Darum gehts
- Hotel Bellevue au Lac hat neue Besitzer aus den Vereinigten Arabischen Emiraten
- Alkohol und Schweinefleisch wurden aus dem Menü entfernt, was Gäste verärgert
- Das 100-jährige Hotel bietet Doppelzimmer ab 190 Franken pro Nacht an
Das Hotel Bellevue au Lac in Hilterfingen BE am Ufer des Thunersees hat viel erlebt in seiner 100-jährigen Geschichte. Es wurde 1924 eröffnet, als eine der letzten, prächtigen Hotelbauten in der Hochblüte des Tourismus. Doch die Belle-Époque-Perle ist in die Jahre gekommen. Die Zimmer sind alt und zu klein, genügen den Ansprüchen einer zahlungskräftigen Klientel nicht mehr. Auch in Sachen Wellness ist das Hotel höchstens noch Durchschnitt.
Das «Bellevue du Lac» teilt dieses Schicksal mit vielen weiteren Betrieben in der Schweiz. Etwa mit dem Parkhotel in Oberhofen BE, nur 1,2 Kilometer Luftlinie entfernt. Derzeit steht das Hotel mit seinen 36 Zimmern leer. Die Zukunft des traditionsreichen 4-Sterne-Hauses ist ungewiss, eine Umwandlung in luxuriöse Apartments scheint wahrscheinlich. Es sei denn, dass sich im letzten Moment ein Investor mit dickem Portemonnaie findet, der das altehrwürdige Haus wachküsst und wieder als Hotel betreibt.
Speise- und Getränkekarte radikal umgeschrieben
So wie in Hilterfingen. Dort hat sich eine Immobilienfirma aus den Vereinigten Arabischen Emiraten das 100-jährige Hotel gekauft. Und nach einer sanften Renovation neu eröffnet. Seither gehen die Emotionen hoch im kleinen Berner Oberländer Dorf. Gäste sind hässig, Einheimische meiden das Restaurant des Hotels, wie die SRF-Rundschau berichtet.
Der Grund: Die neuen Inhaber haben die Speise- und Getränkekarte radikal umgeschrieben. Alkohol gibts keinen mehr. Schweinefleisch haben sie aus der Küche verbannt. Die Gäste – die Nacht im Doppelzimmer gibts ab 190 Franken – müssen umdenken: Speck zum Rührei? Fehlanzeige. Einheimische bekommen auf der lauschigen Terrasse mit Sicht aufs Wasser nur noch ein alkoholfreies Bier zum Apéro.
Hoteldirektor schon wieder weg
Das schmeckt ihnen gar nicht. In den Google-Rezensionen warnen sie: «Achtung, es ist entgegen der Ausflüchte des Managements in der Lokalpresse ein Halal-Hotel nach dem Besitzerwechsel», schreibt ein frustrierter Gast. «Alkohol in jeder Form sucht man vergeblich, auch Schweinefleisch auf der Karte. Nur labbrige Geflügelwurst.» Viele stören sich auch daran, dass sie nicht schon beim Betreten des Restaurants darauf hingewiesen werden, dass Alkohol, Tabak und Schweinefleisch tabu sind im neuen «Bellevue au Lac».
Ein Investor-Vertreter wehrt sich gegenüber SRF: «Wir hissen keine andere Flagge. Wir setzen auf gesunde Produkte, nicht aus religiösen Motiven.» Alkohol wolle man bewusst nicht anbieten: «Wenn jemand trinken will, sind wir nicht die richtige Wahl.» Stattdessen sollen neue Angebote entstehen – ein Pool im Garten ist bereits geplant. So soll das Hotel – heute hat es 3 Sterne – bald in der Luxus-Liga spielen. Mit welchem Chef? Das ist unklar. Denn noch während der SRF-Recherchen hat der Hoteldirektor offenbar gekündigt.