Lohnt sich der ganze Chrampf überhaupt?
Wie viel Schweizer Bäuerinnen und Bauern wirklich verdienen

Die Arbeitszeiten sind lang, die Einkommen schwanken: Schweizer Bauern haben einen harten Job. Neue Zahlen zeigen grosse Lohnunterschiede zwischen den Regionen und je nach Betrieb. Viele Landwirte sind auf Nebeneinkünfte angewiesen.
Publiziert: 14:31 Uhr
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Aktualisiert: vor 22 Minuten
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Bäuerinnen und Bauern arbeiten hart und lange, sie verdienen aber wenig.
Foto: Keystone

Darum gehts

  • Schweizer Bauern verdienen mehr, arbeiten lange und haben Nebenjobs
  • Wetterbedingte Ertragseinbussen bei Getreide, Gemüse und Wein
  • Durchschnittliches Haushaltseinkommen stieg um 3,1 Prozent auf 115'700 Franken
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Patrik BergerRedaktor Wirtschaft

Die Tausenden Bäuerinnen und Bauern in der Schweiz sind nicht zu beneiden, sie haben einen harten Job. Von früh bis spät sind sie auf den Beinen, bei Wind und Wetter. Mit fast 50 Stunden pro Woche arbeiten sie von allen Berufsgruppen am längsten. Sie sind den Launen der Natur ausgesetzt, können ihre Einnahmen deshalb nur bedingt planen. Und: Sie sind abhängig davon, was sie für ihre Produkte bekommen. Bei den Ausgaben sind sie den Mechanismen des Marktes ausgesetzt, etwa der Teuerung.

Der moderne Bauer muss schon fast ein Ökonom sein, muss mit dem Taschenrechner genauso umgehen können wie mit Mistgabel oder Traktor. Doch was bleibt am Ende des Tages im Portemonnaie? Blick hat sich die neusten Zahlen des Bundesamtes für Statistik angeschaut.

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So viel verdient ein Bauernbetrieb

Das landwirtschaftliche Einkommen liegt 2024 bei durchschnittlich 81'700 Franken pro Betrieb. Das sind 2000 Franken mehr als im Vorjahr. Der Betrag setzt sich zusammen aus landwirtschaftlichen Tätigkeiten inklusive den Einnahmen aus Hofläden. Dazugerechnet werden auch landwirtschaftsnahe Tätigkeiten, wie etwa der Agrotourismus oder die Biogasproduktion.

Mehr Geld verdienten die Bauern und Bäuerinnen dank höherer Erträge aus der Schweine-, Geflügel- und Obstproduktion, wie die Forschungsanstalt Agroscope mitteilte. Dem gegenüber standen wegen des oft schlechten Wetters Ertragsausfälle auf Äckern und Gemüsefeldern sowie in Weinbergen.

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So viel verdient eine Familienarbeitskraft

Auf den meisten Bauernhöfen der Schweiz arbeitet mehr als eine Person. Oft hilft die ganze Familie auf dem Hof mit. 2024 waren in einem Betrieb durchschnittlich 1,32 familieneigene Arbeitskräfte tätig. Dazu zählen unter anderem der Betriebsleiter und allfällige auf dem Betrieb arbeitende Verwandte wie Ehepartnerin, Eltern oder Kinder im Erwerbsalter.

Die Einkommen pro Familienarbeitskraft waren regional stark unterschiedlich. Auf Betrieben im Tal betrugen sie im Mittel 75'300 Franken, das sind 5 Prozent mehr als im Vorjahr. In der Hügelregion hatte eine Familienarbeitskraft noch ein Einkommen von 52'900 Franken (plus 9 Prozent). Im Berggebiet beträgt das Einkommen nur noch 44'100 Franken (plus 12,9 Prozent).

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Grosse Unterschiede je nach Art des Betriebs

Bauer ist nicht Bauer. Je nach Betriebsart unterscheiden sich die Einkommen beträchtlich. Ein schwieriges Jahr hatten 2024 Milchbauern. Sie haben weniger für ihre Milch bekommen. Auch Landwirte im Pflanzenbau schauen wetterbedingt auf ein durchzogenes Jahr zurück. Der niederschlagsreiche und sonnenarme Frühling führte beim Getreide zur niedrigsten Brotweizenernte seit 25 Jahren. Auch bei weiteren Ackerkulturen wie Raps und Zuckerrüben sowie beim Gemüseanbau kam es witterungsbedingt zu Ertragseinbussen, wie Agroscope mitteilt.

Ein richtig mieses Jahr haben Schweizer Weinbäuerinnen und -bauern hinter sich. Mit der zweitschwächsten Ernte in den letzten 50 Jahren litt der Weinbau übermässig unter dem feuchten Wetter. Zudem sank der ohnehin rückläufige Weinkonsum 2024 besonders stark, was zu tieferen Einnahmen führte. Einzig die Apfel- und Birnenproduktion erzielten gegenüber 2023 deutlich bessere Ernten.

Erfreulicher sieht es bei Bauern aus, die Tiere halten. Sie haben besser verdient. Vor allem, weil sie mehr für ihre Schweine bekommen haben. Auch die Geflügelfleisch- und Eierproduktion, die nachfragebedingt im Aufwind waren, leisteten einen Beitrag zu dieser positiven Entwicklung.

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Nebeneinkünfte werden immer wichtiger

Viele Bäuerinnen und Bauern arbeiten längst nicht mehr nur auf dem Hof. Sie haben auch einen externen Job, damit Ende Monat die Rechnung überhaupt aufgeht. Dieser Effort zahlte sich 2024 aus. Das durchschnittliche Haushaltseinkommen aus landwirtschaftlicher und nichtlandwirtschaftlicher Tätigkeit stieg um 3,1 Prozent auf 115'700 Franken. Die Arbeit weg vom Hof hat sich gelohnt: Die sogenannten ausserlandwirtschaftlichen Einkommen sind um 1,6 Prozent gestiegen.

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