Doch keine Entschärfung des Fachkräftemangels
Lehrbetriebe haben weniger mit der Rekrutierung zu kämpfen

Es gibt zum Lehrstart weniger offene Lehrstellen als im vergangenen Jahr. Doch gegen den Fachkräftemangel hilft das nicht.
Publiziert: 10:04 Uhr
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Aktualisiert: 13:52 Uhr
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Arbeitsstellen in handwerklichen Berufen sind oft schwer zu besetzen.
Foto: GAETAN BALLY

Darum gehts

  • 6400 Lehrstellen schweizweit unbesetzt, besonders in Bau und Gastgewerbe
  • Handwerkliche Berufe leiden unter Digitalisierung, Koch-Beruf oft aus Leidenschaft gewählt
  • 1300 Lehrstellen Mitte August im Kanton Zürich ausgeschrieben
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Zum Start des Schuljahres Mitte August waren schweizweit rund 6400 Lehrstellen unbesetzt. Viele davon sind auf dem Bau, im Gastgewerbe und in der Maschinenindustrie. Das ist rund ein Viertel weniger als zum gleichen Zeitpunkt im Jahr zuvor.

Damals waren per Stichdatum 13. August noch rund 8500 Lehrstellen für den bereits zurückliegenden Lehrstart ausgeschrieben, wie aus einer Auswertung der Lehrstellenplattform Yousty hervorgeht.

Yousty-Sprecherin Lale Scirocco führt diesen Rückgang darauf zurück, dass grundsätzlich mehr Jugendliche auf der Suche nach einer Lehrstelle seien. Gleichzeitig würden immer mehr Betriebe auf Lehrstellenmarketing setzen, sagte sie der Nachrichtenagentur Keystone-SDA auf Anfrage. Etwa an Berufsmessen oder via soziale Medien erhielten potenzielle Lehrlinge schon früh einen Einblick in die Berufe.

Deutlich weniger Lehrlinge bei einigen Jobs

Einer Entschärfung des Fachkräftemangels entspreche diese Entwicklung aber nicht, betonte Scirocco. Dies insbesondere mit Hinblick auf die anstehenden Pensionierungen vieler Fachkräfte. In gewissen Berufen habe es im letzten Jahrzehnt zudem deutlich weniger Lehrlinge gegeben, zum Beispiel minus 14 Prozent bei Köchinnen und Köchen oder minus 4 Prozent im Strassenbau.

Auch dieses Jahr waren nach den Sommerferien noch viele Betriebe auf der Suche nach Berufseinsteigenden: Auf dem Bau waren gemäss Yousty fast 1800 Stellen ausgeschrieben. Im Gastgewerbe, im Metall- und Maschinenbau sowie in der Gesundheitsbranche waren jeweils mehr als 600 Stellen unbesetzt.

Die handwerklichen Berufe haben generell einen schweren Stand. «In einer zunehmend digitalisierten Arbeitswelt stehen sie weniger im Fokus der Jugendlichen», erklärte Scirocco. Auch Stellen als Koch oder Köchin gingen schleppender weg, weil diese meist aus Leidenschaft gewählt würden. Zudem gebe es nur wenige Jugendliche, die diesen Beruf als «zweite Wahl» in Betracht ziehen würden – etwa nach einer Absage in einem anderen Bereich.

In Zürich am meisten offene Stellen

Mit rund 1300 Inseraten waren Mitte August die meisten Lehrstellen im Kanton Zürich ausgeschrieben, gefolgt von St. Gallen und Luzern, wo 800 beziehungsweise 500 Lehrverträge auf einen Unterzeichner oder eine Unterzeichnerin warteten. Auch im August und September werden gemäss Sciroccos Erfahrung noch Lehrstellen vergeben, wenn auch in einem kleineren Umfang. Ein «Sprung» sei nicht mehr zu erwarten.

Bis Ende Mai hatten rund 54'500 Personen einen Lehrvertrag mit Lehrstart 2025 unterschrieben, wie das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation bekanntgab. Das waren 1300 mehr als im Vorjahreszeitraum.

Ein stabiler Trend auf dem Lehrstellenmarkt ist auch dem sogenannten Nahtstellenbarometer des Bundes zu entnehmen. Rund 60 Prozent der Schweizer Jugendlichen interessiert sich demnach für eine berufliche Grundbildung. Die beliebteste Berufslehre ist seit Jahren die kaufmännische Ausbildung, gefolgt von den Ausbildungen zu Fachpersonen in Gesundheit, Informatik und Detailhandel.

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