Die Erkenntnisse widersprechen laut einer Mitteilung der Universität Bern vom Donnerstag gängigen Annahmen über die Wichtigkeit von Arbeitsplatzmerkmalen wie der Familienfreundlichkeit einer Stelle oder des Gehalts.
Ein Forschungsteam der Universitäten Bern und St. Gallen hat für die Studie, die in der Fachzeitschrift «Socio-Economic Review» erschienen ist, über 2’000 Achtklässler kurz vor der Lehrstellenwahl getestet: Die Schülerinnen und Schüler mussten in einem Experiment zwischen fiktiven Berufsbeschreibungen wählen, die sich in acht Merkmalen unterschieden: fünf bezogen sich auf die geforderten Fähigkeiten - etwa technisches Wissen, Kreativität oder soziale Interaktion -, drei auf klassische Arbeitsplatzmerkmale wie Lohn, Teilzeitoptionen oder gesellschaftliche Relevanz.
Die Ergebnisse zeigen: Bei Lohn, Arbeitszeiten oder Sinnhaftigkeit der Arbeit gibt es kaum Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Unterschiede zeigen sich deutlich bei den geforderten Fähigkeiten. Die jungen Frauen mieden im Experiment Berufe mit starkem technischen Fokus, während die jungen Männer diese attraktiv fanden. Kreative oder soziale Aufgaben sprachen hingegen besonders Frauen an.
In einer zunehmend digitalisierten Arbeitswelt, in der technologische Kompetenzen über Einkommen und Karriere entscheiden, wird die geringere Präferenz junger Frauen für technologieintensive Berufe laut der Universität Bern bestehende Ungleichheiten verfestigen.
Um geschlechtsspezifische Berufswahlmuster aufzubrechen, müssen laut den Forschenden Stereotypen hinterfragt werden. Die Ergebnisse verdeutlichen demnach, dass geschlechtertypische Fähigkeitszuschreibungen bereits im Jugendalter wirksam sind.