Darum gehts
- Die älteste Schweizer Schuhmarke Elgg wurde von Kybun Joya übernommen
- Firma Elgg produzierte über ein Jahrhundert die kultigen Kampfstiefel KS 90 für die Schweizer Armee
- Bis 2002 fertigten 100 Mitarbeitende täglich bis zu 500 Paar Schuhe
Ein Stück Schweizer Unternehmensgeschichte bekommt neues Leben eingehaucht: Die Zürcher Schuhfabrik Elgg, die älteste Schuhmarke der Schweiz, hat einen neuen Besitzer. Kybun Joya, das Schuh-Unternehmen von Ex-Mister-Schweiz Claudio Minder (45) und Karl Müller (40), hat den Kult-Brand übernommen, wie die Firmenchefs am Dienstag mitteilen.
Besonders jenen, die im Militär gewesen sind, dürfte die Traditionsfirma aus der Winterthurer Vorortgemeinde Elgg ein Begriff sein. Die Firma stellte den kultigen Kampfstiefel 90 her, den die Schweizer Armee bis 2020 nutzte. «Nun soll Elgg wieder Stiefel für die Schweizer Armee produzieren», heisst es bei Kybun Joya. Bereits im kommenden Jahr wollen die Ostschweizer die ersten Prototypen eines neu entwickelten Kampfstiefels vorstellen.
Start mit Kampfstiefeln für Frauen
Auffällig: Zuerst will Kybun Joya mit Kampfstiefeln für Frauen loslegen. Später möchte Kybun Joya dann die Produktionskapazitäten in der Schweiz stufenweise hochfahren, um grössere Stückzahlen für Herrenmodelle herstellen zu können. «Schweizer Soldaten verdienen Schweizer Schuhe», so Co-CEO Müller.
Der aktuelle Kampfstiefel 19 der Schweizer Armee stammt von mehreren Herstellern – unter anderem von der Schweizer Firma Minerva aus Pruntrut JU. Sie fertigt die Militärschuhe aber grösstenteils im Ausland, etwa in Rumänien.
Elgg stellte Produktion in der Schweiz 2002 ein
Die Wurzeln von Elgg reichen bis Mitte des 19. Jahrhunderts zurück: 1847 entstand in Winterthur ZH die erste Schuhfabrik der Schweiz, aus der die Marke Elgg entstand. Vier Jahre später nahm Bally die Schuhproduktion in Schönenwerd SO auf. «Elgg ist ein Kulturerbe der Schweizer Schuhindustrie. Wir sind stolz, diese Marke in eine neue Ära zu führen», sagt Co-Chef Minder dazu.
Insbesondere der Erste Weltkrieg sorgte beim Kampfstiefel-Hersteller Elgg für einen Aufschwung – dank der enormen Nachfrage nach Militärschuhen. Ab den 1970er-Jahren machte der Preisdruck aus Billiglohnländern den Zürchern zunehmend zu schaffen. Bis zur Jahrtausendwende konnte Elgg seinen Namen als bedeutender Produzent von hochwertigen Militärstiefeln aber halten. Rund 100 Mitarbeitende fertigten täglich bis zu 500 Paar Schuhe.
2002 dann aber das Aus: Das Unternehmen stellte die Produktion in Elgg ein. Die Schuhmarke blieb bestehen, fristete aber ein Schattendasein – bis jetzt. Nun soll die Marke unter Ostschweizer Führung wieder aufblühen.