Darum gehts
- Schweizer Auswanderer lebt seit 28 Jahren auf den Philippinen und ist in finanzieller Not
- Ralph Kocan bereut verpasste AHV-Einzahlungen und hat Schulden wegen Medikamenten
- Mit 870 Franken AHV und 200 Franken Unterstützung vom Bruder monatlich
Weisse Sandstrände und kristallklares Wasser – so das klassische Bild, wenn man an die Philippinen denkt. Viele träumen darum davon, auszuwandern und den Lebensabend auf einer Terrasse nahe dem Meer zu verbringen. Ralph Kocan (73) lebt seit rund 28 Jahren in der Nähe von Manila. Vom paradiesischen Ruhestand ist er aber weit entfernt.
Mit Blick hat der 73-Jährige über seine missliche Lage gesprochen. Er hat gesundheitliche Probleme und fast kein Geld. Daran, dass ihm das Geld fehlt, sei er aber selber schuld, sagt er. Vor einem Jahr litt er an einer Lungenentzündung und musste ins Spital. Die Medikamente sind teuer, auch auf den Philippinen. Von der AHV erhalte Kocan 870 Franken monatlich. Sein Bruder, der in Portugal lebt, unterstütze ihn monatlich mit 200 Franken.
Frist verpasst
«Aber das reicht auch hier nicht aus», sagt er. Um die Medikamente und die Pflege zu bezahlen, habe er Schulden gemacht. «Aktuell sind es 2000 Franken, die ich irgendwie zurückbezahlen muss», sagt er. Dass er nicht mehr Geld von der AHV kriegt, liege daran, dass er seit über 30 Jahren nicht mehr in der Schweiz wohnt und im Ausland gearbeitet habe.
«Ich war in Polen, in Afrika und bin nun schon lange auf den Philippinen», sagt er. Um die AHV habe er sich aber nicht gekümmert. «Ich war ein Trottel», sagt er. Wenn man als Schweizer im Ausland lebt und arbeitet, kann man die Lücke bei der AHV füllen und im Nachhinein Beträge einzahlen. Das geht aber nur während fünf Jahren. «Das habe ich verpasst. Als ich mich gemeldet hatte, war es bereits zu spät», sagt Kocan. Er weiss, dass das sein «Bock» war.
Die Schweiz ist keine Option
Immer wieder habe er sich gesagt, «das kommt schon gut». Bis es halt nicht mehr gut war. «Meine Freunde haben mir schon ordentlich den Kopf gewaschen», erzählt er. In die Schweiz zurückzukommen, sei keine Option. «Was soll ich da? Mich ins Pflegeheim verfrachten lassen, nur um da zu sterben? Nein danke», sagt er.
«Da wartet niemand auf mich», meint er. «Hier habe ich meine vier Katzen, die mit mir alt geworden sind, die kann ich nicht alleine lassen. Die älteste ist immerhin schon 17 Jahre alt», sagt er.
Seine Freunde seien bereits gestorben und auch sein Vater sei tot. Vor Jahren habe ihn dieser auf den Philippinen besucht und sich dann auch noch verliebt. «Mit 85 hat er nochmals geheiratet», sagt er und lacht. Gemeinsam mit seiner Frau sei sein Vater zurück in die Schweiz gezogen.
Nach dessen Tod habe sie alles geerbt. Auch die Eigentumswohnung, die sie verkauft habe. «Das ist in Ordnung für mich. Mein Bruder und ich haben auf das Erbe verzichtet, das war der Wunsch meines Vaters. Wir haben die Wohnung ja auch nicht finanziert oder unterhalten», sagt er.
Kampf um Kaffee-Kunden
In seiner Wahlheimat habe er sich vor einigen Jahren ein kleines Business mit Kaffee aufgebaut. «Noch vor zehn Jahren lief das wunderbar», erzählt er. Seit ein paar Jahren aber sei die Konkurrenz gewachsen. Andere Vertreiber würden die Preise drücken, und seine Kundschaft schrumpft, sagt er.
Er habe noch einen kleinen Stamm an treuen Kundinnen und Kunden, davon leben könne er aber auch nicht. Im Grunde gehe es ihm nur darum, die 2000 Franken Schulden bezahlen zu können. «Den Rest schaffe ich dann schon irgendwie», sagt der 73-Jährige hoffnungsvoll.