Darum gehts
- Unabhängige Überprüfung des CS-Übernahmepreises durch Zürcher Handelsgericht angeordnet
- Streitwert im Verfahren um CS-Übernahme beträgt rund 50 Milliarden Franken
- UBS prüft offenbar Sitzverlegung
In der UBS-Chefetage dürften die Alarmlampen schon länger auf Rot leuchten. Die letzte Schweizer Grossbank muss für ihre Auslandstöchter deutlich mehr Kapital hinterlegen, als ihr lieb ist. Das hat die Finanzministerin Karin Keller-Sutter unterstützt von Finma und Nationalbank im Juni so beschlossen. Gelingt es der UBS nicht, die Vorlage im parlamentarischen Prozess abzuschwächen, dürfte das die Bank deutlich über 20 Milliarden Franken kosten.
Dazu könnten noch viele Milliarden mehr kommen, denn der Kaufpreis von drei Milliarden Franken gerät immer mehr unter Druck. Viel zu billig, so der Tenor. Dazu hat das Zürcher Handelsgericht ein bemerkenswertes Urteil gefällt: Der Streitwert im Verfahren um die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS beträgt laut «SonntagsZeitung» rund 50 Milliarden Franken. Dies hat das Gericht festgelegt, das mehr als 5000 ehemaligen CS-Aktionären eine unabhängige Überprüfung des Übernahmepreises von drei Milliarden Franken gewährt hat. Die Kläger sprächen von einer willkürlichen Festlegung des Preises pro Aktie und wollen klären lassen, welcher faire Wert am 19. März 2023 gerechtfertigt gewesen wäre.
Es ist zwar völlig offen, ob die CS am Tag ihres Unterganges tatsächlich 50 Milliarden Franken wert war. Aber jede Summe über den drei Milliarden wird die UBS eine Stange Geld kosten. Geld, das sich zu den Integrationskosten addiert.
Will die UBS die Schweiz verlassen?
Zudem wird der Wert der CS von unabhängiger Seite überprüft, was zwar juristisch korrekt ist, aber der UBS auch nicht schmecken dürfte. Die Gutachter Roger Neiniger und Peter Leibfried sollen den Unternehmenswert der CS zum Zeitpunkt der Fusion bestimmen und die UBS muss dazu interne Bewertungsunterlagen offenlegen.
Zusätzlich prüfe die UBS laut dem Bericht eine Verlegung ihres Hauptsitzes ins Ausland, wobei ein Entscheid darüber in neun Monaten fallen soll. Als Wunschziel gelte New York. Mal abgesehen davon, dass durch eine Sitzverlegung weitere Milliardenkosten anfallen dürften, stellen sich noch ein paar andere Fragen: Was geschieht mit den Milliarden Franken an Krediten von Schweizer KMU, die jetzt bei der UBS gebucht sind. Diese müssten dann wohl von anderen Banken in der Schweiz übernommen werden – eine Herkulesaufgabe. Und dann wäre die Frage nach dem nachhaltigen Geschäftsmodell: Denn mit der Verlegung des Sitzes in die Heimat von US-Präsident Donald Trump (79) dürften sich viele der superreichen Kunden in der Vermögensverwaltung wohl von der UBS abwenden.
Bleibt zu hoffen, dass UBS-Chef Sergio Ermotti (65) sich künftig nicht nur übers Kapital und andere Dinge echauffieren wird, sondern auch die oder andere konstruktive Antwort auf die Fragen vorlegen wird. Eine erste Gelegenheit bietet sich am kommenden Mittwoch, wenn die UBS-Spitze zum ersten Mal seit längerem auch physisch vor die Medien treten wird, wenn die Bank die Geschäftsergebnisse vom zweiten Quartal präsentieren wird.