Darum gehts
Bio galt lange als Luxus. Die Zeiten sind vorbei. Nachdem die Discounter Aldi Suisse und Lidl eigene billige Bio-Marken lancierten, zogen die Grossverteiler nach. Migros setzt schon länger auf die günstigeren Produkte von Alnatura. Coop lancierte letztes Jahr die günstigere Linie Bio 365.
Stellt sich die Frage: Wieso soll man überhaupt noch teure Bio-Produkte kaufen, wenn es ja günstigere Alternativen gibt?
Das ist ein Beitrag aus dem «Beobachter». Das Magazin berichtet ohne Scheuklappen – und hilft Ihnen, Zeit, Geld und Nerven zu sparen.
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Migros und Coop beantworten diese Frage des Beobachters nicht direkt. Migros betont, sich mit den Labels «Migros Bio» und «Bio-Suisse-Knospe» auf Schweizer Produkte und Produkte, die in der Schweiz verarbeitet werden, zu fokussieren. Viele günstigere Bio-Linien setzen auf Importprodukte, die nach weniger strengen EU-Standards produziert werden. So auch Alnatura und Bio 365.
Coop erklärt ausweichend, man setze «weiterhin mit viel Herzblut auf den hohen Standard der Bio-Knospe» und verzeichne eine steigende Nachfrage. Zudem gehe Coop bei einigen herkömmlichen Bio-Produkten sogar über die Knospe-Anforderungen hinaus, etwa bei Agroforst-Projekten oder Demeter-Knospe-Fleisch aus Hoftötung.
Lizenzgebühren gehen verloren
Dass Coop eine eigene Billig-Bio-Linie lanciert hat, zeigt den Preisdruck durch die Discounter. Denn zwischen dem Detailhändler und Bio Suisse galt jahrelang die inoffizielle Abmachung, dass Coop nur Produkte auf Knospe-Niveau verkauft. Sogar importierte Ware wurde nachträglich zertifiziert, um die Standards hochzuhalten.
Der Knospe gehen mit dieser Entwicklung von Billig-Bio-Linien Lizenzgebühren verloren. Bei Bio Suisse heisst es dazu: «Billigprodukte betreffen nur eine kleine Anzahl Artikel bei den Detailhändlern. Der Umsatz mit diesen Produkten ist nicht so gross, dass es wirklich wehtut.» Bei Coop heisst es: «Bio Suisse ist und bleibt ein wichtiger strategischer Partner.»
Billig nicht zwingend schlechter
Für die Konsumentinnen wird es mit immer mehr Bio-Labels nicht einfacher. Sie müssen im Labeldschungel den Überblick behalten. Zumal billig bei Bio nicht zwingend schlechter ist.
Gewisse günstige Produkte werden sogar nach strengeren Standards produziert als die der Knospe. Etwa unter dem Label «Retour aux sources» von Aldi Suisse mit dem laut Eigenangabe «höchsten Bio-Standard der Schweiz». Dennoch darf Aldi Suisse weiterhin nicht die Knospe auf seinen Eigenmarken verwenden – obwohl Bio Suisse interessiert wäre. Bio Suisse erklärt dem Beobachter, man verweigere Aldi Suisse das Label nicht, es gebe aber Anforderungen, die der Discounter nicht erfülle.
Etwa an die Anzahl angebotener Bio-Produkte. «Bio-Produzenten hinter der Knospe verpflichten sich dazu, ihren ganzen Betrieb auf Bio umzustellen», begründet Bio-Suisse-Sprecher David Herrmann. Sie müssten daher für eine breite Produktpalette Abnehmer finden.
Discounter setzten aber vor allem auf einzelne Bio-Produkte, die gut liefen, etwa Tomaten. «Wenn ein Gemüsebauer nur Tomaten anpflanzt, um Aldi zu beliefern, hat er eine Monokultur, und der Krankheitsdruck steigt immens», so Herrmann. Diese Entwicklung sei unfair für die Bauern. Wer Bio-Produkte der Knospe kaufe, unterstütze die Bio-Landwirtschaft als Ganzes, so Herrmann.
Günstiger trotz höherer Standards
Für Konsumentinnen stellt sich die Frage, wieso die Discounter trotz teilweise höherer Standards günstigere Bio-Produkte anbieten können als Migros und Coop. Aldi Suisse begründet seine tiefen Preise mit ihrem «fokussierten Sortiment», womit die Logistikkosten und damit die Produktpreise niedrig gehalten werden könnten.