Darum gehts
- Naher Osten wird zum neuen Auswanderer-Magnet für Schweizer
- Golfstaaten bieten attraktive Jobs und steuerfreie Einkommen für Expats
- Schweizer in VAE stiegen um 23 Prozent auf 4200 Ende 2024
Auswandern aus der Schweiz? Klar! Nicht alle wollen in der vertrauten Heimat leben. Tausende Schweizerinnen und Schweizer emigrieren jedes Jahr. Auf der Suche nach neuen beruflichen Möglichkeiten, mehr Sonne, weniger hohen Lebenskosten – oder wegen der Liebe.
Bisherige Spitzenreiter waren Ziele in Europa und Nordamerika. Also kulturell weitgehend verwandte, westliche Ziele. Doch inzwischen entpuppt sich der Nahe Osten als neuer Auswanderer-Magnet.
Vor allem die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) befeuern diese Statistik: Waren dort Ende 2023 erst 3400 Schweizerinnen und Schweizer wohnhaft, waren es Ende 2024 bereits 4200 – ein Wachstum von 23 Prozent!
Zum Vergleich: Insgesamt nahm die Anzahl der Auslandschweizer laut der Auslandschweizerorganisation (ASO) zuletzt um 1,6 Prozent zu. In der Region Asien, zu der der Nahe Osten zugerechnet wird, aber um 7 Prozent.
Die Nahostländer bemühen sich um Einwanderung
Das ist nicht Zufall. Mehrere Länder in Nahost bemühen sich aktiv um qualifizierte Arbeitskräfte sowie ausländische Investments. Weil sie sich weniger abhängig von Öleinnahmen machen wollen. Also bieten sie optimale Rahmenbedingungen für Einwanderer.
In den Golfstaaten gibt es viele attraktive Jobs in Branchen wie Finanzen, Handel, Luftfahrt oder Beratung. Viele multinationale Konzerne – darunter beispielsweise Nestlé, Novartis oder UBS – haben regionale Sitze in Dubai (VAE) oder Doha (Katar). In diesen Ländern gibt es keine Einkommenssteuer, bei gleichzeitig oft hohen Gehältern. Die Länder sind sicher, modern und Einwanderer-freundlich – zumindest für jene mit hochqualifizierten Jobs.
Noch fokussiert sich das Interesse vor allem auf Dubai. Im aufstrebenden Saudi-Arabien wohnen laut EDA erst knapp 400 Schweizer, im Oman weniger als 100. Aber auch diese Länder bemühen sich um «Expats», darunter auch solche aus der Schweiz.
Oman hat soeben ein «Golden-Residency-Programm» ins Leben gerufen. Wer im Land einen Mindestbetrag von 200'000 Omani-Rial (rund 416'000 Franken) für Immobilien oder Unternehmen investiert, erhält Anspruch auf eine verlängerbare Aufenthaltsgenehmigung für zehn Jahre, die auch für Ehepartner, Kinder und Verwandte ersten Grades gilt – ohne Einschränkungen hinsichtlich Alter oder Anzahl. Dazu hat man Anrecht auf Fast-Track-Services am Flughafen und das Recht, eine Immobilie auch ausserhalb integrierter Tourismuskomplexe zu besitzen. Das ist ansonsten Omanis vorbehalten.
Europäische Länder erschweren die Einwanderung
Das wird Schweizer nicht in Scharen nach Oman locken. Generell beherbergt der Nahe Osten erst einen kleinen Teil aller Auslandschweizer - geschätzt weniger als 35'000, von insgesamt 826'000 Schweizerinnen und Schweizern im Ausland.
In den Top-10 der Auswanderungsziele von Schweizern findet man aus dieser Weltregion erst Israel (23'700), wo die Zuwanderung aktuell dünn ist. In Dubai leben 4200, in Ägypten rund 1480 und im Libanon rund 1450 Schweizer Bürger. Im Oman sowie in Katar oder Kuwait liegt man noch im tiefen dreistelligen Bereich. Aber diese Länder legen zu.
Unter anderem, weil westliche Länder die Einwanderung tendenziell erschweren. Aus den USA gibt es immer wieder Meldungen über massiv verschärfte Einwanderungsbedingungen, mitsamt restriktiveren Visa-Regelungen. Deutschland hat die Regeln für den Familien-Nachzug verschärft, Spanien hat sein «Golden Visa»-Programm abgeschafft, Grossbritannien verlangt höhere Qualifikationsanforderungen für Arbeitsvisa.
Hier wohnen die Auslandschweizerinnen und -schweizer
Rang | Land | Anzahl |
1. | Frankreich | 212'100 |
2. | Deutschland | 101'000 |
3. | USA | 84'700 |
4. | Italien | 52'600 |
5. | Kanada | 41'700 |
6. | Vereinigtes Königreich | 40'900 |
7. | Spanien | 27'300 |
8. | Australien | 26'600 |
9. | Israel | 23'700 |
10. | Österreich | 18'350 |
Quelle: Auslandschweizerorganisation, Statistik 2024