Diesen Fehler machen die meisten beim Abrollen des Kondoms
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Gründerin Hammer erklärt:Diesen Fehler machen die meisten beim Abrollen des Kondoms

Das Gleitgel von Martina Hammer kann man sogar essen
«Menschen zögern oft, intime Produkte im Laden zu kaufen»

Kaum aus dem Geburtssaal heraus, hat Martina Hammer ihre vegane Kondommarke Feelgood Condoms gegründet. Bei Blick erzählt die Jungunternehmerin von den Herausforderungen ihres Start-ups – und warum sie fast aufgegeben hat.
Publiziert: 11:58 Uhr
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Aktualisiert: 15:43 Uhr
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«Menschen zögern oft, intime Produkte im Laden zu kaufen», weiss Martina Hammer.
Foto: Thomas Meier

Darum gehts

  • Martina Hammer gründete vegane Kondommarke Feelgood Condoms und verkauft nachhaltige Sexprodukte
  • Feelgood-Kondome sind in der Migros und online auf diversen Plattformen erhältlich
  • Bisher hat Hammer rund eine Million Kondome verkauft.
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

«Für die Wurst. Total vegan.» Diesen Werbespruch hat sich Martina Hammer (40) für ihre Marke Feelgood Condoms einfallen lassen. Sie verkauft vegane Kondome und Gleitmittel – und mittlerweile auch einen nachhaltigen Vibrator.

«Nach der Geburt meines Kindes stand ich vor dem Kondomregal und fand keine umweltfreundliche Verhütungsmethode», erzählt Hammer beim Besuch von Blick bei ihr zu Hause in Baden AG, von wo aus sie auch arbeitet. Obwohl sie damals frischgebackene Mama war, hat sie das Thema nicht mehr losgelassen. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion wurde die Marke Feelgood Condoms geboren. 

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«Ich habe mein gesamtes Erspartes eingesetzt, das hat mir schlaflose Nächte bereitet.»
Martina Hammer
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Gesamtes Erspartes investiert

Ein Jahr später – im Frühling 2023 – finden Konsumentinnen und Konsumenten die Feelgood-Kondome bereits in der Migros im Regal. In ihre Marke hat Hammer zu Beginn einen sechsstelligen Betrag investiert: für eine Million Kondome. «Ich habe mein gesamtes Erspartes eingesetzt, das hat mir schlaflose Nächte bereitet. Aber wenn ich es nicht probiert hätte, würde ich mich mein Leben lang fragen, ob es geklappt hätte.» 

Die Million hat sie mittlerweile fast verkauft: «Bei einigen Varianten musste ich bereits nachbestellen, von anderen habe ich nur noch wenige Stücke», so Hammer, die bereits Erfahrung in der Branche hat. Sie verkauft vier verschiedene Kondomvarianten. Am beliebtesten ist die Variante extradünn. Online verkauft Hammer unter anderem über Digitec Galaxus, Brack oder Amorana. 

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Die unterschiedlichen Farben sowie die gut sichtbaren Texte der Feelgood Condoms helfen, schnell die richtige Wahl zu treffen.
Foto: Thomas Meier

Bei Feelgood handelt es sich um die erste Schweizer Kondommarke, die von der Vegan Society zertifiziert ist. Statt des Kuhmilchproteins Casein verwendet Hammer pflanzliche Lupinenproteine als Bindemittel. Die Kondome werden zudem nicht an Tieren getestet, wie das sonst üblich ist. Die Verpackung besteht aus recycelten Materialien.

Preislich sind die Kondome mit der Konkurrenz vergleichbar. Bei Galaxus kostet eine 10er-Packung 9.50 Franken. «Wir möchten für alle zugänglich sein, weshalb wir mit einer geringeren Marge arbeiten. Bei einem so schnelllebigen Produkt sind Kunden trotz Nachhaltigkeit leider nicht bereit, viel mehr zu zahlen.»

Hammer hatte immer wieder mit Hürden zu kämpfen. «Mitten im Prozess ist mein Hersteller hopsgegangen. Da habe ich fast aufgegeben», so die Gründerin. Doch sie fand einen neuen Produzenten in Deutschland – dieser konnte auch ein Gleitgel für die Marke herstellen. Dank des kurzen Transportwegs haben die Kondome einen zehnmal kleineren Co2-Fussabdruck als die Produkte der Konkurrenz. 

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«Als Frau mit einem Baby auf dem Arm wurde ich oft belächelt.»
Martina Hammer
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Von den etlichen kontaktierten Vertreibern und Logistikern meldete sich gerade mal jeder Zehnte zurück. Das Problem: Da ein Kondom ein Medizinprodukt ist, fehlten Hammer zu Beginn Muster. «Als Frau mit einem Baby auf dem Arm wurde ich oft belächelt. Insbesondere die Suche nach einem Lager war schwierig», so Hammer weiter. Fündig wurde sie dann beim Logistiker Planzer. 

Ein bescheidener Lohn

Seit letztem Jahr zahlt sich Hammer monatlich 1000 Franken Lohn aus. Das restliche Geld wird gleich wieder ins Unternehmen gesteckt. Die kleine Familie lebt vom Einkommen ihres Mannes, der als Lehrer arbeitet. 

Vor einem halben Jahr lancierte Hammer ihr erstes Produkt für die Frau: einen nachhaltigen Vibrator. Die Nachfrage war riesig, das Produkt schnell ausverkauft. «Ich habe mich geärgert, dass ich nicht mehr bestellt hatte. Beim nächsten Mal bin ich mutiger», so die Gründerin. Dabei war es mit der Werbung gar nicht so einfach – auf Instagram wurden Posts mit dem Produkt immer wieder gelöscht.

Für diesen Herbst hat Hammer ebenfalls eine Neuheit in petto: «Etwas, was man so nicht erwartet» – mehr will sie noch nicht verraten.

Fünfmal so viele Neugründungen wie Konkurse

Statt von neu gegründeten Firmen hört und liest man häufig nur von Massenentlassungen, Schliessungen oder Konkursen: 11'506 Firmen haben letztes Jahr Insolvenz angemeldet. Oft geht dabei jedoch vergessen, dass gleichzeitig deutlich mehr neue Unternehmen gegründet werden. Im letzten Jahr gab es mit 52'978 fast fünfmal so viele Neugründungen wie Konkurse in der Schweiz.

Die meisten Start-up-Gründer (37 Prozent) sind zwischen 28 und 37 Jahre alt. Am liebsten gründen sie Firmen im Bereich Konsumgüter, Handel sowie IT- und Softwaredienstleistungen.

Blick stellt in loser Folge Gründerinnen und Gründer vor, die von ihren Erfahrungen als Branchenneulinge berichten. Die Produkte ihrer noch jungen Firmen haben es bereits ins umkämpfte Supermarktregal im Schweizer Detailhandel geschafft.

Statt von neu gegründeten Firmen hört und liest man häufig nur von Massenentlassungen, Schliessungen oder Konkursen: 11'506 Firmen haben letztes Jahr Insolvenz angemeldet. Oft geht dabei jedoch vergessen, dass gleichzeitig deutlich mehr neue Unternehmen gegründet werden. Im letzten Jahr gab es mit 52'978 fast fünfmal so viele Neugründungen wie Konkurse in der Schweiz.

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