Für Millionen von Franken
Bei welchen Schweizer Firmen die Chefetage gerade eigene Aktien hamstert

Die Führungsriegen mehrerer Schweizer Konzerne haben im Juni Aktienpakete des eigenen Unternehmens gekauft. Ein Logistikunternehmen sticht besonders hervor.
Publiziert: 11:14 Uhr
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Die Schweizer Börse hat im Juni kräftig nachgegeben. Trotz guter Jahresentwicklung verlieren die wichtigsten Indizes in diesem Monat an Wert.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Im Juni geben die Schweizer Börsenindizes einen Teil ihrer Gewinne aus dem Jahr 2025 wieder ab
  • Führende Köpfe von Kühne + Nagel, OC Oerlikon und Holcim investieren Millionen in ihre eigenen Unternehmen
  • Verkäufe bei Straumann und Lindt & Sprüngli: Trotz Kursgewinnen im Jahr 2025 verkaufen Manager von Straumann und Lindt Aktien ihres Unternehmens
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Reto Zanettin und Reto Zanettin
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Die Schweizer Börse hat im Juni einen Teil der seit Anfang Jahr verbuchten Gewinne wieder abgegeben. Der Swiss Performance Index sank 1,9 Prozent, der Swiss Market Index (SMI) um 2,3 Prozent. Entgegen dem allgemeinen Trend haben Verwaltungsräte und Geschäftsleitungsmitglieder mancher Schweizer Konzerne Aktien des von ihnen geführten Unternehmens erworben, und das zum Teil in grösserem Umfang. Die folgende Tabelle zeigt eine Zusammenfassung.

UnternehmenTitelkauf (Wert in Fr.) KäuferMeldedatum
Kühne + Nagel 9'893'150nicht-exekutives Verwaltungsratsmitglied23.6.2025
Kühne + Nagel437'750nicht-exekutives Verwaltungsratsmitglied 23.6.2025
Kühne + Nagel5'048'775nicht-exekutives Verwaltungsratsmitglied19.6.2025
Kühne + Nagel393'095nicht-exekutives Verwaltungsratsmitglied19.6.2025
Kühne + Nagel49'779nicht-exekutives Verwaltungsratsmitglied

17.6.2025

Kühne + Nagel total 15'822'549

OC Oerlikon2'158'494nicht-exekutives Verwaltungsratsmitglied

19.6.2025

Holcim527'388Mitglied der Geschäftsleitung23.6.2025
Compagnie Financière Tradition322'500Nicht-Exekutiven Verwaltungsratsmitglied17.6.2025
Medacta106'400Mitglied der Geschäftsleitung16.6.2025

Aktienkäufe durch das Management börsenkotierter Schweizer Unternehmen. Quelle: SIX Exchange Regulation. 

Umfangreich waren die Aktienpakete, die ein Verwaltungsrat des Logistikunternehmens Kühne + Nagel erworben hat: mehr als 15 Millionen Franken beträgt das Volumen insgesamt. Mit Blick auf die Kaufkraft der Verwaltungsräte müssten die Titelkäufe Milliardär Klaus-Michael Kühne zugeordnet werden. Er ist Grossaktionär und Ehrenpräsident des Konzerns aus Schindellegi SZ.

Trumps Zoll-Wirrwarr macht Kühne + Nagel zu schaffen

Die Unternehmen müssen die Namen der Käufer respektive Käuferinnen eigener Aktien nicht preisgeben. Deswegen kann nicht gesagt werden, wer genau die Transaktionen abgeschlossen hat. Doch schon frühere Titelkäufe sind wohl auf das Konto von Klaus-Michael Kühne gegangen, etwa im April, als laut der einschlägigen SIX-Datenbank ein nicht-exekutives Verwaltungsratsmitglied Aktien im Umfang von rund 7,7 Millionen Franken erworben hat. 

Artikel von «Cash.ch»

Dieser Artikel wurde erstmals auf «Cash.ch» publiziert. Weitere spannende Artikel findest du auf www.cash.ch.

Dieser Artikel wurde erstmals auf «Cash.ch» publiziert. Weitere spannende Artikel findest du auf www.cash.ch.

Die Aktien von Kühne + Nagel verharren seit einiger Zeit ihrem tiefen Niveau. Nach wie vor herrscht wegen eines drohenden Rückgangs der weltweiten Handelsvolumina grosse Unsicherheit in der Logistik-Branche, ausgelöst durch geopolitische Entwicklungen und Trumps Zölle. 

Generell kommen grössere Management-Transaktionen bei Kühne + Nagel immer wieder vor. Nicht selten handelt es sich um Aktienpakete im Millionen-Franken-Bereich. Insofern setzen die Titelkäufe im Juni die schon laufende Reihe der Transaktionen fort.

OC Oerlikon: Ein Zeichen der Zuversicht?

