Darum gehts
- Flughafenmitarbeiter erhalten Bonuszahlungen für Aufspüren übergrosser Gepäckstücke bei Easyjet-Passagieren
- Swissport-Angestellte bekommen 1.20 Pfund pro konfiszierter Tasche am Gate
- Konsumentenschützer ärgern sich über unübersichtliche Handgepäckgebühren
Die Billigfluggesellschaft Easyjet verdient mit Gepäckgebühren richtig viel Geld. Rund zwei Milliarden Dollar pro Jahr sollen es sein.
Kein Wunder toleriert sie es nicht, wenn sich Passagiere nicht an die Gepäckregeln halten. Diese lauten: Ist das Handgepäck grösser als die zulässigen Masse (45 x 36 x 20 Zentimeter), darf es nicht in die Kabine, sondern muss in den Frachtraum. Das kostet eine «Strafgebühr» von 50 Pfund (etwa 54 Franken). Ausser man hat ein teureres Ticket gebucht, das zusätzliche Freigepäckmengen oder eine zweite, grössere Handgepäcktasche erlaubt.
Offenbar wurden aber viele Passagiere trotz Verstössen gegen diese Regel ohne Extragebühr an Bord gelassen. Deshalb greift Easyjet durch – zumindest vorläufig mal in Grossbritannien: Dort erhalten Flughafenmitarbeitende laut dem «Guardian» Bonuszahlungen für das Aufspüren übergrosser Gepäckstücke bei Easyjet-Passagieren. Für jedes am Gate konfiszierte Handgepäck soll der jeweilige Flughafenmitarbeitende 1.20 Pfund (1.30 Franken) erhalten.
Der «Guardian» bezieht sich auf ein E-Mail, das Easyjet an Swissport-Angestellte von sieben britischen Flughäfen schickte. Das Schweizer Unternehmen betreibt weltweit Bodendienstleistungen für Fluggesellschaften und ist in diesem Segment führend. Offenbar erhielten auch DHL-Mitarbeitende an diversen britischen Flughäfen dieses Angebot.
Die Durchsetzung ist nicht so einfach
Swissport betonte in einer Stellungnahme ihre Professionalität und den Fokus auf effiziente Abläufe. Ein ehemaliger Swissport-Passagierdienstleiter äusserte sich jedoch anonym gegenüber dem «Guardian»: «Die Konfrontation mit Personen wegen Übergepäck ist wie der Umgang mit Schwarzfahrern: Man riskiert Beschimpfungen oder Schlimmeres.»
Eigentlich wäre es die Pflicht der Reisenden, sich an geltende Vorschriften zu halten. Doch oft wird Kulanz erwartet, zumindest bei kleinen Verstössen. Damit entgeht den Airlines jedoch Gebührengeld, eine wichtige Einkommensquelle.
Konsumentenschützer nerven sich aber seit Jahren über die unübersichtlichen Gebühren, die von Airline zu Airline variieren. Deshalb gibt es vielerorts Bestrebungen zur Abschaffung von Handgepäckgebühren.