Deutlich günstiger bei dm – trotz identischem Produktionsstandort
Migros-Kunden zahlen bis zu 250 Prozent mehr für Kosmetikprodukte

Die Migros scheut keinen Preiskampf. Doch ausgerechnet der orange Riese verlangt für seine eigenen Kosmetikprodukte deutlich mehr als die deutsche Konkurrenz. Ist das gerechtfertigt?
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Die Migros weist mit gelben Schildern auf tiefe Preise hin.
Foto: Keystone

Darum gehts

  • Migros-Produkte mit «Tiefpreis» gekennzeichnet, aber hohe Margen bei Eigenmarke «I am»
  • Preisunterschiede zu vergleichbaren Produkten in Deutschland bis zu 250 Prozent
  • Anti-Aging-Tagescreme Q10+ kostet 4.95 Franken, ähnliche Balea-Creme nur 1.82 Franken
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Milena KälinRedaktorin Wirtschaft

Ein gelbes Schild bei den Orangen, bei den Eiern oder bei Pasta: Viele Migros-Produkte sind mittlerweile mit der Überschrift «Tiefpreis» gekennzeichnet. Doch die Detailhändlerin ist anscheinend gar nicht so grosszügig, wie sie sich immer gibt. Das zeigt eine neue Recherche der «SonntagsZeitung».

Gerade bei der eigenen Kosmetikmarke I am soll die Migros eine besonders hohe Marge verlangen: Zum Teil zahlen Migros-Kunden bis zu 250 Prozent mehr als Kunden für vergleichbare Produkte in Deutschland! Ist dieser Schweiz-Zuschlag gerechtfertigt?

Hergestellt werden die Produkte von der Firma Mibelle in Buchs AG und Frenkendorf BL. Bis vor kurzem war das noch eine Tochtergesellschaft der Migros. Im März verkaufte diese Mibelle an den spanischen Kosmetikriesen Persàn, der alle 1400 Angestellten übernommen hat.

Preisdifferenz zu Balea-Produkten

Mibelle produziert auch die Waren für Balea, eine Marke des deutschen Drogeriehändlers dm. Doch ennet der Grenzen sind vergleichbare Produkte deutlich günstiger. Die Anti-Aging-Tagescreme Q10+ von I am kostet beispielsweise 4.95 Franken. Für eine ähnliche Creme von Balea zahlt man gerade mal 1.82 Franken. Ein Preisunterschied von 170 Prozent!

Beim Pflegeduschmittel Sensitive Care ist die Preisdifferenz mit 250 Prozent noch happiger. Während man in der Migros 1.80 Franken bezahlt, kostet das Produkt im dm gerade mal 50 Rappen.

Ein vergleichbares Duschmittel der Marke I am kostet 1.80 Franken.
Foto: Screenshot www.dm.de

Den Vorwurf lässt die Migros aber nicht auf sich sitzen: Man zahle höhere Löhne und Mieten als dm, begründet die Detailhändlerin die Preisunterschiede gegenüber der Zeitung. Zudem beziehe die deutsche Drogeriekette die Waren in grösseren Mengen.

Doch auch bei dm kommen Mehrkosten dazu, etwa der Transport nach Deutschland. Zudem ist die Mehrwertsteuer dort mit 19 Prozent deutlich höher als in der Schweiz mit 8,1 Prozent.

Bei Manor günstiger

Dass Produkte in der Schweiz mehr kosten, ist keine Seltenheit. Bei Kosmetikmarken liegt der Schweiz-Zuschlag bei etwa 50 Prozent, heisst es im Artikel weiter. Die Anti-Falten-Creme von Balea kostet bei Manor beispielsweise 2.45 Franken – also deutlich weniger als beim orangen Riesen.

Dass ausgerechnet die Migros solch hohe Preisdifferenzen in Kauf nimmt, überrascht. Sonst scheut Chef Mario Irminger (60) keinen Preiskampf. Sowohl mit Lindt als auch mit Coca-Cola hat der Migros-Boss hart verhandelt. Nun ist das Kriegsbeil mit dem Schoggi-Produzenten zwar begraben: Die Preise bleiben vorerst gleich. Doch kommendes Jahr könnte es zu Anpassungen kommen. Ob die Migros auch bei der eigenen Kosmetikmarke an den Preisen schraubt, wird sich zeigen.

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