Darum gehts
- Itema schliesst Webmaschinenfabrik in Zuchwil SO, 90 Angestellte verlieren ihren Job
- Seit den 50er-Jahren wurden in Zuchwil Webmaschinen produziert, einst 3000 Angestellte
- Nachfrage nach Schweizer Projektil-Webmaschinen 2024 um 83 Prozent gesunken
Die Meldung schockt eine ganze Region: Der Webmaschinenhersteller Itema aus Zuchwil SO zieht der Fabrik den Stecker. 90 Angestellte verlieren ihren Job. Die Betroffenheit ist gross. «Es gibt leider keine andere Möglichkeit, als das Werk in Zuchwil zu schliessen», heisst es in einer Medienmitteilung. Der Personalverband Angestellte Schweiz kritisiert den Entscheid der italienischen Besitzer und fordert «eine gezielte Verschlankung des Standorts». Das dürfte ein frommer Wunsch bleiben, wie ein Blick auf die bewegte Geschichte zeigt.
Seit den 50er-Jahren werden in Zuchwil Webmaschinen produziert. Lange Jahre vom Traditionskonzern Sulzer aus Winterthur ZH. Die Maschinen haben einen guten Ruf und werden in die ganze Welt verschifft. Das Geschäft läuft, bis zu 3000 Angestellte arbeiten in den solothurnischen Werkhallen. Sie fertigen 6000 Maschinen im Jahr. Sulzer ist einer der wichtigsten Arbeitgeber der Region. Die Jobs sind entsprechend begehrt.
Belegschaft immer wieder halbiert
2001 hat Sulzer die Sparte nach Italien verkauft. Seither werden die Maschinen unter dem Namen Itema verkauft. Itema Schweiz hat ihren Sitz in Wilen bei Wollerau SZ. Unter den italienischen Besitzern geht es stetig abwärts mit der einstigen Industrieperle. Zweimal musste die Belegschaft in Zuchwil bereits halbiert werden, so die «Solothurner Zeitung». 2004 von 575 Mitarbeitern auf 240. 2009 dann schon der nächste Kalkschlag: Erneut mussten 120 Angestellte ihren Arbeitsplatz räumen.
Zwischendurch gab es auch immer wieder Hoffnung. 2015 verlängerten die Italiener den Mietvertrag für das Werk auf dem Riverside-Areal um zehn Jahre. Vollmundig versprachen sie Investitionen in den Standort an der Aare. Von Investitionen von fünf bis zehn Millionen Franken innert zwei Jahren war die Rede. Für neue Anlagen und die Logistik. Der damalige Gemeindepräsident rieb sich freudig die Hände und sprach euphorisch von einem «Weihnachtsgeschenk für die Angestellten».
Nachfrage eingebrochen
Dieses Geschenk wird nun zum Albtraum. Die Geschäfte beim Schweizer Ableger der Itema – in Zuchwil sind Produktion, Montage und der Verkauf von Ersatzteilen angesiedelt – gehen miserabel. Seit 2023 herrscht am Standort Kurzarbeit. Nur dank dieser Hilfe kann das Unternehmen schwarze Zahlen schreiben. Nachhaltig ist das nicht. Hinzu kommt: Bald ist die gesetzlich festgelegte maximale Bezugsdauer von 18 Monaten erreicht.
Die Nachfrage nach den in der Schweiz produzierten Projektil-Webmaschinen ist 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 83 Prozent gesunken. Noch knapp 100 Maschinen verlassen die Hallen pro Jahr. Sie kosten bis zu 200'000 Franken, 98 Prozent der Produktion gehen in den Export, vor allem in die USA, nach China, Italien, die Türkei und Mexiko. Klar ist deshalb: Auch der starke Franken wird zum Problem.
Lichter gehen für immer aus
Die Itema spricht von einer «veränderten Marktlage». Und führt aus: «Wir befinden uns in einer signifikanten Krise», heisst es in der Itema-Mitteilung. Der Weltmarkt sei seit 2022 am Boden. Der Rückgang anhaltend. «Es ist für das Unternehmen unerlässlich, schwierige Entscheidungen zu treffen, die darauf abzielen, die Solidität der Gruppe zu schützen», schreibt die Itema.
Heisst konkret: Aussicht auf Besserung sehen die Itema-Manager nicht. Sie konzentrieren sich künftig auf Standorte in Italien und China. Für Zuchwil mit seinen 90 Mitarbeitenden gibts da keinen Platz. Ende 2026 gehen die Lichter für immer aus.