Kampf im Detailhandel erreicht neue Ebene
Migros und Coop mit Klimaaktion – Aldi und Lidl explizit ausgeschlossen

Eine Klimaaktion sorgt im Detailhandel für Streitigkeiten. Trotz proaktiven Anfragen wollten Coop und Migros die beiden Discounter Aldi und Lidl explizit nicht dabeihaben. Es ist eine neue Dimension im Wettstreit der Detailhändler, die sich mit Tiefpreisen bekämpfen.
Publiziert: 15:58 Uhr
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Aktualisiert: 17:44 Uhr
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Coop und Migros wollten Aldi und Lidl explizit nicht an der Erstunterzeichnung einer Klimaaktion dabeihaben.
Foto: ANTHONY ANEX

Darum gehts

  • Detailhändler streiten um Klimaschutz-Initiative, Aldi und Lidl ausgeschlossen
  • Migros und Coop luden Discounter nicht an den runden Tisch ein
  • Am 11. Juni war das Treffen mit Schwergewichten der landwirtschaftlichen Lebensmittelhersteller
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Robin WegmüllerRedaktor Wirtschaft

Migros, Coop, Aldi und Lidl kämpfen seit längerem mit harten Bandagen um die tiefsten Preise im Detailhandel. Alle wollen die Günstigsten sein, schliesslich hat die Tiefpreiskrone als Werbebotschaft an die Kundinnen und Kunden grossen Wert. Jetzt hat der Streit zwischen den Händlern in den letzten Wochen eine weitere Ebene erreicht. Es geht dabei um eine Klimaaktion, wie die «NZZ am Sonntag» berichtet hat.

Konkret betrifft es eine Absichtserklärung für eine klimafreundlichere Landwirtschaft. Was zuerst langweilig tönt, versteckt aber Brisantes. Die IG Detailhandel Schweiz, hinter der die Migros, Denner und Coop stehen, verschickte vor rund einer Woche eine entsprechende Medienmitteilung. Das Ziel: Der Detailhandel setzt sich gemeinsam für mehr Klimaschutz ein. Dafür lud der Absender am 11. Juni die Schwergewichte der landwirtschaftlichen Lebensmittelhersteller an einen runden Tisch ein. Alle ausser die Konkurrenten Aldi und Lidl, so die «NZZ am Sonntag».

Was sagen die Discounter?

Die zwei Discounter wollte man offensichtlich explizit nicht dabeihaben. Was sagen die beiden dazu? «Wir hätten es sehr geschätzt, in die Erarbeitung der Absichtserklärung eingebunden zu werden», schreibt Aldi auf Anfrage von Blick. «Lidl hat vom runden Tisch erfahren, wurde aber nicht zu den Gesprächen eingeladen», heisst es beim zweiten Discounter. «Wir hätten eine aktive Einbindung aller relevanten Stakeholder von Anfang an sehr begrüsst.» 

Die Discounter wählen nette Worte, Kritik muss man zwischen den Zeilen herauslesen. Dabei haben die zwei Discounter durchaus Grund dazu, verärgert zu sein. So gingen Aldi und Lidl proaktiv auf die Organisatoren zu und haben eine Teilnahme am runden Tisch angefragt. Gemäss der «NZZ am Sonntag» erhielten die beiden eine Absage – ohne Begründung.

Umso ärgerlicher aus Sicht von Aldi und Lidl: Nachdem die Medienmitteilung draussen war, wurden die Discounter dann doch eingeladen, die definitive Absichtserklärung noch zu unterzeichnen. Gemäss der Zeitung verzichten Aldi und Lidl aber darauf.

Und die Organisatoren?

Mitspracherecht geht anders. Vor allem in einem Thema, das im Detailhandel keineswegs Nebensache ist. Auch der Umweltverband WWF Schweiz, der am Treffen dabei war, übt Kritik. «Ideal wäre es gewesen, alle Marktteilnehmer einzubeziehen», meinen sie gegenüber der «NZZ am Sonntag».

Und was sagen die Beschuldigten? Die Platzhirsche Migros und Coop verweisen gegenüber Blick auf die IG Detailhandel. «Der runde Tisch wurde innert kürzester Zeit organisiert und durchgeführt», schreibt Sprecherin Maja Freiermuth. «Um rasch und effizient arbeiten zu können, wurde der Kreis der Beteiligten bewusst klein und überschaubar gehalten.» 

Der Knatsch um die Klimaaktion ist ein weiteres Kapitel im Wettbewerb der Detailhändler. Im September 2024 senkte Aldi die Fleischpreise – und trat damit einen Preiskampf in der Branche los. Die Migros konterte Ende Oktober gar mit einer Tiefpreis-Strategie bei rund 1000 Produkten. Jetzt scheinen sich zwei Lager zu bilden: die eingesessenen Schweizer Branchenführer gegen die «neuen» Discounter, die einst aus Deutschland eingewandert sind. 

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