Darum gehts
- Aktuelle Studie zeigt: Schweizer Rentner sind am zufriedensten in Europa
- Finanzen wichtig, aber nicht allein entscheidend für Zufriedenheit im Ruhestand
- Rentner fühlen sich vitaler und energetischer als alle andere Altersgruppen
Rentnerinnen und Rentner haben ihr Leben lang auf der Baustelle, daheim, im Geschäft oder Büro geschuftet. Sie haben sich ihren erfüllten Ruhestand wohl verdient. Nirgendwo scheint ihnen das besser zu gelingen als in der Schweiz. Die Pensionierten hierzulande sind am zufriedensten in ganz Europa, wie die aktuelle Studie «Wie lebt es sich im Rentenalter?» zeigt.
Der Lebensversicherer Swiss Life hat für die Studie gut 2000 Personen im Alter von 65 bis 80 befragt. Blick fasst die bemerkenswertesten Erkenntnisse zusammen.
Für einmal vor den Skandinaviern
Vier von fünf Pensionierten in der Schweiz sind mit ihrem Leben zufrieden, die Hälfte sogar sehr zufrieden. Die meisten Befragten bereuen wenig oder nichts in ihrem bisherigen Leben. «Die häufig gute finanzielle Situation und die hohe Lebensqualität dürften wichtige Faktoren sein», sagt Andreas Christen (40), Co-Autor der Studie, zu Blick. Aber auch die Gesundheit, aktive Freizeitgestaltung und die Pflege der sozialen Kontakte wird von der grossen Mehrheit positiv bewertet. «Gerade die Gesundheit ist zentral», so Christen. Die Pensionierten hierzulande stechen sogar die skandinavischen Länder aus, in denen gemäss vielen Studien die glücklichsten Menschen in Europa leben.
Finanzen spielen eine Rolle, aber …
Wer in der Pension nicht gross über Geld nachdenken muss, ist zufriedener. Die Hälfte der Rentner muss praktisch nie verzichten. Sie können nach Lust und Laune Restaurants besuchen, Ferien buchen und das Leben geniessen. Die grosse Mehrheit der anderen muss hie und da auf eine Hotelübernachtung oder einen Ausflug verzichten. Ein kleiner Teil muss den Gürtel dauerhaft enger schnallen. «Je tiefer das Einkommen der Pensionierten ist, desto schlechter fällt ihre Zufriedenheit aus», sagt Christen.
Was in diesem Kontext jedoch überrascht. «Die 20 Prozent der Rentner mit den tiefsten Einkommen sind ähnlich oft zufrieden wie die 20 Prozent der Bestverdienenden im Erwerbsalter. Das zeigt, dass neben Geld noch andere Faktoren eine wichtige Rolle spielen», führt er aus.
Seltener einsam und gute Sozialkontakte
Rentner fühlen sich seltener einsam als jüngere und sind mit ihrem sozialen Netzwerk grundsätzlich zufrieden. Bei einem Teil nehmen die sozialen Kontakte mit dem Ausstieg aus der Arbeitswelt hingegen ab. Die vorhandenen Kontakte werden jedoch bei vielen wertvoller. Die freie Zeit dürfte bei der Kontaktpflege helfen.
Interessant: Die Befragung zeigt einen deutlichen Geschlechtergraben. «So nennen 80 Prozent der Männer ihre Partnerin als engste Vertrauensperson. Bei den Frauen geben hingegen nur 45 Prozent ihren Partner an», sagt Co-Autorin Nadia Myohl (33).
Das Klischee mit den Wandergruppen
Die 65- bis 74-Jährigen fühlen sich energetischer und vitaler als jede andere Altersgruppe. Sie sind aktiv, machen Sport, lösen Rätsel, besuchen Freunde, nutzen soziale Medien und machen Ausflüge. Die Studie widerlegt auch das gängige Klischee der Seniorenwandergruppen, die gerade zu Stosszeiten die bereits überfüllten Züge nutzen.
«Senioren sind vor allem ausserhalb der Pendelzeiten unterwegs, also zwischen 9 und 11 Uhr und 13 bis 17 Uhr», sagt Myohl. Zudem nutzen sie ihre Zeit für Reisen: Zwei von drei waren im letzten Jahr in Europa unterwegs. Einen Teil zog es gar noch weiter in die Ferne. «Neben Ländern wie den USA oder Australien reisen sich auch in exotische Länder wie Burkina Faso oder Vanuatu», so die Co-Autorin.
Kinder und Enkelkinder machen nicht glücklicher
Rentner ohne Kinder oder Enkelkinder sind gleich zufrieden wie jene mit, wie die Umfrage zeigt. Wer Enkelkinder hat, bringt sich jedoch gerne beim Hütedienst ein. Zwei Drittel kümmern sich regelmässig an bestimmten Tagen um ihre Enkel. Im Gegenzug müssen ihre Kinder jedoch nicht anpacken, sobald sie beim Kochen oder Putzen Unterstützung benötigen.
«Die wenigsten erwarten, dereinst von ihren Kindern gepflegt zu werden, wenn sie gesundheitlich abbauen und auf Hilfe angewiesen sind», so Myohl.