Darum gehts
- Eigenmietwert-Abschaffung trifft Gemeinden mit vielen Zweitwohnungen besonders hart
- Graben zwischen Einheimischen und Zweitwohnungsbesitzern könnte sich verschärfen
- Val de Bagnes rechnet mit Steuerausfällen von rund 5 Millionen Franken jährlich
Vor einer Woche hat die Schweizer Stimmbevölkerung für die Abschaffung des Eigenmietwerts gestimmt. Vor allem Gemeinden mit einem hohen Anteil Zweitwohnungen trifft der Entscheid hart.
«Die Steuerausfälle werden auf mindestens 5 Millionen Franken pro Jahr geschätzt – davon 3,5 Millionen im Zusammenhang mit den Zweitwohnungen», sagt Nicolas Féraud, Präsident von Crans-Montana VS, gegenüber Blick. Mit 8500 Zweitwohnungen trifft es die Walliser Berggemeinde besonders hart: Damit liegt der Anteil Zweitwohnungen bei 58 Prozent.
«Das ist eine Katastrophe», so Féraud weiter. Schliesslich müsse jeder Einnahmeverlust durch andere Steuerquellen irgendwie ausgeglichen werden. «Einige Gemeinden könnten daher gezwungen sein, ihre Steuersätze zu erhöhen.» Gleichzeitig entwarnt der Präsident: In Crans-Montana seien zum jetzigen Zeitpunkt keine Steuererhöhungen geplant.
Féraud weiss, dass die Zweitwohnungsbesitzer zum Teil sowieso schon unzufrieden sind. Diesen Sommer wurde bereits die Kurtaxe um zwei Franken pro Nacht erhöht. «Es ist ein reales Risiko, dass Zweitwohnungsbesitzer ihr Eigentum lieber verkaufen – weil es ihnen zu teuer wird.»
Verbier trifft es noch härter
Auch in der Gemeinde Val de Bagnes, zu der auch Verbier VS gehört, ist der Anteil Zweitwohnungen mit 55 Prozent überdurchschnittlich hoch. Die Tourismusgemeinde trifft es gar noch härter als Crans-Montana. Die Gemeinde spricht von Steuerausfällen von ungefähr 5 Millionen Franken, allein wegen der Zweitwohnungen. Ein grosses Problem für Val de Bagnes.
Gleichzeitig betont ein Sprecher der Gemeinde, dass man noch nicht wisse, um wie viel die Steuern tatsächlich einbrechen würden. Schliesslich können die Steuerzahlenden mit dem Wegfall des Eigenmietwerts auch weniger Abzüge für Sanierungen machen. Wie hoch der tatsächliche Verlust ausfallen wird, wird sich also zeigen.
Das grosse Problem: Der Graben zwischen Einheimischen und Zweitwohnungsbesitzer wird sich durch das Aus des Eigenmietwerts weiter verschärfen. «Es kann nicht sein, dass die Einheimischen, die einen Viertel der Wohnungen belegen, sowieso schon fast die gesamte Infrastruktur finanzieren müssen», sagt Gerhard Kiechler (60) vergangene Woche zu Blick. Der Gemeindepräsident von Goms VS rechnet mit 5 bis 10 Prozent weniger Steuereinnahmen.
Nun liegt es am Kanton
Die Walliser Gemeinden warten nun den Entscheid des Kantons ab. Schliesslich haben die Schweizer Stimmbürger nicht nur der Abschaffung des Eigenmietwerts zugestimmt – sondern vor allem der Sondersteuer für Zweitwohnungen.
Wie so eine Sondersteuer genau aussehen könnte, ist noch offen. Jeder Kanton muss dabei über den Steuersatz, die Bemessungsgrundlage sowie die Art der Verteilung entscheiden. «Wir hoffen, dass die Gemeinden bei der Verhandlung mit am Verhandlungstisch sitzen», sagt Féraud aus Crans-Montana weiter. Davon geht auch die Gemeinde Val de Bagnes aus.
Doch es bleibt noch etwas Zeit: Der Eigenmietwert fällt frühstens 2028 weg. Bis dahin können die Kantone alle Details zur Sondersteuer auf Zweitwohnungen klären.