Darum gehts
- On verzeichnet Rekordumsatz trotz US-Zöllen und bleibt optimistisch
- CEO Martin Hoffmann sieht Preiserhöhungen als Kompensation für Zolleffekte
- Nettoumsatz im 2. Quartal stieg um 32 Prozent auf 750 Millionen Franken
«Wir hangeln uns von Rekordquartal zu Rekordquartal»: Martin Hoffmann (46), seit 1. Juli 2025 alleiniger CEO des Schweizer Sportschuhherstellers On, versprüht bei der Präsentation der Halbjahreszahlen Stolz und Optimismus.
Katerstimmung wegen der US-Zölle? Fehlanzeige beim Unternehmen, an dem Ex-Tennisstar Roger Federer (44) gewichtig beteiligt ist. «Natürlich freuen wir uns über die hohen Zölle nicht gerade», sagt Hoffmann lediglich.
Zwar machen die USA als wichtigster Absatzmarkt des Unternehmens – On ist darum auch an der New Yorker Börse kotiert – rund 60 Prozent des Gesamtumsatzes aus. Einbrüche würden also das Ergebnis wesentlich belasten. Allerdings sei bislang davon nichts zu spüren. Der USA-Umsatz im 2. Quartal stieg um 23 Prozent auf 432,3 Millionen Franken – obwohl sich die Nachfrage bei den On-Fans im April in Grenzen hielt, als Trump sein Zollregime ankündigte. Trotz einer Preissteigerung per 1. Juli um rund 10 Dollar auf diverse Lifestyle-Produkte und Schuhmodelle in den USA sei für On auch der vergangene Monat sehr gut gelaufen, sagt Hoffmann.
Hohe Zölle auch für Exporte aus Südostasien
On produziert den allergrössten Teil seiner Produkte in Vietnam und Indonesien. Die 39-Prozent-Zölle gegen die Schweiz spielen also nur eine ganz kleine Rolle im Warenfluss von On in Richtung USA.
Gut für On: Die USA haben die Zölle gegenüber Vietnam im August von ursprünglich angedrohten 46 auf 20 Prozent gesenkt, sowie die Zölle gegenüber Indonesien von angedrohten 32 auf 19 Prozent.
Trotzdem relativiert Hoffmann auf Nachfrage von Blick: «Wir bezahlten bisher schon 20 Prozent Zoll auf unsere Exporte aus diesen Ländern in die USA – neu betragen die Zölle also 40 Prozent für Exporte aus Vietnam und 39 Prozent aus Indonesien.»
Doch auch das raubt Hoffmann nicht den Schlaf: «Die Preiserhöhung hilft, Effekte der Zölle zu kompensieren.» Hoffmanns Lösungsansätze: besseres Management der Frachtkosten, weitere Diversifizierung bei den Produkten und eine «eine klare Positionierung als Premiummarke». Und auch wenn die News nicht gerade gut waren, herrsche nun immerhin Klarheit in Bezug auf die Höhe der Zölle.
US-Produktion nicht ausgeschlossen
Konkrete Massnahmen dagegen seien aber noch nicht geplant. An der Qualität und am Kundenerlebnis werde auf jeden Fall nichts verändert. In Bezug auf den Aufbau einer Produktionsstätte in den USA, wie dies US-Präsident Donald Trump (79) gerne hätte, gibt sich Hoffmann kryptisch: «Dazu laufen aktuell keine Gespräche.» Er fügt aber an, dass bereits vor dem Zoll-Hammer zumindest Überlegungen dazu existierten.
Kürzlich stellte On eine Produktionsstätte in Zürich vor, bei der ein Roboter einen Schuh mittels Lightspray-Technologie in wenigen Minuten anfertigt. On werde weiter in Automatisierung investieren. «Dadurch ist es einfacher, Alternativen bei Produktionsstandorten aufzubauen.»
Die guten Resultate dürften Roger Federer, der bei den Amerikanern sehr beliebt ist, freuen. Es gebe allerdings keine Pläne, das Firmen-Aushängeschild im Kampf gegen US-Zölle einzusetzen, sagt Hoffmann zu Blick: «Das ist Sache der Regierungen.»