Darum gehts
- Wohnungsmarkt in Schweizer Städten angespannt, Insertionsdauer sinkt auf 23 Tage
- Chur hat kürzeste Insertionsdauer, Vitamin B oft nötig für Wohnungssuche
- Genf: 14'000 Wohnungen ausgeschrieben, über 35% kosten mehr als 3500 Franken
Geht es um knappen Wohnraum in der Schweiz, muss oft die Stadt Zürich als Beispiel herhalten. Irre Mieten sorgen immer wieder für rote Köpfe. Da kann ein Mini-Apartment mit 14 Quadratmetern auch mal 2600 Franken kosten – pro Monat. Und bei Wohnungsbesichtigungen sind lange Schlangen vor dem Gebäude Standard.
Mittlerweile ist der Wohnungsmarkt nicht mehr nur in Zürich angespannt. Auch in kleineren Städten steigen die Mieten, weil es an Wohnraum mangelt. Ein Indikator dafür ist die sogenannte Insertionsdauer. Der Wert gibt an, wie lange ein Wohnobjekt auf einem Immobilienportal ausgeschrieben ist. In der Schweiz ist er zwischen April 2024 und März 2025 im Vergleich zur Vorjahresperiode um 4 Tage gesunken – auf noch 23 Tage, wie aus der neuen Online-Wohnungsindex-Studie vom Swiss Real Estate Institute hervorgeht. In Zürich ist die Insertionsdauer mit 18 Tagen deutlich tiefer. Es gibt aber Schweizer Städte, die noch schlechter dastehen als die die Wirtschaftsmetropole an der Limmat.
Chur – ohne Vitamin B geht nichts
Der öffentliche Wohnungsmarkt in Chur ist seit Jahren dysfunktional. Und die Situation spitzt sich weiter zu. In den zwölf Monaten bis März 2025 haben sich die ausgeschriebenen Wohnungen gegenüber der vorangegangenen Periode mehr als verdoppelt – auf über 1200 Ausschreibungen. Trotzdem hat sich der überhitzte Markt nicht abgekühlt – im Gegenteil. Die Insertionsdauer ist auf bloss zehn Tage gesunken, der tiefste Wert aller zwölf in der Studie untersuchten Städte.
Die Folge: Wer im Hauptort des Kantons Graubünden eine Wohnung sucht, ist auf Vitamin B angewiesen. Neue Bleiben gehen dort oft unter der Hand weg. «Die Vermutung liegt nahe, dass weiterhin viele Wohnungen in diesem ausgetrockneten Markt nicht über die öffentlichen Marktplätze vermietet werden», heisst es dazu in der Studie. Besorgniserregend: Eine Besserung ist nicht absehbar, so ist die Insertionsdauer im ersten Quartal 2025 gar auf 8 Tage gesunken.
Genf – sehr teuer, trotzdem beliebt
Auch der Genfer Wohnungsmarkt bleibt sehr angespannt. Wohnungen waren durchschnittlich bloss noch 14 Tage lang ausgeschrieben – ein neuer Tiefstwert. Dabei ist das Angebot deutlich gewachsen. Mit einem Plus von 28 Prozent auf fast 14'000 ausgeschriebenen Wohnungen zwischen April 2024 und März 2025 ist Genf jetzt der zweitgrösste Schweizer Markt – hinter Zürich und neu vor Basel.
Der Markt kann den Wunsch, in Genf zur Miete zu wohnen, weiterhin nicht voll befriedigen. Gleichzeitig ist die Calvinstadt ein teures Pflaster: Mehr als jede dritte Wohnung kostet über 3500 Franken pro Monat.
Winterthur – «zu kleines Angebot» für wachsende Stadt
In Winterthur waren in der von der Studie erfassten Zeitperiode 3900 Wohnungen ausgeschrieben. Dieses Angebot ist «viel zu klein für eine Stadt dieser Grösse und für einen funktionierenden Mietwohnungsmarkt», so der Befund der Studie. Das zeigt sich auch in der Insertionsdauer, die um einen Tag auf noch 13 Tage gesunken ist.
Damit steigen auch die Mietpreise. Selbst Wohnungen mit einer Monatsmiete von über 2000 Franken werden laut den Studienautoren «spielend vermietet». Zudem dürfte Winterthur mit seinen aktuell gut 120'000 Einwohnern auch weiter wachsen. So gab es in der Beobachtungsperiode 19 Prozent mehr Erstvermietungen.
Luzern – wohlhabende Mieter kommen
Die Stadt Luzern erholt sich punkto Ausschreibungen nur langsam. Die Anzahl an Wohnungsannoncen ist auf 4100 angewachsen, liegt aber weiterhin deutlich unter dem Niveau vor und während der Corona-Pandemie, als 6000 bis 7000 Insertionen pro Jahr Standard waren. Auch in der Innerschweizer Stadt gilt deshalb: Der Wohnungsmarkt bleibt ausgetrocknet. Denn die Insertionsdauer ist auf 15 Tage gesunken.
Offenbar haben auch Vermögende Luzern für sich entdeckt. Die Stadt erlebt einen Nachfrageboom bei teuren Wohnungen. Bei Mietobjekten im Segment über 3500 Franken pro Monat hat sich die Insertionsdauer um ganze 11 Tage verringert. «Tiefe Grenzsteuersätze und eine attraktive Stadt scheinen wohlhabende Mieter anzuziehen», so die Studie des Swiss Real Estate Institute.
Bern – nun auf dem Level von Zürich
Die Bundesstadt ist bei der Insertionsdauer für Mietwohnungen von 18 Tagen mittlerweile auf dem Niveau von Zürich angekommen. Während der Wert in der Limmatstadt aber gestiegen ist, verzeichnet Bern im Vergleich zur vorangegangenen Periode einen Rückgang von 2 Tagen. Dabei haben die Mietangebote mit 8119 Inseraten einen neuen Rekord erreicht.
Gleichzeitig hat Bern eher wenig Zuzüger. Erstvermietungen machen am dortigen Wohnungsmarkt nur etwa 7 Prozent aus. Das gestiegene Angebot ermöglicht deshalb vielen Stadtbernern, sich den Umzugswunsch zu erfüllen. Gerade Wohnungen mit tiefen Mieten gehen sehr schnell weg. In den tiefen Preissegmenten ist die Insertionsdauer deutlich gesunken.