Darum gehts
- Streit um 2,1-Milliarden-Auftrag: SBB vergibt S-Bahn-Züge an Siemens
- Neue Antriebstechnologie von Siemens gilt als wenig erprobt in Europa
- Stadler Rail focht den Entscheid Ende November vor Gericht an
Der Streit nach der Vergabe des grössten Auftrags in der Geschichte der SBB wird immer heftiger: Nach dem Entscheid, den 2,1-Milliarden-Auftrag für neue Zürcher S-Bahn-Züge an Siemens zu vergeben, warnen laut «SonntagsZeitung» ABB und Stadler Rail vor Risiken einer neuen Siliziumkarbid-Antriebstechnologie. Diese gälte als energieeffizienter und leiser, sei aber im dichten europäischen S-Bahn-Betrieb kaum erprobt.
«Neue Antriebstechnologien haben immer zu Problemen geführt», sagte der frühere ABB-Traction-Chef Edgar Keller zur Zeitung. Er halte den Einsatz im dichten Zürcher S-Bahn-Netz für riskant. ABB setze weiterhin auf weiterentwickelte IGBT-Technologie, die inzwischen mit dem Siliziumkarbid-Antrieb konkurrieren könne.
Ein Stadler-Sprecher habe betont, das Stadler-Angebot basiere auf seit 2012 bewährten Doppelstockzügen. Die SBB hätten die Vorwürfe zurückgewiesen, könnten sich wegen des laufenden Beschwerdeverfahrens jedoch nicht inhaltlich äussern. Ende November hatte sich Stadler Rail entschieden, den Entscheid vor dem Bundesverwaltungsgericht anzufechten.
Erinnerungen an FV Dosto
In einer Medienmitteilung vom Sonntag unterstreichen die SBB nochmals die Vorzüge der gewählten Siemens-Züge: Diese würden zuverlässig, pünktlich und sicher sein. Sie seien optimal auf die Bedürfnisse von Pendlerinnen und Pendlern ausgelegt und ermöglichen rasches Ein- und Aussteigen.
Zudem wehren sich die Bundesbahnen gegen den Vorwurf, dass der Zug von Siemens erst noch von Grund auf entwickelt werden müsste, also ein «Papierzug» sei: «Es handelt sich beim bestellten Zug um eine Weiterentwicklung des bewährten Zugs Desiro HC von Siemens», so die SBB. Alle Hersteller hätten weiterentwickelte Standardfahrzeuge mit bewährten Komponenten angeboten.
Bei der Kritik an der Vergabe des Milliardenauftrags für neue S-Bahnen werden Erinnerungen an den FV Dosto von Bombardier wach. Der Fernverkehrszug kam später als geplant auf die Schienen und kämpfte mit zahlreichen Kinderkrankheiten. Inzwischen hat sich der Zug im täglichen Betrieb aber bewährt.