Anders gelagert als bei Kühne + Nagel sind die Transaktionen bei OC Oerlikon: Für die vergangenen drei Jahre sind nur zwei Zukäufe in der Datenbank der Börsenaufsicht SIX Exchange Regulation (SER) verzeichnet, ein kleinerer über rund 94'000 Franken im September 2023 und ein grösserer über 2,1 Millionen Franken im Juni 2025 durch ein nicht-exekutives Verwaltungsratsmitglied. Er folgte mit etwas zeitlichem Abstand zu einem Meilenstein in den Firmengeschichte.

Im Mai legte Oerlikon die Zahlen zum ersten Quartal vor und meldete den Verkauf der Tochterfirma Barmag an den Winterthurer Industriekonzern Rieter. Damit ist Oerlikon zu einem reinen Spezialisten für Oberflächentechnologien geworden – nach einem rund zehnjährigen Transformationsprozess. Die Börse quittierte die Nachricht mit einem 18-prozentigen Kursanstieg am Berichtstag. Inzwischen hat die Aktie wieder an Wert verloren. In diesen neuerlichen Abwärtstrend fällt nun der Zukauf durch eines der Oerlikon-Verwaltungsmitglieder. Ein Zeichen unentwegter Zuversicht?

Wer ist der ominöse Käufer?

Beim Käufer der Oerlikon-Aktien könnte es sich durchaus um Verwaltungsratspräsident Michael Süss (61) handeln, der auch CEO ist. Er geriet zuletzt in die Kritik, weil er im Doppelmandat für das Jahr 2024 9,6 Millionen Franken erhielt. Sein Lohn bei Oerlikon ist innert zehn Jahren um das Zehnfache angewachsen, wie die «Handelszeitung» schrieb.

Fest steht: Die obersten Führungskräfte eines Unternehmens sind so eng mit dem Geschäftsgang und der Branchenentwicklung vertraut wie kaum jemand sonst. Ein Titelkauf kann deswegen als positives Signal für Anleger gewertet werden. Optimistisch für die Zukunft war Oerlikon-Finanzchef Markus Richter jedenfalls im Mai, als der Barmag-Verkauf bekannt wurde und Oerlikon sich Pureplay-Oberflächentechnologieunternehmen präsentierte. Er sehe viele Wachstumschancen in Bezug auf Anwendungen, Endmärkte und geografische Regionen. Darauf werde man sich konzentrieren, man wolle Mehrwert für die Aktionäre erschliessen, so Richter.

Die Mehrheit der Analysten stuft Oerlikon nach wie vor mit «Hold» ein; der Konsens sieht ein Kursziel von 4.06 Franken, womit ein 14,6-prozentiges Gewinnpotenzial verbunden ist. Ein Anschluss an die Notierungen von über 15 Franken in den Jahren 2017 und 2018 scheint vorerst aber kaum realistisch.

Holcim-Manager griffen nach Abspaltung des Nordamerika-Geschäfts zu

Der Aktienkauf beim Zementhersteller Holcim im Wert von rund einer halben Million Franken fällt die Phase des Börsengangs von Amrize, der abgespaltenen Nordamerika-Einheit. Und der Handel mit den Valoren des verbliebenen Holcim-Konzerns verlief durchaus positiv, seit Anfang Woche hat ein 22-prozentiges Plus resultiert. Eine Holcim-Aktie ist nun 58 Franken wert.

Weitere Zukäufe durch Mitglieder des Top-Managements gab es bei Compagnie Financière Tradition und Medacta. Ihre Summe ist freilich kaum vergleichbar mit den Volumen, die bei Kühne + Nagel bewegt wurden.

Verkäufe bei Straumann sowie Lindt & Sprüngli

Neben den Käufen gab es im bisherigen Verlauf des Juni auch Verkäufe durch Top-Führungskräfte. Grössere Management-Transaktionen gab es bei Straumann sowie Lindt & Sprüngli. Beim Dentaltechniker haben sich Verwaltungsräte von Aktien im Wert von total 17,3 Millionen Franken getrennt, und beim Schokoladenhersteller wurden Titel im Umfang von 3,5 Millionen Franken veräussert.

Während die Straumann-Aktien schon seit längerem stark schwanken und seit Anfang Jahr um 9 Prozent gefallen sind, waren Lindt & Sprüngli seit dem Jahreswechsel rund 30 Prozent gestiegen – bis die Kletterpartie vor wenigen Tagen ein vorläufiges Ende nahm und die Valoren zurückgefallen sind.

Dazu beigetragen hat eine Herabstufung auf «Neutral» von «Buy» durch die Bank of America. Lindt & Sprüngli verfüge zwar über das stärkste Portfolio im Schokoladenbereich; positive Unternehmensergebnisse seien jedoch bereits eingepreist, notierte der zuständige Analyst.

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