Darum gehts
- 70 Wohnungen in Chur gekündigt, Mieter müssen bis April ausziehen
- Umfassende Sanierung wegen Schadstoffen und veralteter Infrastruktur geplant
- Lacuna-Quartier bietet Wohnraum für 4700 Personen in Chur
Die Stimmung ist bedrückt an der Aspermontstrasse 19 in Chur. Die Mieterinnen und Mieter von 70 Wohnungen haben in den vergangenen Tagen die Kündigungen bekommen. Sie müssen die Apartments, die sie teils seit Jahrzehnten bewohnen, bis Ende April nächsten Jahres verlassen. Für immer. Das 1966 erbaute Hochhaus mit insgesamt 79 Wohnungen – neun davon sind jetzt schon leer – wird dann umfassend saniert, wie die «Südostschweiz» berichtet.
Das Haus gehört der Asga Pensionskasse in St. Gallen. «Seit Erstellung wurden keine wesentlichen Sanierungen an der bestehenden technischen Infrastruktur vorgenommen», sagt Peter Pickel, Leiter Immobilien, zur Zeitung. Heisst konkret: Heizleitungen haben Lochfrass, alte Wasserleitungen müssen dringend ersetzt werden. Zudem braucht es eine umfassende Altlastensanierung. Wegen der Schadstoffe existiert ein «potenzielles Risiko» für die Gesundheit. «Für die Bewohnerinnen und Bewohner besteht aber keine unmittelbare Gefahr», führt Pickel aus.
Küchen saniert, Balkone vergrössert
Während der Sanierung steht das Hochhaus anderthalb Jahre lang leer. Auch Küchen und Badezimmer werden komplett renoviert. Die Fassade wird erneuert, Balkone werden vergrössert. Deshalb müssen sich die betroffenen Mieterinnen und Mieter eine neue Bleibe suchen – auf dem ausgetrockneten Wohnungsmarkt von Chur, der zu den am schlechtesten funktionierenden der ganzen Schweiz gehört. Wie mühsam die Wohnungssuche sein kann, wissen auch die Bewohnerinnen und Bewohner eines 20-stöckigen Hochhauses in Bern-Bümpliz.
Dort haben 144 Mietparteien die Kündigung erhalten. Nächsten Sommer müssen sie raus. «Nach 52 Jahren Betrieb haben das Hochhaus und dessen Einrichtungen das Ende ihrer Lebensdauer erreicht», heisst es im Leerkündigungsschreiben, das Blick vorliegt. Der Bau wird ab Juli 2026 totalsaniert. Betroffene Familien und Senioren sind verzweifelt, sie wissen nicht, wohin. «Wir bekommen die Wohnungsnot in der Schweiz jetzt am eigenen Leib zu spüren», sagt Sulaiman Fässler* (40), Vater einer fünfköpfigen Familie, zu Blick.
Wohnraum für 4700 Menschen
Mit dem Hochhaus im Churer Lacuna-Quartier trifft es nun eine der grössten Neubausiedlungen der Nachkriegszeit der Schweiz. Sie wurde zwischen 1964 und 1981 geplant und gebaut und bietet Wohnraum für 4700 Personen, dazu Geschäftsflächen und öffentliche Einrichtungen. Teil des Ensembles ist das 1972 erbaute Lacuna-Hochhaus. Das Wahrzeichen der Stadt hat 24 Stockwerke und ist mit 85 Metern das höchste Hochhaus Graubündens. Die Siedlung entstand nach den Prinzipien der Moderne und der Idee der «Neuen Stadt» von Le Corbusier.
*Name geändert