Caritas warnt vor Prämienschub bei Krankenkassen
«Für Menschen mit tiefen Einkommen nicht verkraftbar»

Die bevorstehende Prämienrunde bei den Krankenversicherern bringt vor allem ärmere Haushalte in ernste finanzielle Probleme. Caritas und Schuldenberater warnen vor einer Entwicklung, die für viele Menschen nicht mehr verkraftbar sei.
Publiziert: 16:41 Uhr
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Haushalte am Anschlag: Energiekosten, steigende Mieten und jetzt auch noch der Prämiensprung bei den Krankenkassen.
Foto: CHRISTOF SCHUERPF

Darum gehts

  • Krankenversicherungsprämien belasten Haushalte stark, Caritas warnt vor Schock
  • Caritas fordert höhere Prämienverbilligungen und solidarischere Verteilung der Gesundheitskosten
  • In den letzten vier Jahren hat die Prämienlast für Versicherte um 25 Prozent zugenommen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Ulrich RotzingerWirtschaftschef

«Wie stark belasten die Kosten für die Grundversicherung mein Budget im nächsten Jahr?» Und: «Woher bloss das Geld nehmen, das für den Krankenversicherer fällig wird?». Solche Fragen sind in den Sozial- und Schuldenberatungen der regionalen Caritas-Organisationen derzeit allgegenwärtig. Auch der Dachverband Schuldenberatung Schweiz ist mit immer mehr Ratsuchenden konfrontiert, wie es auf Anfrage heisst.

«Die Gesundheitskosten sind in fast jedem Beratungsgespräch ein zentrales Thema», bestätigt Aline Masé (39) gegenüber Blick. Die Leiterin der Fachstelle Sozialpolitik der Caritas Schweiz warnt: «Ein erneuter Prämiensprung ist für viele Haushalte, besonders ärmere, ein Schock». Ins gleiche Horn bläst Pascal Pfister (48), Geschäftsleiter der Schuldenberatung Schweiz: «Steigende Prämien erhöhen das Verschuldungsrisiko».

Bund informiert über den Prämienanstieg

Noch ist nicht bekannt, wie stark in den jeweiligen Kantonen der Schweiz die durchschnittlichen Prämien steigen. Darüber informiert am Dienstag der Bund die Öffentlichkeit. Anschliessend schalten die Krankenkassen ihre Prämien auf und informieren bestehende Versicherte über die Prämienlast und ihre Police für das kommende Jahr.

Caritas-Leiterin Masé spricht von einer «unheilvollen Entwicklung». Ihre Organisation schätzt, dass Versicherte 2026 über 25 Prozent mehr für die Krankenkasse bezahlen müssen als im Jahr 2022. Das drücke aufs Haushaltsbudget. «Für eine zunehmende Zahl von Menschen mit tiefen Einkommen ist dies nicht mehr verkraftbar», sagt Masé. Denn gleichzeitig würden auch die Wohnungsmieten am Markt steigen.

Mehrheit der Betroffenen kann Prämien nicht zahlen

Caritas Schweiz macht sich deshalb grosse Sorgen: Bei ärmeren Haushalten fressen die Ausgaben für Wohnen und Gesundheit inzwischen im Schnitt die Hälfte des Bruttoeinkommens auf. Kein Wunder, habe ein grosser Teil der Betroffenen Zahlungsausstände bei den Kassen oder gehe erst gar nicht zum Arzt, obwohl das nötig wäre. Schuldenberater Pfister verortet zunehmende Probleme bei «Menschen mit engem Budget, die nicht auf eine individuelle Prämienverbilligung zurückgreifen können».

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Masé fordert, dem Kostenanstieg mit höheren Prämienverbilligungen für ärmere Haushalte zu begegnen. «Prämienverbilligungen allein werden aber nicht ausreichen», so die Armutsexpertin. Es sei an der Zeit, mehr zu tun. Masé: «Die Kopfprämien sind sehr unsolidarisch, da im Prinzip alle gleich viel zahlen, egal, wie viel Geld sie haben. Die Millionärin zahlt gleich viel wie die Putzfrau an der Armutsgrenze.»

Caritas Schweiz schlägt vor, die Gesundheitskosten solidarischer zu verteilen, etwa einen Prämiendeckel im Verhältnis zum Bruttoeinkommen oder zum verfügbaren Einkommen einzurichten. Den gibt es bereits in einzelnen Kantonen wie der Waadt, er wird auch andernorts diskutiert. Eine weitere Möglichkeit seien einkommensabhängige Franchisen oder Prämien.

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