Herbert Zimmermann
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Rolf CavalliChefredaktor Blick

Urs Mühlebach (79) ist nicht irgendwer. Der angesehene Anwalt ist Stiftungsratspräsident und Willensvollstrecker zugleich – eine heikle Doppelrolle. Kritiker warfen ihm Interessenkonflikte, fehlende Transparenz und zu viel Machtkonzentration vor. Unter anderem: Seine eigene Kanzlei stellte der Stiftung Leistungen zu Stundensätzen von bis zu 1200 Franken in Rechnung.

Die Folge: Die Eidgenössische Stiftungsaufsicht (ESA) setzte zwei unabhängige Sachwalter ein. Sie prüfen die Vorgänge – auch Mühlebachs Rolle. Die Abklärungen laufen noch.

Nun kommt Mühlebach möglichen Konsequenzen zuvor. Am Freitagmorgen reichte er dem Stiftungsrat seinen Rücktritt ein. Das Schreiben liegt Blick vor. «Hintergrund meines Entscheids ist der dringende Rat meines Arztes, mein Arbeitspensum aus gesundheitlichen Gründen drastisch zu reduzieren», schreibt Mühlemann. Er werde dieser Empfehlung Folge leisten. Deshalb werde ihm «ein weiteres Engagement für die Stiftung meines langjährigen Freundes Jörg Bucherer künftig verwehrt sein».

Zwischen den Zeilen deutet Mühlebach auch den internen Streit an. Er schreibt: «Wenn mein Entscheid ebenfalls einen Beitrag zur Versachlichung der öffentlichen Diskussionen um diese wertvolle Stiftung leistet, ist meiner Intention vollständig Genüge getan.»

Milliarden, Macht und Missgunst

In der Stiftung hofft man nun auf Ruhe. Denn zuletzt war der Streit um Einfluss und Geld eskaliert – und wurde zunehmend öffentlich ausgetragen.

Im Zentrum steht das Erbe des verstorbenen Bijoutiers Jörg G. Bucherer (†87), der 2023 ein Vermögen von rund fünf Milliarden Franken in eine Stiftung einbrachte. Das Stiftungsvermögen speist sich vor allem aus dem Verkauf der Bucherer-Gruppe an Rolex, den Veräusserungen seiner Liegenschaften in der Schweiz und im Ausland sowie eines Privatjets und seiner Wein- und Kunstsammlung. Mühlebach gilt als Architekt des Verkaufs an Rolex.

Das Vermögen soll künftig Kultur, Wissenschaft und soziale Projekte fördern. Doch statt Wohltaten gab es zuerst einmal Streit, Misstrauen und offene Grabenkämpfe.

Vor allem Jessica De Ry, eine Verwandte von Bucherer, stellte sich gegen Mühlebach. Sie warf ihm Intransparenz vor und forderte Konsequenzen. Sie nahm sich die bekannte Zürcher Anwaltskanzlei Homburger zu Hilfe.

Dabei entsprach Mühlebachs Doppelfunktion dem letzten Willen Bucherers. Noch vor Kurzem sagte er zu Blick: «Das Vertrauen, das mir Jörg Bucherer ausgesprochen hat, bringt eine grosse Verantwortung mit sich. Ich gehe damit respektvoll und umsichtig um.» In einem Interview mit der Luzerner Zeitung gestand er auch Fehler ein, unterstrich aber seinen Willen, das Amt weiterzuführen.

Nun geht er früher als geplant: Ende Dezember gibt Mühlebach das Stiftungspräsidium ab.

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