Luxusairline Beond in der Kritik – Experte redet Klartext
«Wir haben durchweg negative Erfahrungen gemacht»

Luxusflug geplatzt, 4300 Franken weg – und monatelang nur leere Versprechen. Der Fall von Daniel Schweizer wirft Fragen auf: Ist die Airline Beond überfordert oder steckt System dahinter? Ein Experte für Fluggastrecht klärt auf.
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Beond präsentiert sich als luxuriöse Airline.
Foto: Beond Airline

Darum gehts

  • Beond-Airline: Negative Erfahrungen mit Rückerstattungen und Entschädigungen bei Flugausfällen
  • Experte rät zu Hartnäckigkeit und professioneller Unterstützung bei Ansprüchen
  • Beond vertröste Fachstellen über mehrere Monate oder Jahre bei Forderungen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Der Ärger von Daniel Schweizer (62) aus Brislach BL ist kein Einzelfall. Das zeigt die Einschätzung von Rechtsexperte Simon Sommer, der regelmässig mit Fällen der Luxusairline Beond zu tun hat. Seine Bilanz fällt ernüchternd aus: «Wir haben bislang durchweg negative Erfahrungen mit Beond gemacht», sagt Sommer zu Blick.

Betroffen seien nicht nur Rückerstattungen wie im Fall der Schweizers, sondern auch Entschädigungen nach der EU-Fluggastrechteverordnung. Fällt ein Beond-Flug aus, würden Passagiere «in der Regel auf andere Fluggesellschaften der Golfstaaten umgebucht». Dabei komme es laut Sommer immer wieder zu Problemen: «Nach unserer Erfahrung landet man manchmal aber lediglich in der Economy-Klasse, obwohl Beond eigentlich eine reine Business-Class-Airline ist.» Für Passagiere, die mehrere Tausend Franken für einen Luxusflug bezahlt hätten, sei das «nicht okay».

Experte rät: Unbedingt hartnäckig bleiben

Auch beim Umgang mit Forderungen zeige sich ein klares Muster. «Beond ist entweder nicht zu einer Zahlung bereit oder vertröstet die Passagiere mit dem Hinweis auf eine spätere Bearbeitung respektive Kompensationszahlung», erklärt Sommer. Der Ablauf gleiche häufig jenem, den auch das Ehepaar aus Brislach erlebt habe. Zwar handle es sich bei Beond um eine kleine Airline, «aber die Abwicklung ist vergleichbar mit aussereuropäischen Billigairlines».

Was können Betroffene tun? Sommer rät in erster Linie zu Hartnäckigkeit. «Sollte man dennoch auf einer Erstattung bestehen, so muss man dranbleiben.» Wichtig sei zudem, die richtigen Online-Formulare der Airline zu verwenden – und zwar «erst nach Abschluss der Reise». Andernfalls könne es passieren, dass eine bestehende Buchung, etwa der Rückflug, unbeabsichtigt storniert werde. Klassische Mittel wie ein «deutschsprachiges, postalisch verschicktes Schreiben» führten hingegen «bei den meisten Airlines definitiv nicht ans Ziel».

Bis zu mehrere Jahre Wartezeit

Bleiben eigene Bemühungen erfolglos, empfiehlt Sommer professionelle Unterstützung, etwa über eine Rechtsschutzversicherung oder Fluggastrechte-Portale. Auch eine Meldung beim Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) sei möglich, allerdings mit Einschränkungen: «Das Bazl kann keine Zahlungen anordnen, sondern lediglich die Einhaltung der Verordnung überprüfen.»

Zur Vorbeugung rät der Experte zu einer sorgfältigen Wahl der Airline. «Die meisten schweizerischen Fluggesellschaften sind noch immer deutlich verlässlicher als viele Airlines aus dem EU-Ausland oder gar ausserhalb der EU.» Zudem solle man Flüge möglichst direkt bei der Airline buchen, da Drittanbieter die Durchsetzung von Ansprüchen oft zusätzlich erschwerten.

Besonders kritisch äussert sich Sommer zur generellen Strategie von Beond. Die Airline vertröste selbst Fachstellen «über mehrere Monate oder Jahre». Dahinter vermutet er Kalkül: «Wir gehen davon aus, da wohl wissentlich, dass die gerichtliche Durchsetzung äusserst komplex ist bei einer Fluggesellschaft mit Sitz auf den Malediven.» Das Luxusversprechen gelte offenbar nur an Bord: «Am Boden respektive beim Kundenservice erleben wir Gegenteiliges.»

Im Fall der Schweizers hatte Blick die Fluggesellschaft Beond mit den Vorwürfen konfrontiert. Diese «entschuldigte sich aufrichtig für die Verzögerung bei der Bearbeitung der Rückerstattung». Auch zu den Vorwürfen von Sommer wurde Beond von Blick um eine Stellungnahme gebeten. Eine Antwort blieb bisher aus.

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