Darum gehts
- Schweizer Tourismus wächst, Overtourism-Diskussionen bleiben aus
- Toolbox zur Tourismussensibilisierung wird im Frühjahr präsentiert
- Prognose: 44 Millionen Logiernächte für 2027
Die Schweiz bleibt ein beliebtes Touristenziel. Laut der Prognose von BAK Economics und der Konjunkturforschungsstelle (KOF) wird für den Sommer 2025 mit etwa 24,9 Millionen Logiernächten gerechnet – ein Plus von rund 2 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Was ausblieb: öffentliche Diskussionen zum Dauerthema Overtourism. Weil dagegen an den neuralgischen Punkten bereits aktiv gearbeitet wird. Am Oeschinensee und den Giessbachfällen im Berner Oberland werden Besucherströme bereits aktiv gelenkt, etwa durch Ticket- und Parkplatzreservationen. Luzern beschränkt die Airbnb-Vermietungen. Im Alpstein gibt es konkrete Pläne, um das Verkehrschaos zu lösen.
Das heisst nicht, dass die Probleme vom Tisch sind. Die Schweizer Tourismusindustrie bleibt am Thema dran. 13 Tourismusregionen, Schweiz Tourismus und die Hochschule Luzern entwickeln aktuell eine «Toolbox zur Tourismussensibilisierung», die im Frühjahr präsentiert werden soll, wie die «NZZ am Sonntag» berichtet.
Ein Leitfaden für betroffene Tourismusregionen
Laut Martin Nydegger (53), Geschäftsführer von Schweiz Tourismus, handle es sich dabei um «ein praxisorientiertes Instrument, das Fachpersonen im Tourismus konkrete Hilfestellungen bietet.» Auf Nachfrage von Blick lässt er sich nicht viel mehr Konkretes entlocken, hält aber fest: «Wir nehmen das Thema ernst und ergreifen konkrete Massnahmen.»
Fakt sei aber auch, dass Overtourism ein punktuelles Phänomen ist und nun mit dem Auslaufen der Hochsaison abnimmt.
Punktuell insofern, als es laut Nydeggers Vorgänger Jürg Schmid (63), heute unter anderem Präsident von Graubünden Tourismus, eigentlich nur in drei Schweizer Regionen wirklich Overtourism gibt. Im Jungfrau-Gebiet mit Interlaken BE, in Luzern mitsamt Titlis-Region und in Zermatt VS.
Dort ist der Hebel anzusetzen. Laut Schmid ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Schweiz auch breiter von Overtourism betroffen ist. BAK Economics prognostiziert über 44 Millionen Hotelübernachtungen bis 2027. Letztes Jahr waren es 43 Millionen.
Neue Tourismusstrategie berücksichtigt Einheimische
Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) erarbeitet derzeit eine neue Tourismusstrategie, die erstmals auch die Auswirkungen auf die Schweizer Bevölkerung berücksichtigt. Probleme wie Stau und Wohnraumknappheit sollen adressiert werden, sowie Massnahmen wie Besucherlenkung.
Die Herausforderung lautet, ein Gleichgewicht zwischen Tourismus und Lebensqualität der Einheimischen zu finden. Lösungen sind – weltweit – gefragt.